Schwimmbad in Bonn Hardtbergbad schließt wegen Legionellen im Trinkwasser

Bonn · In der Trinkwasseranlage des Hardtbergbads sind die Grenzwerte für Legionellen überschritten worden. Weil das Leitungssystem nun desinfiziert werden muss, schließt das Schwimmbad laut Angaben der Stadt für zwei Tage.

 Ab ins Wasser: Ein Mann taucht im Hardtbergbad ins Schwimmerbecken ein.

Ab ins Wasser: Ein Mann taucht im Hardtbergbad ins Schwimmerbecken ein.

Foto: Benjamin Westhoff

In Trinkwasserproben des Hardtberger Hallenbades wurde eine hohe Konzentration von Legionellen festgestellt. Laut Verwaltung kam es zu Grenzwertüberschreitungen. Um die Infektionsgefahr zu bannen, soll das gesamte Leitungssystem mit Chlordioxid desinfiziert werden. Daher ist auch das Freibad am Montag und Dienstag kommender Woche geschlossen. Das Hallenbad soll wie geplant am 30. September den Betrieb aufnehmen.

Duschen in der im Sommer nicht genutzten Schwimmhalle des Hardbergbads waren nach Auskunft des städtischen Presseamtes die Brutstätte für Legionellen. Bei stehendem Wasser zwischen 25 und 55 Grad könnten sich Bakterien optimal vermehren. Wasserproben würden mindestens einmal jährlich genommen. Die Grenzwertüberschreitung wurde bei Proben vom 13. August entdeckt. Obwohl laut Verwaltung im derzeit noch geöffneten Freibad keine schädliche Legionellen-Konzentration festgestellt worden sei, müsse auch dort gespült werden. Anschließend werden erneut Proben entnommen.

„Legionellose ist keine lapidare Erkrankung“, sagte Professor Martin Exner, Direktor des Bonner Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, dem GA. Legionellen sind sein Fachgebiet. Die Entscheidung der Verwaltung, für eine großflächige Desinfektion auch das Freibad zu schließen, hält er für richtig. In jedem Fall sei es wichtig, „transparent zu agieren“.

Exner: Statistik zeigt nur die Spitze des Eisbergs

Legionellen seien in der natürlichen Umwelt permanent vorhanden. „Zur Gefahr werden sie bei zu hoher Konzentration“, erläuterte Exner. „Nicht schädlich sind Legionellen zwar, wenn man das Wasser trinkt. Wenn jedoch feinste Wasserstäubchen mit hoher Legionellenkonzentration in die Luft gelangen und eingeatmet werden, dann verursachen sie Infektionen.“ Sie befallen nicht Magen oder Darm, sondern die Lunge. Die Infektion kann zum Tode führen. Laut Exner besteht vor allem für Menschen über 50 Jahren und auch Raucher eine höhere Anfälligkeit.

Seit Einführung einer Meldepflicht 2001 wurden in Deutschland kontinuierlich steigende Fallzahlen ermittelt. Legionellen können eine schwere, lebensbedrohliche Form der Lungenentzündung (Legionärskrankheit) verursachen. Beim leichteren Verlauf (Pontiacfieber) treten Atemweginfektionen mit Fieber, Husten und Muskelschmerzen auf.

Problematisch beim derzeitigen Untersuchungsverfahren sei, dass bei Wasserproben erst nach zehn Tagen ein Ergebnis vorläge. Das bedeutet: Theoretisch war die Anlage vor zehn Tagen verseucht. Exner spricht auch nicht von einem Grenzwert, sondern von einem „technischen Maßnahmewert“, ab wann gehandelt werden muss. Der liege bei einem Befund von 100 Legionellen auf 100 Milliliter Wasser. Dabei ist freilich zu unterscheiden, um welchen Typ es sich handelt. Die Erreger agieren unterschiedlich aggressiv.

Grundsätzlich vermehren sich Legionellen extrem bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 55 Grad. Daher sei es wichtig, Schwimmbadanlagen ständig zu warten, „damit es eben nicht zu einer unkontrollierten Vermehrung kommen kann“. Beim Robert-Koch-Institut wurden im vergangenen Jahr bundesweit rund 1500 Legionellosenfälle gemeldet. Exner: „Das sind die Schwersterkrankungen, und die Statistik zeigt nur die Spitze des Eisbergs. Wir gehen davon aus, dass die Zahl bei 15 000 bis 30 000 Erkrankten in Deutschland liegt.“

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