Population kontrollieren Jäger beobachten wegen vermehrter Klagen die Füchse im Meßdorfer Feld

Duisdorf//Endenich · Anwohner haben die Füchse schon auf ihren Streifzügen beobachtet. Sie passen sich gekonnt ihrer Umgebung an. Manchmal nähern sich die eigentlich scheuen Tiere den Menschen bis auf wenige Meter.

 Von ihrem Balkon aus hat das Ehepaar Keppler das Meßdorfer Feld im Blick. Ein Fuchsbau befindet sich im Gebüsch an der Pferdekoppel.

Von ihrem Balkon aus hat das Ehepaar Keppler das Meßdorfer Feld im Blick. Ein Fuchsbau befindet sich im Gebüsch an der Pferdekoppel.

Foto: Stefan Hermes

In diesen Tagen könnten Spaziergänger im Meßdorfer Feld das Glück haben, die meist im April zur Welt gekommenen Füchse bei ihren ersten Streifzügen zu beobachten. Ab ihrer fünften Lebenswoche verlassen die Jungen meist die Kinderstube und spielen vor dem Bau oder machen mit der Mutter Erkundungsausflüge.

Im Juli und August löst sich der Familienverband auf. Die bis zu zehn Jungfüchse werden dann selbständig und suchen sich ein eigenes Revier. So ist jetzt auch die Zeit, in der sich mancherorts die Klagen über Füchse häufen, die sich Hühner oder andere Kleintiere greifen. „Die Fähe schleppt jetzt für ihre Jungtiere alles an, was sie kriegen kann“, sagt Lutz Schorn als Jagdberater der Stadt über die Fuchsmutter.

Auch Jungfüchse dürfen das ganze Jahr über gejagt werden

Er weiß von Hühnerscharen am Kreuzberg, die den Beutezug des weiblichen Fuchses nicht überlebt haben. „Wenn jetzt ein Hühnerstall nicht ganz dicht ist, dann ist das für den Fuchs wie ein Selbstbedienungsladen.“

Es sei völlig normal, dass sich auf dem Meßdorfer Feld neben Hasen und Kaninchen auch Füchse wohl fühlten. „Der Fuchs ist der Gewinner unter den Tieren, die ansonsten unter der intensivierten Landwirtschaft leiden“, so Schorn. Daher dürften Jungfüchse auch das ganze Jahr über gejagt werden, um den gefährdeten Bestand von Rebhühnern und Hasen zu schützen. Die Altfüchse sind dagegen erst ab etwa Juli zur Jagd freigegeben.

Der mörderische Umtrieb sei dem Fuchs jedoch nicht anzulasten, so der Jagdexperte, „das ist schließlich seine Natur.“ Da jedoch die Landwirtschaft inzwischen derart industriell geworden sei, müssten nun viele Arten aktiv geschützt werden. „Wenn dann zusätzlich noch Prä­datoren wie der Fuchs dazukommen, wird‘s für manche Arten ziemlich eng“, so Schorn.

Hasenjagd gibt es seit fünf Jahren nicht mehr

In seinem eigenen Revier hat er Zählungen von Hasen vorgenommen, die die Annahme bestätigen, dass sich deren Population seit Jahren schon nicht mehr vergrößert. Seit fünf Jahren würde er aus diesem Grund nicht mehr auf die Hasenjagd gehen. Die Trockenheit der vergangenen Jahre tue den Hasen zwar gut, dafür sorgten aber Krankheiten immer wieder dafür, dass von einem Zuwachs im Frühjahr schon im Herbst nichts mehr zu sehen ist.

Von den Füchsen sei bekannt, so der städtische Jagdberater, dass sie sich ihre Bauten gerne in den siedlungsnahen Bereichen anlegten. Der Fuchs gilt als typischer Kulturfolger, da er sich allen Lebensverhältnisse anzupassen vermag. So vermutet Schorn die Fuchshöhlen auf dem Meßdorfer Feld vor allem im Bereich der ehemaligen Stadtgärtnerei, wo sie sich unter verwilderten Hecken und Brombeeren sicher einrichten könnten. Auch alte Kaninchenbauten werden vom Fuchs erweitert und bezogen. „Seit mindestens 20 Jahren lebe ich schon mit den Füchsen auf dem Meßdorfer Feld“, sagt Gabi Stein. Sie bestätigt damit die Annahme von Schorn, da sich auch „ihr“ Fuchsbau dort befindet, wo früher noch die Gewächshäuser der Gärtnerei ihres Vaters an der Theodor-Litt-Straße zu finden waren. Seine Tochter hat dort heute Pferde auf der Koppel stehen. Sie kennt den Ort des zurzeit unter Brenneseln und Brombeergestrüpp nicht mehr einsehbaren Fuchsbaus auf ihren Gelände genau und ist überzeugt davon, dass das Fuchspärchen, das dort seit einigen Jahren lebt, sie ebenfalls schon gut kennt. „Die kommen auf wenige Meter an mich heran, um hier Wasser aus einer Schale zu trinken“, sagt Stein und freut sich über die immer wiederkehrende tierische Begegnung. „Da wo Pferde sind, fühlen sich die anderen Tiere auch wohl“, ist sie sich sicher.

Natürlicher Feind des Fuchses ist der Uhu

„Für uns gehört der Fuchs in das Ökosystem und kommt auch sehr gut in unserer Kulturlandschaft zurecht“, sagt Monika Hachtel, Diplom-Biologin der an das Meßdorfer Feld angrenzenden Biostation. Als Feinde gebe es für den Fuchs – neben dem Menschen und seinen Autos – beispielsweise die Uhus. Davon gebe es im Rechtsrheinischen mehrere Brutpaare und auch eines auf dem Bonner Stadtgebiet. Auf dem Meßdorfer Feld fresse der Fuchs wohl am häufigsten Mäuse und Kaninchen sowie diverse Kleintiere. Allerdings ist er auch an dem Nahrungsangebot in Menschennähe interessiert: Abfälle aus der Mülltonne, Beeren aus dem Schrebergarten oder Fallobst von der Wiese gehören mit zu seinem Speiseplan.

Sicherlich auch ein Grund für die Beobachtungen, die das Ehepaar Keppler macht. Seit bald 40 Jahren haben sie das Meßdorfer Feld von ihrem Haus auf der Gandhistraße immer im Blick. So gelang es Manfred Keppler auch, mit seiner Videokamera einen der Füchse auf der Steinschen Koppel aufzunehmen.

Die Sorge von Anwohner, dass der Fuchs die Tollwut überträgt, ist inzwischen übrigens unbegründet. Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Auch die Gefahr, sich mit dem Fuchsbandwurm über den Verzehr von Beeren, Kräutern oder Pilzen anzustecken, gilt in unserer Gegend als gering. Die weitaus größte Ansteckungsgefahr für Menschen birgt das eigene Haustier. Hunde könnten etwa infizierten Fuchskot aufnehmen oder sich darin wälzen.

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