Projekt der Malteser Hardtberger sollen nicht einsam bleiben

Hardtberg · Jeder fünfte Mensch über 75 Jahren fühlt sich zumindest gelegentlich einsam. Das muss nicht sein, finden die Malteser und starten nun das Projekt „Miteinander-Füreinander“. Ab 2022 wird es in Hardtberg erprobt.

 In anderen Städten gibt es das Projekt „Miteinander-Füreinander" bereits. Referentin Kerstin Fischer (l.) kümmert sich darum. Dieses Foto von ihr ist in der Zeit vor Corona entstanden.

In anderen Städten gibt es das Projekt „Miteinander-Füreinander" bereits. Referentin Kerstin Fischer (l.) kümmert sich darum. Dieses Foto von ihr ist in der Zeit vor Corona entstanden.

Foto: Tim Tegetmeyer

Vielleicht ist der Partner verstorben, vielleicht ist der Körper nicht mehr fit genug für den Sport im Verein oder die Familie ist weggezogen. Einsamkeit kann viele Gründe haben. Oft trifft sie alte Menschen. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Malteser hat ergeben, dass sich mehr als jede fünfte Seniorin und jeder fünfte Senior ab 75 Jahren häufig oder zumindest hin und wieder einsam fühlt.

Um das zu verhindern, starten die Malteser mit der Stadt nun in Bonn das Projekt „Miteinander-Füreinander – Kontakt und Gemeinschaft im Alter“. Dabei unterstützt sie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Projekt startet zunächst in Hardtberg und soll dann ausgeweitet werden. „Wir haben ein hohes Interesse daran, die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu informieren, welche Leistungen ihnen zustehen oder welche sozialen Angebote in Bonn sie nutzen können“, wird Heike Oepen vom Amt für Soziales und Wohnen in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert.

Die Malteser planen, Ehrenamtliche zu alten Menschen nach Hause zu schicken, um sie darüber zu informieren, welche Angebote es für sie im Viertel gibt – vom Erzählcafé bis zum Strickkreis. „Viele Senioren haben gar keinen Zugriff auf solche Infos“, sagt Kerstin Fischer, die das Projekt bei den Maltesern koordiniert. Wenn etwas Passendes gefunden ist, sollen die alten Menschen selbst organisieren, wie sie daran teilnehmen. „Wir wollen die Menschen in die Aktivität bringen, den Anruf sollen sie möglichst selber machen“, sagt Fischer.

Ehrenamtliche besuchen ab 2022 Senioren

Im Januar 2022 sollen sich die ersten Ehrenamtlichen aufmachen, um die Senioren zu besuchen. Dafür suchen die Malteser noch Freiwillige. Sechs Leute haben sich laut Fischer schon gemeldet, fünf von ihnen werden die Besuche machen, eine koordiniert die Einsätze.

Und wie erfahren die Alten von dem neuen Angebot? Fischer erläutert: Die Stadt wird Briefe verschicken, die darüber informieren. Ob die über 75-Jährigen oder die über 65-Jährigen angeschrieben werden, sei noch nicht entschieden. Allein in der Gruppe Ü-65 gebe es in Hardtberg schon 7000 Haushalte. Zudem setzen die Malteser auf Facebook und Instagram, um Angehörige zu erreichen. Außerdem würden sie mit allen Organisationen zusammenarbeiten, die sich im Stadtbezirk für Senioren engagieren.

Wie schätzt Fischer das bestehende Angebot in Hardtberg ein? Ihr erster Eindruck sei, dass es viel zum Thema Pflege gebe, sagt sie. Eher weniger Angebote zur Mobilität wie etwa Fahrdienste, die Ältere zum Einkaufen bringen. Und was braucht es? Die Erfahrung habe gezeigt, dass besonders Angebote beliebt sind, bei denen jemand die Senioren zu Hause besucht.

Nach Hardtberg sollen andere Stadtbezirke folgen

Wer sich dazu entscheidet, die Malteser ehrenamtlich zu unterstützen (siehe „Kontakt zu den Maltesern“), bekommt vor seinem ersten Besuch eine Schulung. Die besteht aus mehreren Einheiten von jeweils 45 Minuten, in denen es etwa darum geht, wie so ein Hausbesuch abläuft.

Bei der Stadt habe sie offene Türen eingerannt, sagt Fischer. Dort hätte man das Projekt am liebsten direkt in ganz Bonn umgesetzt. „Aber Hausbesuche sind für uns Neuland“, sagt Fischer. „Wir wollen erst mal testen, wie wir das hinbekommen.“ Nach dem Start in Hardtberg sollen dann auch andere Stadtbezirke folgen.

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