Bauarbeiten im Kottenforst „Hobi“ fällt Gefahrenbäume

Röttgen · Wegen der anhaltenden Dürre der letzten Jahre sind nahezu alle Fichten und etliche Buchen im Kottenforst abgestorben. Die oft brüchigen Äste der toten Buchen stellen mittlerweile eine Gefahr für Waldbesucher dar. Hunderte Bäume, die entlang der Wegabschnitte liegen, lässt das Regionalforstamt zurzeit mit einem Spezialbagger entfernen.

 „Hobi“ hat eine Reichweite von 15 Metern. Er schont zudem den Boden.

„Hobi“ hat eine Reichweite von 15 Metern. Er schont zudem den Boden.

Foto: Benjamin Westhoff

Eine Fahrt durch den Kottenforst offenbart zahllose Kahlstellen in der Natur. Nachdem die Fichte zuletzt dem Klimawandel und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen ist, werden nun auch die Laubbäume im Waldgebiet immer öfter brüchig und anfällig für Parasiten, wie dem Fäulnispilz. „Das sieht zwar harmlos aus, kann für Waldbesucher aber sehr riskant werden“, meint Forstamtsleiter Stephan Schütte. Abfallende Äste aus 25 bis 30 Metern Höhe könnten Unfälle auf den Waldwegen verursachen.

Ein Indiz für den Baumbefall seien weiße Stellen an den betroffenen Ästen. „Normalerweise brauchen Buchen viel Feuchtigkeit und ein mildes Klima“, so der Forstamtsleiter. Die letzten drei Trockenjahre hätten den Buchen allerdings so stark zugesetzt, dass auch der Niederschlag der letzten Wochen das fortschreitende Waldsterben in der Region nicht aufhalten konnte. Auch weil während der Pandemie mehr Waldspaziergänger unterwegs seien als sonst, bestehe eine erhöhte Unfallgefahr auf einigen Wegabschnitten.

Durch sogenannte „Starkäste“ seien in der Vergangenheit bereits mehrere Menschen in der Region ums Leben gekommen, so Schütte. Um das Risiko zu verringern, müssen deshalb zusätzlich zu den rund 200 bereits gefällten Laub- und Nadelbäumen nun etwa 150 weitere Bäume im Kottenforst gefällt werden.

Bei der Fällung der Buchen entlang der Waldwege verwendet das Regionalforstamt einen speziellen Langarm-Bagger, der mitsamt Personal aus der Schweiz geliefert wurde. „Hobi-Forst 350C“ hat eine Reichweite von 15 Metern, gilt als besonders bodenschonend und eignet sich für Baumarbeiten an schwierigen Standorten, wie engen Bergstraßen oder Bahnstrecken, weiß Revierleiter Wolfgang Bongardt. Auch für Waldwege sei „Hobi“ geeigneter als herkömmliche Maschinen: „Ein Fällbagger mit Rädern oder Panzerketten wäre auf diesem Terrain weniger gut geeignet“, so Bongardt. Der Langbagger aus der Schweiz sei für unebene Waldflächen wie im Kottenforst allerdings wie gemacht, denn seine gummierten Laufwerke passen sich dem Boden besser an. Unfälle durch abfallende Äste beim Fällen der Bäume verhindert der Bagger mit einem zusätzlichem Schutzschild.

Niklaus Hobi, Eigentümer und Geschäftsführer von Hobi-Forst, hatte sich die Spezialmaschine eigens konzipieren und fertigen lassen, wie Schütte berichtet. 260 Euro soll die Miete der speziellen Maschine kosten – pro Stunde. Hinzu kommt die Bezahlung der Motorsägenführer, die die Bäume am Stamm ansägen, bevor der Bagger sie auf den Boden drückt. Der Stundensatz sei zwar höher als bei anderen Maschinen, dafür erledige Hobi-Forst die Arbeit in kurzer Zeit, meint ein Firmensprecher. „Es braucht allerdings ein gewisses Arbeitsvolumen an einem Ort, damit sich der Einsatz des Langarm-Baggers lohnt. Denn sobald wir den Tieflader benötigen, geht es ins Geld“, meint der Firmenchef.

Warum es Bagger wie „Hobi“ nicht auch in Deutschland gibt? „Weil das Waldsterben ein neues Phänomen darstellt, da müssen wir uns dem Klimawandel noch anpassen“, sagt Schütte. In der Schweiz gebe es häufiger Baumfällungen an Bergstraßen unter ähnlich schwierigen Umständen. Abseits der Waldwege werden die absterbenden Bäume nicht gefällt, wie Schütte berichtet. Sie sollen der natürlichen Entwicklung überlassen werden und bald Specht und Fledermaus als Unterschlupf dienen. So erfüllen diese sogenannten „Biotopbäume“ auch nach ihrem Ableben weiter wichtige ökologische Funktionen.

Während der Baumfällarbeiten am Kottenforst werden die Wegabschnitte zeitweise gesperrt. Waldbesucher müssen unter Umständen einen Umweg auf sich nehmen, teilt das Forstamt mit. Mitte nächster Woche sollen die Arbeiten im Wald beendet sein, und „Hobi“ fährt wieder in die Schweiz.

Trotz der getroffenen Vorsorgemaßnahmen gilt für alle Waldbereiche entsprechend des Paragraphen 2 Landesforstgesetz Nordrhein-Westfalen der Grundsatz: Das Betreten des Waldes zur Erholung geschieht grundsätzlich auf eigene Gefahr und dabei muss jederzeit mit waldtypischen Gefahren wie Astabbruch, umstürzenden Bäumen oder Schlaglöchern gerechnet werden. Anstelle der vielen gefällten Bäume im Kottenforst will das Forstamt künftig eine Mischung aus Laub- und Nadelbäumen pflanzen, die sich besser an den Klimawandel anpassen können. Dazu gehören Bäume wie die Traubeneiche, die Vogelkirsche oder die Weißtanne. Diese Arten reagieren weniger empfindlich auf Wärme und Trockenheit.

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