Ein „Schutzraum“ etwas außerhalb des Stadtzentrums Fachstelle für Suchtprävention „update“ bleibt in Lengsdorf

Lengsdorf · Die Fachstelle für Suchtprävention kann nach der Verlängerung des Mietvertrages mit der örtlichen katholischen Kirchengemeinde und dem Caritasverband die Arbeit fortsetzen, die nach Corona dringend gebraucht wird.

Freuen sich über die Vertragsverlängerung(v. l. n. r.): Birte Holm, Jean-Pierre Schneider, Stefan Walbrühl, Stefanie Schlegel, Ninette Salaschek, Alfons Adelkamp und Andreas Röhrig vor dem Roncallihaus.

Freuen sich über die Vertragsverlängerung(v. l. n. r.): Birte Holm, Jean-Pierre Schneider, Stefan Walbrühl, Stefanie Schlegel, Ninette Salaschek, Alfons Adelkamp und Andreas Röhrig vor dem Roncallihaus.

Foto: Stefan Knopp

Von den vielen Erkenntnissen, die Corona gebracht hat, ist für die Fachstelle „update“ für Suchtprävention, Kinder-, Jugend- und Elternberatung vor allem diese von Bedeutung: Wenn man Kindern und Jugendlichen die sozialen Kontakte verwehrt, dann suchen sie sich andere Beschäftigungen, und das kann schnell in die falsche Richtung gehen. „Das Verhalten der Kinder ist anders“, sagt Bereichsleiterin Birte Holm. „Sie brauchen eine erhöhte Aufmerksamkeit.“ Um das aufzufangen, sei eine Einrichtung wie update sehr wichtig, und so ist die Beratungsstelle froh, den Mietvertrag im Lengsdorfer Roncallihaus bis 2028 verlängert zu haben.

Dort ist das Kooperationsangebot von Caritas und Diakonie seit 2006. Vorher wurde Jugendpräventionsarbeit in der Südstadt angeboten. Aber die Räumlichkeiten im damals relativ neuen Roncallihaus der katholischen Kirchengemeinde Sankt Maria Magdalena und Christi Auferstehung eignen sich besser, sagt Stefanie Schlegel: „Das hier ist ein Schutzraum, eben weil wir nicht zentral liegen.“ Die Jugendlichen empfänden es angenehm, für die Beratung ein wenig aus der Stadt herauszufahren. Zusammen mit Ninette Salaschek bildet Schlegel das neue Leitungsteam, nachdem Marion Ammelung in den Ruhestand gegangen ist.

Die Beratung in der Uhlgasse 8 ist ein Teil des Angebotes, ein anderer wichtiger ist die ambulante Beratung in Familien, zum Beispiel dort, wo Kinder von suchtkranken Eltern betreut werden müssen. Aktuell werden Familien in Bonn und Bornheim besucht. „Die müssen oft Aufgaben übernehmen, die eigentlich Erwachsene machen“, sagt Caritas-Pressesprecherin Mechthild Greten über die betroffenen Kinder. Die Beratung begleitet etwa Behördengänge, Schulanmeldung, aber auch das Wäschewaschen. Auch in diesem Arbeitsfeld wurde die Pandemie zur Herausforderung: Man habe kreativ werden müssen, „um den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht vergessen sind“, erklärt Greten.

Im Roncallihaus wird laut der Caritas-Sprecherin außerdem pädagogische Gruppenarbeit für diese Kinder angeboten, um sie zu stärken, „damit sich die Sucht nicht fortsetzt.“ Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe müsse da ein Netzwerk aufgebaut werden, ergänzt Salaschek, die sich um die Jugendhilfe kümmert.

Suchtprävention bei Großveranstaltungen und an Schulen

Daneben bietet die Beratungsstelle weiterhin die mobile Suchtprävention an, bei Großveranstaltungen wie Karneval oder Rhein in Flammen etwa, aber auch an Schulen. Dabei geht es zum Beispiel um Medienabhängigkeit oder um Cannabiskonsum - beides Probleme, die aus Sicht der Fachberatung während Corona zugenommen haben. Das Team der Suchtprävention bietet zur Aufklärung etwa „Coffee-Workshops“ an und erklärt, wie derzeit der rechtliche Stand der Dinge ist und was eine Legalisierung bedeuten würde. Viele Jugendliche hätten wenig Wissen darüber, sagt Schlegel, die schon seit 15 Jahren bei update arbeitet.

Was das Thema Cannabis angeht, betont Jean-Pierre Schneider, Chef der Bonner Caritas, dass diese die Legalisierung nicht befürwortet. „Wir befürchten, dass die Jugendlichen dann leichter daran kommen.“ Es gehe nicht um Verbote, aber die jungen Leute müssten vernünftig dagegen abgesichert werden.

Weitere Infos zur Arbeit der Suchtprävention gibt es auf www.suchthilfe-bonn.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Jochen Stern mit seiner Autobiografie „Von
„Es war eine unmenschliche Zeit“
Bonner Schauspieler Jochen Stern über seine Haft im DDR-Gefängnis„Es war eine unmenschliche Zeit“