Coolness-Training soll gegen Frust helfen Kampf gegen Mobbing und Gewalt an Bonner Schule

Brüser Berg · Die August-Macke-Schule auf dem Brüser Berg versucht mit einem Coolness-Training, Mobbing und Gewalt zu verhindern. Die Rückmeldungen sind laut Schulleitung durchweg positiv.

 Bei der Spendenübergabe für das Coolness-Training: (v. l.) Susanne Kranen, Monique Rüdell, Peter Werner, Petra Hoffmann-Barkow und Rainer Jenniches.

Bei der Spendenübergabe für das Coolness-Training: (v. l.) Susanne Kranen, Monique Rüdell, Peter Werner, Petra Hoffmann-Barkow und Rainer Jenniches.

Foto: Benjamin Westhoff

Was zunächst klingt wie eine neue Mode- und Stil-Beratung für den Pausenhof, ist in Wirklichkeit ein seit Jahren erprobter Ansatz, Kinder und Jugendliche für Themen wie Mobbing, Aggressionen und Gewalt zu sensibilisieren. Mit dem „Coolness-Training im konfrontativen Stil“ haben sowohl die Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler der August-Macke-Hauptschule auf dem Brüser Berg ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Gefördert wird das Projekt für die derzeitige Klassenstufe mit Hilfe einer Spende der Stiftung der VR-Bank Bonn in Höhe von 5000 Euro.

In insgesamt 20 Schulstunden, die sich auf vier Schultage verteilen, lernen die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen sieben und acht während intensiver Sitzungen den richtigen Umgang bei schwierigen oder gefährlichen Situationen. Dabei wird ihnen mit Konfrontationsübungen, Deeskalationstechniken oder Entspannungsübungen beigebracht, den dabei erforderlichen kühlen Kopf zu bewahren.

Pädagogische Übungen und Rollenspiele

Der konfrontative Stil des Trainings wird dabei durch interpädagogische Übungen und praxissimulierende Rollenspiele hervorgehoben. „Die Sitzungen werden jeweils von zwei erfahrenen Trainern der Firma ‚Krämer Trainings‘ geleitet, die auch Sitzungen im Gefängnis oder anderen Einrichtungen durchführen“, erklärt Sozialpädagogin der Schule, Susanne Kranen.

Während dort allerdings bereits gewaltaffine oder gewalterfahrene Jugendliche und Erwachsene unterrichtet werden, legt das Coolness-Training den Schwerpunkt auf Prävention und soll daher möglichst am Anfang der Pubertät stattfinden. „Wenn die Pubertät beginnt, bricht vieles auf. Das Selbstwertgefühl ist noch nicht stabil, die Jugendlichen brauchen häufig Hilfe. Vielen fehlt es an Orientierung, sie müssen notwendige Verhaltensweisen erst lernen oder wissen nicht, wo ihre Grenzen sind. Dabei hilft ihnen das Training“, so Kranen. „Hierbei werden auch die Themen Toleranz, Respekt und Ehre angesprochen“, wie der Lehrer Peter Werner ergänzt.

Konrektorin nimmt Frustrationen bei den Schülern wahr

Er organisiert das Coolness-Training in der Schule: „Die Tatsache, dass die Lehrer beim Training mitmachen und sich dabei ausnahmsweise sozusagen auf Augenhöhe mit den Schülern befinden, führt ebenfalls zu einer Verbesserung des Klassenklimas“, fügt Kranen hinzu. „Zurzeit bekommen wir rundum positive Rückmeldungen seitens der Schüler als auch der Lehrer“, bestätigt Konrektorin Petra Hoffmann-Barkow. „Ich finde es toll, dass wir insbesondere als Hauptschule so ein Projekt durchführen“.

Die Konrektorin unterrichtet bereits seit 1994 an der Schule und hat miterlebt, wie sich aufgrund des sinkenden Ansehens von Hauptschulen in der Öffentlichkeit immer mehr „Frustration“ innerhalb der Schülerschaft ausgebreitet hat. „Die Eltern versuchen heutzutage alles, damit ihre Kinder nicht auf die Hauptschule müssen. Dadurch habe sich auch die Klientel verändert. Diejenigen die bei uns landen, müssen wir dann oftmals motivieren. Besonders die, die herabgeschult wurden“, so Hoffman-Barkow.

Die beruflichen Aussichten nach einem Hauptschulabschluss seien in den letzten Jahren immer geringer geworden. „Früher konnte man als Hauptschulabsolvent auch im Einzelhandel unterkommen oder als medizinischer Fachangestellter arbeiten. Diese Türen sind weitgehend geschlossen“, erklärt die Konrektorin, deren Schule direkt gegenüber dem Hardtberger Gymnasium liegt. Das dort zu erreichende Abitur sei für ihre Schülerschaft dabei jedoch keineswegs unerreichbar. „Die Motivation zur Weiterbildung nach den zehn Pflichtschuljahren ist wichtig, um einen höheren Schulabschluss doch noch zu schaffen“, so Hoffmann-Barkow. Die Aufwertung des „Klimas“ im ohnehin schon stressigen Schulalltag, könnte dafür ein wichtiger Schritt sein.

Auch auf Seiten der zuwendenden Stiftung zeigt man sich überzeugt von der Notwendigkeit und dem Nutzen des Coolness-Trainings: „Wir haben schon an diversen Schulen ähnliche Projekte gefördert, weil wir von der Wichtigkeit sehr überzeugt sind“, sagt die Stiftungsratsvorsitzende Monique Rüdell, die die Spende gemeinsam mit Stiftungsvorstand Rainer Jenniches am vergangenen Freitag überreichte. „Außerdem passt es hervorragend zum Hauptfokus der Stiftung der VR-Bank Bonn. Seit 2007 fördert unsere Stiftung vorwiegend Kinder- und Jugendprojekte, so Jenniches.

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