Schneisen durchziehen Hardtbergwald Fällungen empören Spaziergänger

MEDINGHOVEN · Der Hardtbergwald oberhalb von Medinghoven ist nicht mehr das, was er mal war. Der dichte Baumbestand wurde erneut so weit ausgedünnt, dass Spaziergänger das Gebiet nicht mehr wiedererkennen. Bereits vor zwei Jahren hatte es einen ähnlichen Kahlschlag gegeben.

 Hier war mal dichter Baumbestand: In diesem Wäldchen kurz vor der Buswendeschleife am Malteser-Krankenhaus klaffen nun Schneisen. Die Reste des Kahlschlages liegen verstreut herum. FOTO: ROLF KLEINFELD

Hier war mal dichter Baumbestand: In diesem Wäldchen kurz vor der Buswendeschleife am Malteser-Krankenhaus klaffen nun Schneisen. Die Reste des Kahlschlages liegen verstreut herum. FOTO: ROLF KLEINFELD

Wer den Waldweg hinter der Bebauung an der Stresemannstraße entlang spaziert, sieht es genau. Vom dichten Baumbestand ist nur eine lichte Ansammlung von Bäumen geblieben, denn die Stadtförsterei hat mächtig Hand angelegt. Ähnlich sieht es im Wäldchen kurz vor der Buswendeschleife am Malteser-Krankenhaus aus.

Dort fallen zudem Schneisen ins Auge, die offenbar durch das Befahren mit schweren Forstfahrzeugen entstanden sind. Außerdem wurden die Äste und Stämme liegen gelassen, so dass es mindestens so unaufgeräumt aussieht wie bei Hempels unterm Sofa. Hinzu kommen tiefe Furchen im Waldboden

So manchen Spaziergänger sind entsetzt und sprechen von einem Trümmerfeld, was da hinterlassen wurde. Oberhalb von Medinghoven wurde der ehemals dichte Wald so ausgedünnt, dass die Gebäude schon aus der Ferne zu sehen sind, auch hier liegen die Äste und Stämme dafür hochgetürmt herum.

Die Stadt begründet das Vorgehen wie schon vor zwei Jahren mit einer notwendigen Durchforstung, um für eine "Naturverjüngung" zu sorgen. Die damals angekündigte Beseitigung von Schäden wie Fahrspuren auf den Waldwegen hat jedoch nicht oder nur unzureichend stattgefunden.

Auch diesmal haben die schweren Geräte wieder tiefe Spuren im Boden hinterlassen. Bei Privatleuten, denen jede Fällaktion auf ihrem Privatgrundstück durch die Baumsatzung schwer gemacht wird, dürfte sich das Verständnis in Grenzen halten. Die beiden Spaziergänger, die bei der Ortsbesichtigung mit dem GA das Ausmaß des Kahlschlages begutachten, waren jedenfalls fassungslos: "So etwas gab es in den ganzen 35 Jahren, in denen wir hier wohnen, noch nicht", sagte das Ehepaar und meinte: "Warum gebietet dem eigentlich niemand Einhalt?"

Doch wie schon vor zwei Jahren betont die Stadt: Von einem Kahlschlag könne keine Rede sein. Es handele sich vielmehr um eine "forstfachliche Maßnahme" - eine mittlere bis starke Durchforstung mit einer parallel verlaufenden Verkehrssicherungsmaßnahme einer schmalen Waldfläche von 30 bis 60 Meter Breite), um die vorhandene Naturverjüngung zu aktivieren.

Wie Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt hinzufügte, werde dadurch der Waldbestand stabilisiert und die ökologische Vielfalt erhöht. "Da es sich um eine Waldrandlage handelt, ist der Lichteinfall gerade im Frühling ohne Laub natürlich höher als in einem geschlossenen Waldbestand", heißt es da. Und: "Durch die Aktivierung der Naturverjüngung wird sich die untere Baumschicht schnell entwickeln." In den nächsten drei bis fünf Jahren werde dort eine neue Generation Bäume heranwachsen und der Wald werde sich langfristig wieder schließen.

Und warum bleiben die Baumreste im Wald liegen? Dieser so genannte "Schlagabraum" dient laut Stadt den holzzersetzenden Lebewesen als Lebensgrundlage. Auch für die Nährstoffversorgung des Bodens sei das sehr wichtig. Und dass bis zu zehn Prozent Totholz im Wald belassen werde, sei so in den Zertifizierungsgrundlagen von Naturland festgelegt.

Die Waldwege sind laut Stadt gefahrenlos nutzbar. Sie seien aber für die Parallelnutzung von Forstwirtschaft und Naherholung gebaut worden, so dass andere Standards als in einer Parkanlage oder im innerstädtischen Bereich gelten.

Im übrigen verbiete sich ein Vergleich mit der Baumsatzung für private Baumbesitzer. Diese gelte für den Wald nicht, sondern es würden die Regeln der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft in Verbindung mit dem Landesforstgesetz, dem Landschaftsschutzgesetz, der jeweiligen Schutzgebietssatzung sowie der jeweiligen Zertifizierungsgrundsätze zugrunde gelegt.

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