Flüchtlinge in Bonn Flüchtlingsfamilie bezieht nach langer Suche Wohnung in Bonn

Lengsdorf. · Die ökumenische Hospizinitiative hat eine Wohnung an eine Flüchtlingsfamilie mit erkranktem Vater vermittelt. Mubedelj und Ekrem Dzaferi sind überglücklich. Ihr Vermieter hatte im GA vom Schicksal der Dzaferis gelesen.

 In der neuen Wohnung: (v.l.)Andreas Kolits, Heike König, Ekrem und Mubedelj Dzaferi und Wilson Schaeffer.

In der neuen Wohnung: (v.l.)Andreas Kolits, Heike König, Ekrem und Mubedelj Dzaferi und Wilson Schaeffer.

Foto: Benjamin Westhoff

Mubedelj Dzaferi strahlt über das ganze Gesicht. „Wir sind rundum zufrieden. Wir hätten nie gedacht, dass sich unser Leben so schnell ändert“, sagt die 57-jährige Serbin. Endlich gibt es für sie und ihren schwerkranken Mann Ekrem (66 Jahre alt) so etwas wie Privatsphäre und Normalität. Denn darauf mussten sie in den vergangenen vier Jahren verzichten. Lange Zeit lebten beide in Flüchtlingsunterkünften. Jetzt endlich haben sie in Lengsdorf ihre erste eigene Wohnung in Deutschland bezogen.

Wilson Schaeffer von der Ökumenischen Hospizinitiative unter dem Kreuzberg war über die ambulante Palliativversorgung des Malteser Krankenhauses auf das Schicksal der beiden aufmerksam geworden. Schnell erkannte er, dass die Familie dringend in einer eigenen Wohnung leben muss, damit Ruhe in das Leben von Ekrem Dzaferi einzieht. Der 66-Jährige leidet an Diabetes, hatte bereits zwei Herzinfarkte und ist an Leukämie erkrankt. „In Belgrad gab es nicht die Medikamente, die mein Vater dringend braucht. Deshalb sind wir nach Deutschland gekommen. Nur hier kann man ihm helfen“, berichtet der 24-jährige Sohn Edmund.

Mit Andreas Kolits aus Lengsdorf fand Schaeffer endlich einen Vermieter, der die Dzaferis aufnahm. Bis die ersten Umzugskisten jedoch gepackt werden konnten, gab es viel zu regeln. Ursprünglich wollte das Ehepaar bereits im August in die gemütlich eingerichtete Drei-Zimmer-Wohnung einziehen. „Aber wir haben nicht damit gerechnet, wie viele Anträge wir stellen mussten“, sagt der Theologe und Sozialpädagoge Schaeffer. Erst im Oktober hatte man alle Unterlagen beisammen und das Paar durfte einziehen.

Vermieter las im GA vom Schicksal der Dzaferis

Von der Flut aus Schriftwechsel und Anträgen haben sich andere potenzielle Vermieter wohl abschrecken lassen. Für Andreas Kolits war das allerdings nie ein Thema. „Als ich im GA vom Schicksal der Dzaferis gelesen habe, habe ich keine Sekunde gezögert“, erzählt der Lengsdorfer. Er wohnt gemeinsam mit Lebensgefährtin Heike König in demselben Haus. Nachdem deren Tochter aus dem Erdgeschoss ausgezogen war, sollte die Wohnung nicht auf dem freien Markt angeboten werden. Stattdessen waren sich Kolits und König einig: „Wir haben uns beide sofort entschlossen, die Familie Dzaferi aufzunehmen.“

„Wir haben uns hier wirklich sehr gut eingelebt“, sagt Mubedelj Dzaferi. Und ihrem Mann gehe es derzeit auch viel besser – wenngleich man ihm ansieht, dass er schwer krank ist. So ist er stets auf ein Sauerstoffgerät angewiesen, fortbewegen kann er sich nur mit einem Rollator. „Da war es wichtig, dass die Wohnung barrierefrei erreichbar ist“, erklärt Schaeffer.

Kinder können jetzt so oft es geht die Eltern besuchen

Endlich ist auch so etwas wie Familienleben möglich. Denn die beiden Kinder Elvira (25 Jahre) und Edmund (24 Jahre) können jetzt so oft es geht die Eltern besuchen. Das war in der Flüchtlingsunterkunft nicht immer möglich. Mehrmals in der Woche reisen Sohn oder Tochter an, um Vater und Mutter bei Arztbesuchen oder Behördengängen zu begleiten. Elvira und Edmund kümmerten sich auch darum, dass die 71 Quadratmeter große Wohnung der Eltern hübsch und gemütlich eingerichtet ist. Bei Versteigerungen im Internet kauften sie gebrauchte Möbel und bauten sie auf.

Neben der Betreuung müssen sich die erwachsenen Kinder auch um ihre eigene Zukunft kümmern. Gerade erst haben sie mit Erfolg einen Sprachkurs absolviert. „Ich muss noch ein bisschen besser werden, dann kann ich mich auch um einen Ausbildungsplatz bemühen“, sagt Edmund. Durch die Unterstützung seines schwer kranken Vaters weiß er mittlerweile ganz genau, welchen Beruf er einmal ausüben will. „Ich würde gerne in der Alten- oder Krankenpflege arbeiten“, sagt er. Seine Schwester versucht derweil im Einzelhandel oder in der Gastronomie Fuß zu fassen. Mubedelj Dzaferi ist sichtbar stolz auf ihre Kinder. „Wenn sie irgendwann in unserer Nähe leben, dann bin ich wirklich rundum glücklich“, sagt die 57-Jährige.

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