Nachbarn in Röttgen Gemeinsam durch den Advent

Röttgen · Seit zehn Jahren treffen sich Anwohner der Röttgener Straße „An den Eichen“ allabendlich, um gemeinsam ein Türchen ihres „Nachbarschafts-Kalenders“ zu öffnen.

 Singen zum Auftakt: Die Nachbarschaftsgruppe trifft sich täglich 24 Mal bis Weihnachten – auch an Heiligabend.

Singen zum Auftakt: Die Nachbarschaftsgruppe trifft sich täglich 24 Mal bis Weihnachten – auch an Heiligabend.

Foto: Max Malsch

Einen Schluck heißen Glühwein gegen die Kälte und dann das Notenheft aufgeschlagen: Diesmal wird zum Auftakt „Es ist für uns eine Zeit angekommen...“ angestimmt. „Aber wir können auch Schwierigeres“, lacht Dirk Geisbauer. „Zum Beispiel: Es kommt ein Schiff beladen.“ Doch heute soll es nicht gleich so anspruchsvoll losgehen. Diesmal versammelt man sich im Garten von Familie Nord.

Lichterketten und Windlichter auf dem Boden weisen den Weg in den Garten. Auf der Terrasse steht ein großer Getränkespender. Darin werden langsam acht Liter Glühwein auf muckelige 70 Grad erhitzt. „Das ist das Beste gegen die eisige Kälte“, weiß Geisbauer und genießt das warme Getränk. Seine Frau Jutta hatte schon vor zehn Jahren die Idee, dieses unkomplizierte Beisammensein in der Vorweihnachtszeit zu organisieren. „Im Sommer trifft man ja immer jemanden vor der Tür. Aber in der kalten und dunklen Jahreszeit ist das schwierig. Man sieht oft tagelang niemanden“, erklärt sie ihre Motivation.

Langsam füllt sich die Veranda. Eine passende Zahl im Küchenfenster zeigt, dass hier das heutige Türchen geöffnet wird. Inzwischen ist es nicht mehr nur eiskalt, sondern leichter Nieselregen hat zusätzlich eingesetzt. „Bei euch steht man wenigstens nicht im Regen“, freut sich ein Nachbar und sucht sich ein warmes Plätzchen unter dem Vordach. Das ist auch wichtig, schließlich hat er seine Flöte mitgebracht, um die „Combo“ von den Eichen tatkräftig zu unterstützen.

Mittlerweile zapft der Hausherr persönlich. Mathias Nord hat allerdings nicht nur heißen Glühwein, sondern serviert auf Wunsch auch Antialkoholisches. „Kinderpunsch“, erklärt Christine Nord. Den hat sie aus verschiedenen Säften und Zimt angesetzt. Denn hin und wieder kämen auch die kleinen Bewohner der Straße zum Adventstreffen. Und gegen die Kälte hilft an diesem Abend auch die Kürbissuppe, die Christine Nord morgens noch schnell gekocht hat.

Ein festes Konzept für die Adventsaktion gibt es nicht. „Jeder gestaltet seinen Abend so, wie er will. Hauptsache ist, dass wir uns an den Adventstagen treffen und für einige Zeit zusammen sind“, so Geisbauer. Manchmal wird gesungen und musiziert, hin und wieder werden Texte gelesen oder Gedichte rezitiert.

Zwar war ursprünglich geplant, dass man sich jeweils nur eine halbe Stunde in Gärten und Vorgärten versammelt, doch: „Manchmal wird es auch schon mal später“, erzählt Jutta Geisbauer. „Meist an den Wochenendtagen. Aber wir treffen uns ausschließlich draußen.“ Selbst an Heiligabend wird diese Tradition in Röttgen fortgesetzt. „Natürlich nicht am Abend“, erklärt das Organisationskomitee. „Dann hat natürlich jeder von uns etwas anderes vor. Aber morgens um 11 Uhr wird die Aktion bei einem Kaffee beendet.“

Schwierigkeiten, 24 Teilnehmer zu finden, gibt es nicht. „Nur im ersten Jahr mussten zwei Termine ausfallen. Aber danach hatten wir keine Probleme. Wir haben immer genügend Mitstreiter“, so Geisbauer. Wo man sich an welchem Tag trifft, das hängt in einem Schaukasten aus. Und damit alle mitsingen können, gibt es ein eigenes Liederbuch der Röttgener Nachbarn. Ihre Adventsaktion ist jetzt auch „grenzübergreifend“. Denn selbst aus Parallelstraßen kommen bereits die ersten Besucher.

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