1. SF Brüser Berg Insolvenz droht - Verein und Stadt finden nicht mehr zueinander

BRÜSER BERG · Der 1. SF Brüser Berg ist am Ende und an seinen hochfliegenden Vereinsheim-Plänen zerbrochen. Der Sportbetrieb ist eingestellt, Beiträge werden keine mehr erhoben, die Mitglieder sind bis auf rund 30 Sportler - darunter auch "Karteileichen" - von der Fahne gegangen.

Die Internet-Homepage ist abgeschaltet. Und die Abwicklung des einst für seine sportlichen und integrativen Verdienste gelobten Clubs steht kurz bevor, bestätigte Vorsitzender Heinz Hentschel dem General-Anzeiger.

Damit könnte sich die Meinung der Stadt Bonn, dass der Verein insolvent ist, bald bestätigen. Denn Hentschel bereitet genau diesen Schritt vor. "Ich versuche seit einem Jahr eine Lösung für das Vereinsheim zu finden, und die Stadt überlegt und kann sich zu nichts entscheiden", sagt er. "Wenn die Stadt sich nicht bewegt, werde ich Insolvenz anmelden, dann kann sie sich mit dem Insolvenzverwalter herumschlagen."

Doch bei der Stadt lässt man sich damit schon gar nicht unter Druck setzen, womöglich wird genau dieser Schritt sogar sehnlich erwartet. "Keine Stellungnahme", heißt es offiziell auf eine Anfrage des GA, wie es mit der Bauruine neben dem Kunstrasen am Schießstandweg weiter geht. Spitzt man die Ohren hinter den Kulissen, hört man jedoch: Die von Hentschel vorgeschlagenen Ideen - zum Beispiel andere Vereine ins Boot zu holen, Privatleute bürgen zu lassen oder das Objekt zu vermieten - hält man im Stadthaus für ziemlich unrealistisch.

Was mit dem Rohbau passiert, steht in den Sternen. Und das seit einem Jahr. Offenbar besteht auch keine Bereitschaft mehr, mit dem Vorsitzenden noch zu verhandeln. "Aber das Vereinsheim alleine fertigstellen will die Stadt auch nicht, dabei stehe ich für den Heimfall zur Verfügung", sagt Hentschel.

Derweil liegt das Vereinsheim brach und der Rohbau ist verrammelt. Das Gebäude ist zwar wetterfest, wird aber nicht beheizt. Die ersten Fenster sind eingeschlagen, das Dach soll undicht sein, bei Schlagregen kann Feuchtigkeit eindringen.

Auf dem Fußweg sind die Steine aus dem Boden gebrochen, ein paar Baubaken sperren die Fläche notdürftig ab. Ein Fußballtor steht quer auf dem Weg, um den Durchgang zu verhindern. Trotzdem sagt Hentschel: "Ich bin wild entschlossen, das Ding fertigzustellen."

Aber wie es mit den Finanzen geregelt wird, ist völlig ungeklärt. Laut Hentschel hat das Objekt, das mit einem Kredit von 500.000 Euro finanziert wurde, derzeit einen Wert von 700.000 oder 800.000 Euro. Und ein Heimfall an die Stadt werde diese viel Geld kosten, weil der Verein für die schon stehenden Bauten zu entschädigen wäre.

Doch Geld will die notorisch klamme Stadt nicht in die Hand nehmen. Es könne höchstens sein, so hört man, dass man tätig werden müsse, wenn die Verkehrssicherungspflicht es erfordere. Ansonsten wartet man erst mal ab.

Aufstieg und Fall eines Vereins: der 1. SF Brüser Berg

Der 1985 gegründete Verein hatte vor drei Jahren noch rund 650 Mitglieder und eine erfolgreiche Fußballabteilung bei Senioren und im Jugendbereich. 2011 schaffte die "Erste" sogar den Landesliga-Aufstieg. Daneben gab es Abteilungen für Kinderturnen, Fitness und Volleyball. Bevor 2011 mit dem Vereinsheim-Bau begonnen wurde, war eine fünfjährige Planung und ein einstimmiger Beschluss der Mitglieder voran gegangen. Aber schon ein halbes Jahr später stockten die Arbeiten. 2012 ging dem Verein das Geld aus, und der Fall begann.

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