Personalrotation Kein Ersatz für Jugendpflegerin Lou Krahnke

DUISDORF · Mit einem Dringlichkeitsantrag für die kommende Sitzung der Bezirksvertretung Hardtberg wollen sich die Hardtberger Politiker gegen die Versetzung der Jugendpflegerin Lou Krahnke nach Beuel wehren.

"Wir wollen uns das nicht gefallen lassen und haben deswegen einen Dringlichkeitsantrag formuliert", sagt die Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand (CDU). In dem Antrag fordern die Politiker, dass die Jugendpflegerin erst dann versetzt wird, wenn eine Nachfolge ausgewählt und auch eingearbeitet ist, so Thorand.

Die Versetzung der Hardtberger Jugendpflegerin, deren Arbeit im Hardtberg parteiübergreifend sehr geschätzt werde, sei "im konkreten Fall nicht gerechtfertigt und unverhältnismäßig", so die Bezirksbürgermeisterin. Nicht nur in der Politik wird Krahnkes Versetzung kritisiert. "Ich halte gar nichts von diesem Rotationsverfahren", sagt Hans-Peter Friedrichs, langjähriger Jugendpfleger der Stadt Bonn.

Zwei Dinge stören ihn an dem Verfahren. "Zum einen hat diese Arbeit viel mit Vertrauensbildung zu tun, man braucht vier bis fünf Jahre, um einen Stadtbezirk überhaupt erst zu erfassen", sagt Friedrich. Der jeweilige Jugendpfleger müsse bekannt sein und Sicherheit vermitteln.

Ein zweiter Punkt, der Friedrich stört: Das Rotationsverfahren stelle den jeweiligen Mitarbeiter unter Generalverdacht. "Das klingt als ob die Organisationen es darauf abgesehen haben, städtische Mitarbeiter reinzulegen, das ist unmöglich und keine Basis", meint Friedrich.

"Ich persönlich halte davon nichts", sagt Gabriel Kunze, Geschäftsführer des Kinder- und Jugendrings. Zum einen sei das Verfahren fragwürdig vor dem Hintergrund, dass zwei Jugendpflegerstellen nicht besetzt seien, weswegen mit dem Wechsel von Lou Krahnke nach Beuel die Hardtberger Jugendpflegerstelle unbesetzt bleibt. "Außerdem besteht die Arbeit darin, dass man die Akteure vor Ort kennt, so reißt man ein, was lange aufgebaut wurde", sagt Kunze.

Die Arbeit eines Jugendpflegers sei "Beziehungsarbeit", es dauere lange, sich das notwendige Wissen anzueignen. Das bestätigt Harry Wolff, Geschäftsführer des Vereins Heimstatt. Und Krahnke habe diese Arbeit im Hardtberg sehr gut geleistet.

"Deswegen bedauere ich sehr, dass sie nach Beuel versetzt wird und ausgerechnet im Hardtberg die Stelle vakant bleibt", sagt Wolff. "Aber ich kann auch verstehen, dass man wegen der Vorfälle in Bad Godesberg versucht, so etwas künftig zu verhindern", so Wolff weiter.

Die Stadt kündigt auf Anfrage an, dass die vakante Stelle im Jugendpflegebezirk Hardtberg kurzfristig öffentlich ausgeschrieben werden soll. "Bis zur Wiederbesetzung der Stelle werden sowohl die bisherige Jugendpflegerin als auch der Stadtjugendpfleger im Bedarfsfall als Ansprechpartner für den Jugendpflegebezirk Hardtberg zur Verfügung stehen", sagt Elke Palm vom Presseamt der Stadt.

Sie berichtet weiter, dass das Einstellungsverfahren für den Jugendpflegebezirk Bonner Norden zwischenzeitlich abgeschlossen werden konnte. "Die Stelle wird ab dem 1. November wieder voll besetzt sein", so Palm. Demnach sei also nur eine Stelle neu zu besetzen, eine Lücke im Karussell gebe es nicht.

Auf Anfrage, nach wie vielen Jahren künftig rotiert werden soll, teilt die Stadt mit: "Die Festlegung eines starren Zeitpunktes für Personalrotationen ist nicht vorgesehen." Im Rahmen der Personalentwicklung sei beabsichtigt, Bezirkswechsel nach einem Zeitraum von mindestens fünf Jahren vorzunehmen.

Bei Rotationsentscheidungen würden auch künftig Kriterien wie das Freiwerden von Stellen oder Veränderungswünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt.

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