Projektionen an der Apostelkirchengemeinde Aktiv gegen Rassismus in Tannenbusch

Tannenbusch · Jugendliche der Apostelkirchengemeinde lassen den Kirchturm mit Anti-Rassismus-Slogans erstrahlen. Sie möchten damit für das Thema Rassismus im Alltag sensibilisieren.

 Die evangelische Apostelkirchengemeinde lässt ihren Kirchturm erstrahlen. Das Projekt ist Teil einer Anti-Rassismus-Aktion.

Die evangelische Apostelkirchengemeinde lässt ihren Kirchturm erstrahlen. Das Projekt ist Teil einer Anti-Rassismus-Aktion.

Foto: Flick

In großem Schriftzug erstrahlten die Wörter am weißen Kirchturm der evangelischen Apostelkirchengemeinde: Das Statement „Keine Gemeinde für Rassismus“ war so groß geschrieben, dass es auch alle Autofahrer lesen konnten, die am Dienstagabend über den Lievelingsweg an der Kirche vorbei in Richtung Tannenbusch fuhren.

Mit einem Overhead-Projektor hatten Lea Henneberg und Lilly Nipkow den Slogan an die Kirchenwand projiziert. Die beiden Studentinnen gehören der von jugendlichen Mitgliedern der Apostelkirchengemeinde gegründeten Arbeitsgruppe „Nachtaktiv“ an, welche die Anti-Rassismus-Aktion ins Leben gerufen hat. Seit etwa einem halben Jahr setzen sich die Gruppenteilnehmer in ihren virtuellen Treffen intensiv mit dem Thema Rassismus auseinander und tauschen ihre Erfahrungen aus: „Wir sind etwa acht bis zehn Leute, die in einer kleinen Gruppe gemeinsam diskutieren“, sagt Nipkow.

Jeden Dienstagabend Slogans gegen Rassismus

In ihren monatlichen Gesprächsrunden haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen festgestellt, dass mehrere von ihnen bereits hautnah miterlebt haben, wie Menschen in der Öffentlichkeit aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion diskriminiert wurden – sei es in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch im Internet, wo menschenverachtende und rassistische Kommentare zugenommen haben.

„Uns ist es wichtig, dass wir erst einmal darüber sprechen, unsere Erfahrungen austauschen und so viel Wissen wie möglich ansammeln“, sagt Nipkow. Während der Gesprächsrunden hat die Jugendgruppe schnell gemerkt, dass es ihr nicht ausreicht, über Rassismus nur zu reden. „Wir hatten überlegt, welche Aktionen wir in Zeiten von Corona durchführen können. Wir wollten auf jeden Fall ein klares Zeichen gegen Rassismus setzen“, sagt Henneberg. Um möglichst viele Personen zu erreichen, hatte die Arbeitsgruppe „Nachtaktiv“ – der Name kommt daher, dass die virtuellen Treffen immer am Abend stattfinden – beschlossen, ihre Anti-Rassismus-Aktion am viel befahrenen Lievelingsweg durchzuführen.

Seit Anfang Februar werden hier nun jeden Dienstagabend Slogans gegen Rassismus an die Kirchenwand projiziert. Unter dem Schriftzug „Keine Gemeinde für Rassismus“ steht jede Woche ein weiteres, wöchentlich wechselndes Statement. Mal ist es ein von der Jugendgruppe selbst verfasstes Statement, mal ist es ein berühmtes Zitat bekannter Persönlichkeiten oder ein Zitat aus einem Song. Diese Woche hatten sich die Jugendlichen für „Mir all, mir sin nur Minnsche, vürn`n Herrjott simmer glich“ – einem Zitat aus dem Bläck Fööss-Lied „Unser Stammbaum“ entschieden. Mehrere Stunden ließen Henneberg und Nipkow den Kirchturm mit diesem Zitat anstrahlen. „Wir wollten ein Zeichen gegen Rassismus setzen, aber auch unsere interkulturelle Gemeinde nach außen tragen“, sagt Nipkow.

Projektion zum Gedenken an Todesopfer von Hanau

„Unsere Gemeinde ist ein Ort, wo jeder hinkommen kann. Hier in Tannenbusch leben so viele verschiedene Kulturen. Jeder ist hier willkommen, egal welcher Herkunft“, ergänzt Henneberg. Die beiden Studentinnen würden sich wünschen, dass ihre Aktion auch andere Menschen anregt, über Rassismus im Alltag nachzudenken und in einen Austausch miteinander zu treten.

An diesem Freitag jährt sich erstmals der rassistische Terroranschlag von Hanau. In Gedenken an die vielen Todesopfer möchte die evangelische Apostelkirchengemeinde auch an diesem Tag den Kirchturm erstrahlen lassen. Die Jugendlichen werden sich wieder gemeinsam für einen Slogan entscheiden.

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