Stadtbezirksfest Hardtberg Geschäftsleute finden Kunden höflicher als vor Corona

Duisdorf · Gewerbetreibende sehen den verkaufsoffenen Sonntag als eine Investition in die Zukunft. Ganz so viele Gäste wie 2019 kamen nicht, aber auf der Rochusstraße gab es nachmittags das lang vermisste Gedränge.

Platz für Besucher gibt es auf der Rochusstraße normalerweise genügend. Beim verkaufsoffenen Sonntag gab es stellenweise Gedränge.

Platz für Besucher gibt es auf der Rochusstraße normalerweise genügend. Beim verkaufsoffenen Sonntag gab es stellenweise Gedränge.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Wirtschafts- und Gewerbegemeinschaft schätzt die Besucherzahl des 2.Stadtbezirksfest auf knapp 18 000. Die 20.000er-Marke an Besuchern hat das zweite Stadtbezirksfest mit Gewerbeschau am Wochenende damit nicht geknackt. Der Chef der Wirtschafts- und Gewerbegemeinschaft Hardtberg (WGH), Gisbert Weber, war dennoch „sehr zufrieden“. Gäste, die bereits am Samstagabend das Warm-up-Konzert der Gruppe „U12“ gehört hatten, waren begeistert. Rund 700 Menschen hatten sich vor der Bühne am Schickshof eingefunden, unter ihnen die 67-jährigie Lilly Schlaff: „Spitzenband. Super Abend“. Keine Frage, auch am Sonntag gönnte sie sich das Bühnenprogramm. Und ein Rundgang über die Rochusstraße mit Ständen und offenen Geschäften? „Die Läden kenne ich doch von meinen Einkäufen in der Woche.“ Zum Supermarkt auf der grünen Wiese locke sie nichts: „Hier gibt es alles, was ich brauche“. Die Duisdorferin will den Geschäften auf der Rochusstraße treu bleiben. Das wird den Inhabern gefallen. Viele sind besorgt wegen des wachsenden Onlinehandels.

Weber teilt diese Befürchtungen, betont aber: „Für die Kundenbindung ist eine Gewerbeschau genau das Richtige“. Ende März hatte sich die WGH mit einem Sprint ins Zeug legen müssen, das Fest zu stemmen. Darin sieht Weber eine Ursache, dass deutlich weniger Geschäftsleute mitmachen – für viele zu kurzfristig. Aber Weber bleibt dabei, „wir sind Unternehmer und müssen etwas wagen“. Die Stände von Vereinen waren an einer Hand abzuzählen. Die Fußballer etwa hatten den letzten Spieltag – das geht vor. Die AWO wolle sich zeigen, erklärte der Vorsitzende Uwe Naß am Infostand unter den Bäumen an der Rochuskirche. Nach dem pandemiebedingten Stillstand sollen der Betrieb und das Angebot jetzt wieder hochgefahren werden.

Viele Vereine sagen ab

Für die Absage der Vereine machen die Festausschussvorsitzenden Bernd Schmidt für Duisdorf und Christoph Schada für Lengsdorf allerdings auch eine Missstimmung verantwortlich. „Die Vereine wollen mit Infoständen nicht Lückenbüßer in der Gewerbeschau sein. Auch sie müssen Einnahmen generieren“, sagt Schmidt. Daher konzentrieren sich die Vereine auf das Derletalfest mit Rock im Tal im August. Da wird es wohl in den nächsten Wochen ein klärendes Gespräch hinter den Kulissen geben müssen.

Der verkaufsoffene Sonntag startete ruhig – eigentlich eine angenehme Vorbereitung auf den Nachmittag: Menschentrauben schoben sich vorwärts. Einmal umgekehrt, Geschäftsleute zu den Kunden befragt, stellten fest, dass diese im Vergleich zu vor zwei Jahren „entspannter und umgänglicher“ seien. Besucherin Gisela Mengelberg genoss die Aussicht von ihrem Logenplatz in der Außengastronomie auf die Rochusstraße. „Man hat das Gefühl, die Leute freuen sich richtig, wieder etwas zu unternehmen. Sie haben Lust zu flanieren, Bekannte zu treffen, etwas zu essen und zu trinken.“

Besucher in Flanierlaune

Die Neigung zum Shoppen war offenbar unterschiedlich ausgeprägt. Da wartete der Ehemann brav draußen und stöhnte deutlich hörbar: „Bislang hat sich meine Frau noch nie sonntags für Schuhe interessiert“. Plötzlich war sein Interesse gefesselt. Japanische Messer. „Hier kostenlose Blutspende“, witzelt der Inhaber. Beide lachen herzhaft, und die Zeit vergeht mit Fachsimpeln. Am Montag ist wieder Alltag auf der Rochusstraße. Möglicherweise kann man Mitwirkende der Gewerbeschau an einer sommerlichen Bräune oder am Sonnenbrand erkennen.

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