Ortsbesuch in Bonn-Hardtberg In der „Grünen Mitte“ sind Bahn und Fahrrad erste Wahl

Hardtberg · Die Anwohner der Lessenicher Straße ärgern sich über die vielen Autos, die dort entlangfahren. Es heißt, dass die Bewohner der Siedlung „Grüne Mitte“ zum Verkehrschaos beitragen. Ein Ortsbesuch im Neubaugebiet.

 An der Haltestelle Helmholtzstraße können Räder abgestellt werden.

An der Haltestelle Helmholtzstraße können Räder abgestellt werden.

Foto: Dennis Scherer

Seit Jahren ärgern sich die Anwohner der Lessenicher Straße schon über die ganzen Autos, die vor ihrer Haustür entlang fahren. Im Osten grenzt das Neubaugebiet Grüne Mitte an die Straße. Auch die Bewohner der Siedlung würden dazu beitragen, dass die Straße ständig verstopft ist, heißt es. Zeit, sich mal vor Ort umzusehen.

An diesem Vormittag ist wenig los. Als die Schranke am Anfang der Straße nach oben geht, überqueren drei Autos, zwei Fußgänger und ein Radfahrer die Schienen. Auf der anderen Seite der Gleise führt die Straße nach Meßdorf, wird später zum Schmittgasser Kirchweg. Wer von dort kommt, den fordern Schilder auf, den Motor an der Schranke abzustellen. Andere weisen auf das Ende der 30-Zone hin.

„Wenn ich in die Stadt will, lasse ich das Auto stehen“

Etwa 100 Meter hinter der Schranke befindet sich ein Kreisverkehr, wiederum rund 100 Meter weiter liegt der Friedhof. Am Kreisel geht es rechts ins Neubaugebiet. Einen Vorgarten zieren Gänse aus Metall, ein Schild an einem Zaun fordert: „Achtung, spielende Kinder.“ Reinhard Luttmann hat gerade seinen Wagen vor dem Haus seiner Frau geparkt. Er lebt in Schleswig-Holstein und kommt alle zwei Wochen zu Besuch. Die Situation auf der Lessenicher Straße kennt er trotzdem. „Da ist viel Verkehr. Wenn ich in die Stadt will, lasse ich das Auto stehen.“

 Von der Haltestelle Helmholtzstraße fahren die Bewohner der Grünen Mitte zur Arbeit oder in die Innenstadt.

Von der Haltestelle Helmholtzstraße fahren die Bewohner der Grünen Mitte zur Arbeit oder in die Innenstadt.

Foto: Benjamin Westhoff

Der 64-Jährige geht zu Fuß oder nimmt die Bahn. Mit der Haltestelle „Helmholtzstraße“ verfügt das Neubaugebiet über einen eigenen Anschluss. Ein Blick auf den Fahrplan verrät: zwischen 14 und 15 Uhr etwa fahren drei Bahnen zum Hauptbahnhof. Es gehen auch Züge nach Meckenheim, Rheinbach und Euskirchen. „Wir haben nie lange Wartezeiten“, sagt Luttmann.

Das kann auch Sarah Krönung bestätigen. „Die Verbindung ist tippi-toppi. Ich fahre mit dem Zug nach Rheinbach zur Arbeit.“ Gerade ist sie mit dem Fahrrad an der Kita vorgefahren, in die ihre Tochter geht. Früher hat sie direkt an der Lessenicher Straße gewohnt. „Da ist morgens und abends schon immer Stau“, sagt sie. Vor Kurzem sind sie umgezogen. Die Tochter bringt sie nun immer mit dem Rad zur Kita.

Auch Susanne Eyberger ist gerade wegen ihres Nachwuchses dort. „Manchmal stauen sich die Autos bis hinter den Kreisverkehr oder sogar hinter den Friedhof“, sagt sie.

 Ein Grafitto an der Haltestelle ruft zum Tierschutz auf.

Ein Grafitto an der Haltestelle ruft zum Tierschutz auf.

Foto: Dennis Scherer

„Wir müssen die Lessenicher Straße für Autos unattraktiver machen“

Um die Lessenicher Straße zu entlasten, war immer wieder eine Straße von der Grünen Mitte zum Hermann-Wandersleb-Ring im Gespräch. Gabi Mayer von der SPD ist dagegen, sie sagt: „Wir müssen die Lessenicher Straße für Autos unattraktiver machen.“ Ein Teil des Verkehrs dort habe sicher auch mit den Anwohnern der Siedlung zu tun, aber auch Leute von auswärts würden die Straße nutzen. Da ist sie sich in gewisser Weise mit Bert Moll (CDU) einig. Auch er sagt, dass etwa Pendler aus dem Rhein-Sieg-Kreis die Strecke nutzen. Den Verkehr von der Lessenicher Straße umzuleiten, würde allerdings auf Kosten andere Anwohner gehen. „Eine Straße am Rande des Meßdorfer Feldes wäre gerechtfertigt“, sagt er.

Ulrike Zedow sieht das kritisch. „Ich wäre gegen eine Straße“, sagt die 70-Jährige, die durch das Neubaugebiet joggt und kurz stehen bleibt. Eine andere Anwohnerin, die gerade ihren Wagen in der Einfahrt geparkt hat, sagt: „Die Idee wäre ganz gut.“ Ihren Namen will sie lieber nicht in der Zeitung lesen. Eigentlich fahre sie mit dem Rad, gelegentlich benutze sie auch das Auto, um zur Arbeit zu kommen.

Überhaupt parken in der Siedlung viele Fahrzeuge am Straßenrand und in den Einfahrten. Auch in der von Stephanie Bregenstroth steht ein Wagen. Die 44-Jährige parkt gerade ihr Lastenfahrrad in der Garage. Sechs Räder sind darin untergebracht. Hauptsächlich sei Bregenstroth mit ihrem Fahrrad unterwegs und fände es gut, wenn die Radwege besser ausgebaut wären. „Ich kenne viele, die sagen: Mir ist es zu gefährlich, mit dem Rad zu fahren“, sagt sie. Zur Arbeit nach Meckenheim nimmt sie die Bahn, außer am Samstag – da fährt sie dann doch mal ausnahmsweise mit dem Wagen.

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