Verkehrsprobleme vor Grundschule und Gymnasium Elterntaxis gefährden Schüler auf Geh- und Radwegen

Röttgen/Ückesdorf · Die sogenannten Elterntaxis verstopfen die Straßen in Röttgen und Ückesdorf und nerven Anwohner. Nahe der Schlossbachschule soll jetzt eine Hol-und Bringzone für Autos geschaffen werden.

 Viele Kinder kommen zu Fuß, zu viele werden nach Ansicht einer Anwohnerin aber mit dem Auto zur Schlossbachschule gebracht.

Viele Kinder kommen zu Fuß, zu viele werden nach Ansicht einer Anwohnerin aber mit dem Auto zur Schlossbachschule gebracht.

Foto: Meike Böschemeyer

Den Blick auf ihre Armbanduhr kann sich die 42-jährige Steuerfachangestellte sparen. „Wenn‘s morgens laut wird, muss ich los“, sagt die Anwohnerin der Heidegartenstraße in Röttgen, und eine Spur Galgenhumor schwingt in ihrer Stimme mit. Damit sie pünktlich an ihrem Schreibtisch sitzt, fährt sie morgens mit dem Bus von der Reichsstraße aus in Richtung City. „Sobald der Verkehrslärm deutlich zulegt, wird es Zeit. Spätestens dann muss ich mich auf den Weg machen“, fügt sie hinzu. „Denn dann ist es kurz vor 8 Uhr und das Chaos vor meiner Tür ist unbeschreiblich.“

Als Anwohnerin in unmittelbarer Nähe der Schlossbachschule kennt sie das morgendliche Prozedere aus leidvoller Erfahrung nur all zu gut. Und auch an diesem Tag ist es nicht anders. Um 7.47 Uhr steigt der Lärmpegel deutlich an. „Jetzt geht’s los“, sagt die 42-Jährige und schaut aus ihrem Küchenfenster hinaus nach draußen. Der erste SUV hält in zweiter Reihe des Herzogsfreudenwegs, Kofferraum auf, den Schulranzen aufgesetzt, ein letzter Kuss. „Tschüss, mein Schatz, bis heute Mittag“ wird das kleine Mädchen verabschiedet, bevor die Mutter ihren Wagen erneut startet.

Mittlerweile sind alle freien Parkflächen direkt am Eingang der gerade frisch sanierten Grundschule besetzt. Macht nichts, in zweiter Reihe geht‘ doch auch. Diesmal hat sich ein großer Pickup so positioniert, dass der Sohn nur noch wenige Schritte über die Fahrbahn huschen muss. Die Rushhour der Elterntaxis  ist mittlerweile in vollem Gang. „Bei Regen ist es besonders schlimm“, erzählt die Anwohnerin aus der Heidegartenstraße. „Da hat man wirklich den Eindruck, dass es für die Kinder viel zu gefährlich ist, bei Nässe zu Fuß unterwegs zu sein. Ich habe das Gefühl, dass die Fürsorge einiger Eltern immer größer wird.“

Aus Sicht der Polizei hat sich die Situation rund um die Schlossbachschule allerdings seit einiger Zeit etwas entspannt. „Natürlich beobachten wir, dass immer noch viele Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden“, bestätigt die Bonner Polizei auf GA-Anfrage. Das sei allerdings kein Vergleich zu den vergangenen Monaten. „Gerade während der Umbauarbeiten der Schule haben wir gesehen, dass viele Kinder mit dem Auto gebracht wurden“, so Michael Beyer von der Polizei. Allerdings beobachte die Polizei nach wie vor immer wieder gefährliche Situationen durch die parkenden Autos.

Mittlerweile haben jedoch einige Eltern erkannt, dass die Kinder, die – besonders bei Dunkelheit – zu Fuß oder mit dem Kick-Roller unterwegs sind, durch die vielen an- und abfahrenden Autos gefährdet werden. Seit einiger Zeit halten immer mehr Eltern in einiger Entfernung zur Grundschule, beispielsweise in Höhe des ehemaligen Kindergartens oder vor der Pfarrkirche an, um ihren Nachwuchs aussteigen zu lassen. Schon in wenigen Wochen sollen sie auf diese Möglichkeit großflächig hingewiesen werden. Auf GA-Anfrage teilt die Stadt mit, dass an der Schlossbachschule sogenannte Hol- und Bringzonen eingerichtet werden sollen. Dafür werden entsprechende farbliche Markierungen auf dem Boden angebracht. Größere Schilder, die darauf hinweisen, wurden bereits bestellt.

Der private Schul-Shuttle am Herzogsfreudenweg in Röttgen gefährdet jedoch nicht nur die Grundschüler. Denn die Straße wird ebenfalls von vielen Gymnasiasten genutzt, die von Röttgen aus mit dem Fahrrad Richtung Carl-von-Ossietzky-Gymnasium fahren. Privatwagen, die in zweiter Reihe stehen, sowie Eltern, die ihr Auto vor der evangelischen Kirche wenden, stellten für sie eine Gefahr dar.

Gleiche Uhrzeit, nächster Tag: Nicht weit entfernt ein ähnliches Bild: Wie jeden Morgen verstopfen am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Ückesdorf Elterntaxis die Zubringerstraßen. Für die Fahrer der Gelenkbusse, die die Schule am Schmalzacker täglich ansteuern, stellen die vielen Autos eine besondere Herausforderung dar. Nicht selten geht es weder vor noch zurück. Es dauert nicht lange, schon wird gehupt, geschimpft, zurückgesetzt. Oft bleiben nur wenige Zentimeter zum Passieren. Und wenn’s dann trotzdem nicht weitergeht, dann wird das eigene Auto auch schon mal über den Geh- oder den Radweg gesteuert – selbst wenn dort Schulkinder unterwegs sind. Besonders schlimm und nervenaufreibend ist die Verkehrssituation dann, wenn zwischendurch auch noch die Müllabfuhr unterwegs ist.

Um auch dort für mehr Sicherheit zu sorgen, soll am CvO ebenfalls ein spezieller Bereich eingerichtet werden, wo die Autos anhalten können und die Schüler aussteigen sollen. „Es gab Gespräche bezüglich einer Hol- und Bringzone. Zum aktuellen Stand kann die Stadt jedoch aufgrund eines personellen Wechsels in der Fachabteilung momentan keine Auskunft geben, zumal andere Projekte derzeit prioritär bearbeitet werden“, erklärt das Presseamt. Bis es so weit ist, geht der morgendliche Wahnsinn eben weiter.

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