Rettungshundestaffel Bonn/Rhein-Sieg "Heaven" findet hilflose Person im Derletal

DUISDORF · Im Derletal trainiert die Rettungshundestaffel Bonn/Rhein-Sieg für den Ernstfall. In diesem Jahr hatte sie bereits 25 Einsätze.

 Selbst getarnte Personen findet der Rettungshund, hier dokumentiert bei einer Vorführung anlässlich des Derletalfests.

Selbst getarnte Personen findet der Rettungshund, hier dokumentiert bei einer Vorführung anlässlich des Derletalfests.

Foto: GA

"Such und find." Tamara Heusels Ruf hallt durch den Derletalwald, und schon flitzt Heaven los. Kurz darauf hat der Australian-Shepherd-Rüde gefunden, was er suchen sollte: Hinter einem Baum hockt Micha Säge, der eine hilflose Person darstellt.

Heaven bellt jetzt aber nicht, sondern eilt zu Frauchen zurück. Dabei hat er ein Beißleder ins Maul genommen, das er am Hals trägt - für Heusel das Zeichen, dass ihr Hund fündig geworden ist. Gemeinsam eilen sie nun durch den Wald, zurück zu ihrem Ziel. Denn im Ernstfall ist jede Sekunde wertvoll.

Dies ist nur die Übung, die die Mitglieder der Rettungshundestaffel Bonn/Rhein-Sieg, Mitglied im Bundesverband Rettungshunde, regelmäßig in der freien Wildbahn durchführen, natürlich nach Absprache mit der Verwaltung.

Immer wieder kommt es vor, dass die Staffel angefordert wird, um Menschen zu suchen: verirrte Kinder oder demente ältere Personen, Unfallopfer in unüberschaubarem Gelände und dergleichen. "Dieses Jahr hatten wir schon 25 Einsätze", sagt Rettungshundeführerin Uli Rehse. Der Jahresdurchschnitt liege bei 30 bis 40 Vermissten.

Dabei gilt es zu entscheiden, welche Sorte Hund man auf die Suche schickt: Heaven ist ein "Bringsler", Bonnie dagegen, der weiße Schäferhund von Ausbilder Rolf Nettekoven, ein "Verbeller".

Ebenso wie Rehses Windhund, die anmutige zweijährige Amelie. "Das ist ein super Laufhund. Die kann man ganz anders einsetzen als kleinere Hunde", so die Halterin.

20 Hunde hat die Staffel, die damit laut Nettekoven recht groß ist. Immer wieder kommen neue Hunde dazu, etwa Nilo, 18 Monate alt und ein Heißsporn. Er und die anderen Hunde haben Spaß an dem, wofür sie ausgebildet werden. Das ist den Haltern wichtig. "Das Training ist für die Hunde nur Spiel", so Nettekoven. Ihre Belohnung für geleistete Arbeit ist eine Leckerei.

Das erste, was die Hunde - zumindest die Verbeller - lernen, ist das Bellen: Wann, wie oft, wie laut, und auch das reine Lautgeben muss trainiert werden. "Bellen ist Schwerstarbeit", sagt Rehse.

Das Aufspüren müsse gar nicht so sehr trainiert werden: "Das ist ihnen in die Wiege gelegt." Und dann gibt es die Spezialübungen, die die erfahrenen Hunde absolvieren. Geübt wird mit Parcours und Geräten, bei denen es hauptsächlich um Trittsicherheit geht.

Das sei wichtig, um die Tiere zu Trümmerhunden auszubilden, die etwa in eingestürzten Gebäuden, auf Geröll und sonstigem unsicherem Untergrund zum Einsatz kommen, so Heusel. Auch die Sinne der Hunde werden auf die Probe gestellt: Zum Beispiel müssen sie eine Person finden können, die einen Anzug aus Blättern trägt, der die Witterung beeinträchtigt.

Diese Übungen sind es, die die Staffel seit Jahren auch beim Derletalfest vorführt. Darüber wird dann eine Prüfung abgelegt, die auch internationalen Standards entspricht. Einige Bonner Teams haben diese Prüfung bereits erfolgreich absolviert und können im Ausland eingesetzt werden.

Das alles machen die Mitarbeiter ehrenamtlich, und das bedeutet, dass sie auch für die Ausbildung und Haltung der Hunde selber aufkommen müssen. Das gilt auch für die Einsätze, zu denen die Mitglieder laut Rehse auf eigene Kosten fahren.

Viele Halter haben auch mehr als einen Hund, Nettekoven zum Beispiel bildet gerade einen jungen Hund aus, da Bonnie mit ihren acht Jahren langsam "den Zenit erreicht hat". Für Rehse und die anderen ist es keine Frage: "Das ist mehr als ein Hobby." Aber das sei es wert, sagt Heusel. "Das schweißt Hund und Mensch zusammen."

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.rettungshunde-bonn.de

Bringsler und Verbeller

Verbeller führen ihre Besitzer durch ihr Bellen zum Ziel. Das ist dann sinnvoll, wenn ein besonders großes Gebiet abgesucht wird. Es gilt allerdings auch auf die Geländeform zu achten: Im Gebirge würde ein Verbeller wenig bringen, weil das Echo seines Gebells eine Ortung erschwert.

Bringsler bellen nicht, wenn sie eine gesuchte Person gefunden haben, sondern laufen zu ihren Haltern zurück und führen sie dorthin. Das ist wichtig bei schreckhaften Personen, zum Beispiel vermissten Kindern.

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