Ältester Schreiner von Duisdorf Josef Büttgenbach arbeitet mit 81 Jahren noch in seiner Werkstatt

Duisdorf · Sein Arzt hat ihm gesagt, er sei ein Sonderfall: Josef Büttgenbach, der älteste Schreiner seiner Zunft in Duisdorf, arbeitet mit 81 Jahren immer noch in seiner Werkstatt, ist kerngesund und munter.

 Seit mehr als 65 Jahren arbeitet Josef Büttgenbach als Schreiner. Mit Holz zu arbeiten, hat ihm immer Spaß gemacht.

Seit mehr als 65 Jahren arbeitet Josef Büttgenbach als Schreiner. Mit Holz zu arbeiten, hat ihm immer Spaß gemacht.

Foto: Benjamin Westhoff

Er bringt nicht nur Mediziner zum Staunen. Erst vor kurzem montierte er einen Holzbalkon an der Wohnung eines Kunden an die Wand – im dritten Stock. Er kann alte Schürreskarren reparieren und wackelige Stühle, hat neulich einem uralten Traktor ein neues Holzdach verpasst.

„Schwere Arbeit macht mir nichts aus“, sagt der Senior, der auch noch Auto fährt: „Ja, natürlich“, kommt es spontan aus seinem Mund. „So alt bin ich ja noch nicht. Wie soll ich denn sonst zum Nürburgring kommen?“

Damit wären wir schon beim Hobby: Schnelle Autos auf der legendären Eifelstrecke gucken, das macht der gebürtige Duisdorfer immer noch gerne. Früher hat er seinen Sohn immer mitgenommen, wodurch dieser genauso verrückt nach Motorsport wurde. „Er fährt heute ein Sicherheitsfahrzeug bei Rennen.“ In der Werkstatt hängen Fotos von Autos, die mit Tempo durch Kurven fahren.

Im März vorigen Jahres, als Josef Büttgenbach 80 wurde und 65 Jahre im Beruf feierte, hatte er zwar gesagt, er denke an den Ruhestand und wolle nur noch 2015 arbeiten. Jetzt ist wieder ein Jahr vorbei, und er formuliert es so: „Wenn ich keine Lust mehr habe, mache ich zu.“ Und fügt vielsagend hinzu: „Aber so lange die Kunden noch kommen...“

Das tun sie, obwohl fast gegenüber ein großer Baumarkt steht, der viel Auswahl bietet. „Aber das hat uns in der Schreinerei keinen Nachteil gebracht“, wundert er sich fast ein wenig. Im Gegenteil: Wenn es um Spezialschnitte geht, schicken die Baumarkt-Mitarbeiter die Kunden zum Schreiner rüber. Früher klingelten die Kunden sogar abends, wenn irgendwas mit Holz dringend gemacht werden musste. Inzwischen hat der Baumarkt länger geöffnet, da hat das nachgelassen.

Mit Holz zu arbeiten, hat ihm immer Spaß gemacht. Kreissägen sind nicht so seine Sache, dabei hat er sich mal durch ein herumfliegendes Holzstück am Handgelenk verletzt. Ansonsten nichts. Alle Finger sind noch dran. „Ich habe Glück gehabt und immer aufgepasst“, sagt Büttgenbach, der ein lupenreines Bönnsch- Platt spricht.

Aus der Familie will keiner in seine Fußstapfen treten und den Betrieb an der Rochusstraße 299 (neben dem Hotel Nettekoven) übernehmen, allerdings helfen der Sohn und der Neffe zuweilen mit. Büttgenbach, dessen Vater Hubert auch noch bis 80 an der Hobelbank stand, ist auch in der Duisdorfer Vereinsfamilie kein Unbekannter.

Zuletzt machte der Köttzug für die Herbstkirmes mit 60 Gästen bei ihm Rast und stärkte sich mit Essen und Trinken. Beim Spielmannszug Rot-Weiß und bei den Waldfreunden ist er selbst Mitglied.

Der letzte Schreiner von Duisdorf, der seine Lehre 1950 in Endenich machte, hat aber auch den Schalk im Nacken. Als ein Versicherungsmann kam und ihm eine Pflegeversicherung aufschwatzen wollte, zeigte er auf seine Frau Liesel, mit der er 45 Jahre verheiratet ist und die 17 Jahre jünger ist. „Sie ist meine Pflegeversicherung.“ Der Vertreter musste ohne Unterschrift wieder abrücken.

Allerdings macht Josef Büttgenbach auch einige Konzessionen und arbeitet nicht mehr ganz so lange, sagt seine Ehefrau: „Das Einzige, was er sich erlaubt, ist um 16 Uhr Feierabend zu machen, damit ich nicht alleine Kaffee trinken muss.“

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