Leerstand in Bonn-Hardtberg Ladenzeile an der Julius-Leber-Straße hat keine Zukunft

Bonn · Die Ladenzeile an der Julius-Leber-Straße verdient ihren Namen schon seit Jahren nicht mehr. Daher schlägt die Verwaltung vor, mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen, „um über mögliche Zukunftsszenarien zu sprechen“.

 Die Ladenzeile an der Julius-Leber-Straße.

Die Ladenzeile an der Julius-Leber-Straße.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Bebauungsplan von 1972 schreibt für die Ladenzeile eingeschossige Gebäude mit Flachdach vor. Als einzelne Geschäftslokale sind sie heutzutage einfach zu klein. Eine weitere Schwierigkeit ist auch, dass die Grundstücke sich auf viele private Eigentümer verteilen. CDU und Grüne hatten eine Anfrage zu den dortigen Eigentumsverhältnissen und die Ausnutzung gestellt. Der Ansatzpunkt war, dass die Ladenzeile wegen der Nähe zum neuen Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Gallwitzkaserne Entwicklungspotenzial haben könnte.

Die Verwaltung aber bekräftigt ihren ursprünglichen Standpunkt. Der Wettbewerbsdruck im Einzelhandel habe sich in den vergangenen  Jahren durch Konzentration auf größeren Flächen und den Onlinehandel verschärft. Daher werde ein Entwicklungspotenzial nicht gesehen.

Bereits 2006 hatte der Gutachter zur Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts für Bonn festgestellt, das Angebot an der Julius-Leber-Straße sei „sehr gering, auch im Hinblick auf die nahversorgungsrelevanten Sortimente.“ Für Duisdorf hatte die Standortanalyse damals ein gut entwickeltes B-Zentrum attestiert, „das jedoch aufgrund der Handelskonkurrenz im Gewerbegebiet in Alfter-Oedekoven dauerhaft gestärkt werden muss“. Ergänzend gebe es ein C-Zentrum auf dem Brüser Berg und zwei D-Zentren in Lengsdorf und Medinghoven. Diese drei Ortsteil- beziehungsweise Nahversorgungszentren seien jedoch gefährdet. Eine Ursache sei die Nähe zum Alfterer Gewerbegebiet. Für den Brüser Berg und in Lengsdorf komme allerdings als weitere Konkurrenz der Nahversorgungsstandort an der Baskets-Halle hinzu, der strategisch Kaufkraftabflüsse nach Alfter verhindern solle.

Discounter kosteten Kunden

Auf jeden Fall hat der Bau des großen Einzelhandelsstandorts im oberen Bereich der Julius-Leber-Straße  mit Vollsortimenter, Discounter, Drogeriemarkt und Bäckerei der Ladenzeile unterhalb den Rest der Kundschaft gekostet. Schließlich liegt es nur einen Fußweg entfernt. Zwar war die Ladenzeile noch bis 2008 als „D-Zentrum Finkenhof“ ausgewiesen, doch sie stand bereits auf der Kippe. Das kleinste Einkaufszentrum im Stadtbezirk Hardtberg bestehe lediglich aus einer Ladenzeile vor einem 70er Jahre-Wohnkomplex. „Städtebauliche oder architektonische Qualitäten“ seien nicht vorhanden, so die Einschätzung des Gutachters von 2006. Als Nachteile führte er zudem an, dass die Anlage wegen mehrerer Treppen nicht barrierefrei und das Parkplatzangebot gering ist. Das damalige Urteil: „Eine Reaktivierung des ehemaligen Zentrums Finkenhof wird nicht als möglich angesehen.“

Das Zentrenkonzept wurde in verschiedenen Punkten nach Maßgabe der Bezirksregierung in der Folge angepasst und 2012 beschlossen. Die Verwaltung hatte unter anderem Bezirke noch einmal auf ihre Entwicklungsmöglichkeiten überprüft und stellte etwa für den Finkenberg wie auch für Ückesdorf oder Lessenich/Meßdorf fest, dass keine zentrale Funktion gesehen werde. „Die Bewohner dieser Bezirke werden entweder durch Einzelstandorte versorgt, liegen dicht an anderen gutversorgten Bereichen oder sind einwohnermäßig so klein, dass kein Investor für eine Nahversorgung zu finden ist.“

Das ist die aktuelle Situation an der Ladenzeile

Laut einer aktuellen Nutzungsanalyse der Verwaltung steht ein Ladenlokal seit zehn Jahren leer, die Filiale der BBBank wird Ende des Jahres schließen. Der Friseur hat geschlossen; die Räume stehen derzeit leer. Seit Juli hat ein Café-Bistro eröffnet. Der Bonner Bridge-Club hat sich vor acht Jahren in der ehemaligen Bäckerei eingemietet und die Räume für eigene Zwecke hergerichtet. In zwei weiteren Ladenlokalen sind eine Fahrschule sowie eine private Kinderbetreuung untergebracht. Bereits in dritter Generation ist ein Handelsunternehmen für Kugellager dort ansässig.

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