Autobahn 565 in Bonn Flüsterasphalt gegen Dauerrauschen

Hardtberg · Auch die Hardtberger Anwohner der A 565 könnten in den Genuss eines Flüsterasphalts kommen. Voraussetzung ist allerdings, dass bei der Auswertung der aktuellen Verkehrszählungsdaten entsprechend hohe Werte herauskommen.

 Der Aufstieg zum Hardtberg: Hier ist die A565 dreispurig. Und nicht überall gibt es einen Lärmschutz für die Bürger.

Der Aufstieg zum Hardtberg: Hier ist die A565 dreispurig. Und nicht überall gibt es einen Lärmschutz für die Bürger.

Foto: Benjamin Westhoff

Den Begriff „Flüsterasphalt“ hören die Straßenbauer und wahrscheinlich auch Sprachpuristen nicht so gerne, schließlich kann kein Asphalt „flüstern“. Die richtige Fachbezeichnung lautet daher offenporiger Asphalt (OPA).

Dieser könnte sehr wohl etwas gegen das Grundrauschen des Lärms von der Autobahn 565 bewirken, der viele Bürger stört. Denn wie der Landesbetrieb Straßen NRW erklärt, ist dieser offenporige Asphalt derzeit die effizienteste Art, die Fahrgeräusche des Straßenverkehrs zu reduzieren und wird daher seit fast 15 Jahren genutzt, um an besonders kritischen Stellen das Abrollgeräusch der Reifen auf einer Fahrbahn deutlich zu verringern.

Bis zu fünf dB(A) leiser könnte es dadurch im Vergleich zum heutigen Gussasphalt werden, was in der Wahrnehmung einer Halbierung des Lärms entspricht. Das funktioniert durch den hohen Anteil gröberer Gesteinskörner, wodurch im Asphalt mehr Hohlräume entstehen, die den Schall der Rollgeräusche quasi „schlucken“. Allerdings gibt es auch Nachteile: Die Haltbarkeit liegt nur bei zehn Jahren, bei Asphalt oder Beton sind es 20 Jahre. Dafür sind die Herstellungskosten etwa dreimal so hoch wie bei herkömmlichem Asphalt. Und die Griffigkeit von „Flüsterasphalt“ lässt im Laufe der Zeit auch stärker nach.

Außerdem tritt die geräuschmindernde Wirkung erst ab einem Tempo von etwa 100 km/h ein, weshalb offenporiger Asphalt nicht auf Landesstraßen verwendet wird. Und dieser Belag ist auch nur für konstante Geschwindigkeiten geeignet, ohne harte Bremsvorgänge, erklärt Gerhard Decker, Niederlassungsleiter des Landesbetriebs Straßen NRW in Euskirchen.

„Wir bauen nur da offenporigen Asphalt ein, wo die Lärmwerte zu hoch sind oder wo Lärmschutzwände zu hoch sein würden“, sagt er. Passiert ist das zum Beispiel auf der Beueler Seite, wo die A 59 im Jahr 2008 mit „Flüsterasphalt“ ausgestattet wurde. Die Wirkung war dort zumindest in der ersten Zeit deutlich zu hören.

Damit auch der Stadtbezirk Hardtberg in den Genuss eines solchen Asphalts kommt, muss man – so paradox das klingt – auf höhere Werte bei der jüngsten Verkehrszählung hoffen, die derzeit ausgewertet wird. Werden auf dieser Grundlage höhere Lärmwerte berechnet, könnte das bedeuten, dass die Menschen, die entlang der Autobahn leben, auf etwas weniger Lärm hoffen können, indem bei nächster Gelegenheit offenporiger Asphalt verbaut wird. Allerdings: „Für die A 565 ist derzeit kein Flüsterasphalt geplant, sondern ein Splittmastix-Belag“, sagt Decker. Der senke aber den Lärm im Vergleich zum heutigen Gussasphalt auch um etwa zwei dB(A).

Hinzu kommt: Der Landesbetrieb verbaut „Flüsterasphalt“ fast ausschließlich auf hoch belasteten Autobahnen, weil sich in der Regel nur dort die Herstellung wirklich lohne. Je schneller die Hohlräume verschmutzen, desto schneller lässt die gute Wirkung nach, lautet die Erklärung. Das ist nach etwa sechs bis acht Jahren der Fall, da Straßenschmutz und Reifenabrieb die Poren verstopfen. Bisher findet sich offenporiger Asphalt auf dem 2200 Kilometer langen Streckennetz der Autobahnen in Nordrhein-Westfalen daher bislang erst auf fast rund 80 Kilometern. Ein Vorreiter in Sachen OPA-Bau sind dagegen die Niederlande, die offenporigen Asphalt seit Jahren in großem Umfang einsetzen.

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