Robuste Begleiter für den Alltag Feuerwehrjacken sind zu schade zum Wegwerfen

Bonn · Findige Geschäftsidee: Zwei Bonner machen aus alter Einsatzbekleidung der Feuerwehr Taschen und Rucksäcke. Das Geschäft mit den robusten Bags boomt.

 Alarmtrakt Hupfbags Taschen, Marcus vogel in seinem Geschäft in Dransdorf.

Alarmtrakt Hupfbags Taschen, Marcus vogel in seinem Geschäft in Dransdorf.

Foto: Ottersbach

Es ist eine Kurierfahrt, die Schneidermeister Idris Suleiman regelmäßig selbst macht. Von der Schneiderei in Mehlem in das Geschäft nach Dransdorf. In seinem Kombi, vollgepackt mit Taschen in allen Größen und Variationen. Im Kofferraum, auf der Rückbank, selbst auf dem Beifahrersitz stapeln sie sich. „Ja, es ist schon viel geworden“, sagt Suleiman. So viel, dass er mittlerweile drei Angestellte hat, die sich nur um die sogenannten „Hupfbags“ kümmern.

Hupfbags? „Das sind Taschen und Rucksäcke aus alter Feuerwehr-Einsatzkleidung“, erklärt Marcus Vogel. Der Bonner hatte vor fünf Jahren die Idee für das außergewöhnliche Accessoire. Hupf steht dabei für „Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzbekleidung“. Und genau damit fing die Erfolgsgeschichte auch an. Als Rettungssanitäter und Betriebswirt hielt Vogel damals eine alte Einsatzjacke in den Händen. Sie war angekokelt, sollte ausgemustert werden. „Zum Wegschmeißen war sie aber eigentlich zu schade.“

Sein Freund Suleiman brachte das nötige handwerkliche Geschick mit. Ein Jahr lang tüftelten sie an ihrem ersten Modell, der Aufklapptasche „Florian“ – dem Schutzpatron der Brandbekämpfer. Als sie mit 30 Exemplaren auf eine Messe fuhren, waren sofort alle vergriffen. Von da an wurden die Hupfbags zum Verkaufsschlager. Waren es anfangs nur einige Taschen pro Woche, sind es mittlerweile mehrere pro Tag, die übers Internet und in Vogels Feuerwehr- und Rettungsdienstbedarf-Geschäft „Alarmtrakt“ verkauft werden.

Import aus den USA

„Der logistische Aufwand ist groß“, sagt Vogel. Die alte Einsatzkleidung sammelt er hauptsächlich von den Feuerwehren aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ein. Einfach wegschmeißen darf man sie wegen ihrer speziellen Beschichtungen nicht, sie muss fachmännisch entsorgt werden. Dafür, dass Vogel sie kostenlos erhält, kümmert er sich im Gegenzug um den „Müll“, der aufgearbeitet und gereinigt wird.

Engpässe gibt es immer wieder bei der goldgelben Kleidung, die es in Deutschland viel seltener als die dunkelblaue gibt. „Deshalb importiere ich sie aus den USA, wo sie eher verbreitet ist“, erklärt der 37-Jährige.

Ständig wird über neuen Entwürfen gebrütet, so gibt es „Florian“ mittlerweile in S, M, und L. Dazu ein Portemonnaie, Sporttaschen in verschiedenen Größen und sogar eine Hundejacke. Insgesamt hat Vogel rund 25 Produkte im Sortiment, die alle in bönnscher Handarbeit produziert werden. „Jedes Quartal kommt ein neues Modell dazu.“ Mode sei schließlich schnelllebig. Außerdem will er sich so vor Nachahmern schützen, die sich Design und Funktionen von ihm abgucken.

Ergreifende Erinnerungsstücke

Oft inspirieren ihn Kunden zu Neuerungen, die sich beispielsweise einen robusteren Reißverschluss oder Reflexstreifen an anderen Stellen wünschen. Manchmal ist das Taschengeschäft aber auch ergreifend. Dann, wenn Angehörige als Erinnerungsstück etwas aus der Einsatzjacke eines Verstorbenen genäht haben möchten. Andere Sonderanfertigungen sind dafür besonders schön. Vogel: „Wir machen gerade eine Wickeltasche aus der Jacke eines jungen Feuerwehrmanns, der gerade Vater geworden ist.“

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