Kinderfreizeit in Hardtberg Die Währung in den Ferien sind alte Nägel

Brüser Berg · Auf dem Aktivspielplatz in Brüser Berg erleben die Kinder Freiheit und Abenteuer. Das Ferienprogramm soll einen Kontrast zum durchgetakteten Schulalltag bieten.

 Der Aktivspielplatz verdient seinen Namen. Nach Herzenslust können sich die Kinder die Zeit vertreiben.

Der Aktivspielplatz verdient seinen Namen. Nach Herzenslust können sich die Kinder die Zeit vertreiben.

Foto: Niklas Schröder

Die 14-jährige Lea ist eins der dreißig Kinder, die für drei Wochen Ferien auf dem Aktivspielplatz am Abenteuerweg machen. Lea, Kardelen (13), Sarah (13) und Marlene (10) haben sich den Batik-Workshop aus den Programm ausgesucht. Ein T-Shirt mit persönlicher Note soll es sein. „Die Shirts sehen jetzt richtig cool aus“, Marlene ist begeistert vom Ergebnis. Die anderen drei stimmen ohne Einschränkung zu.

Zentraler Treffpunkt des Aktivspielplatzes ist die Feuerstelle. Neben dem pädagogischen Effekt der „begleiteten Erfahrungen mit dem Element Feuer“ bietet sich die Möglichkeit zu gemütlichem Beisammensein. Die elfjährige Lea hat sich ein Messer ausgeliehen und bereitet am Lagerfeuer Stöckchen vor. „Wir machen Stockbrot. Dafür spitze ich die Hölzer an und umwickele das obere Ende mit Alufolie“, erklärt sie. Bisher gefällt ihr die Ferienwoche gut: „Das Klettergerüst macht viel Spaß, und ich freue mich auf die Schnitzeljagd, die wir machen werden.“

Besonders beliebt bei den Kindern ist der Bauspielplatz, bietet die Fläche doch einen Freiraum, in dem „kreative, handwerklich und planerische Fertigkeiten“ entdeckt und ausprobiert werden können. Bei der Kinderbauleitung können sich die Handwerker Werkzeug ausleihen und aus mit Hölzern eine Bude bauen. Betreuer Jonathan hat die Bauaufsicht übernommen. „Ich passe auf, dass die Kinder sich nicht verletzten und helfe beim Bau der Häuser“, erklärt der 15-Jährige seine Aufgabe. Über einen Tresen gibt der Schüler Werkzeuge und Nägel heraus. Das Holz können sich die Kinder von einem Stapel holen. Jonathan stellt fest, „dass die Kinder sehr kooperativ zusammenarbeiten“.

Kinder genießen den Freiraum

Elias (10) und Constantin (7) haben bereits ein Häuschen und eine Art Holzlager zusammengewerkelt – nun brauchen sie Nägel-Nachschub. Viele gebrauchte Nägel haben die beiden in einem Eimer gesammelt. Die Nägel stammen von ehemaligen Bauten und aus der Feuerstelle, wo altes Holz verbrannt wurde. „Vier alte Nägel gegen einen Neuen lautet der Tauschkurs“, erklärt Jonathan. Die Idee dahinter ist, dass es mit der Währung weniger offenliegende Nägel und somit weniger Gefahrenstellen auf dem Gelände gibt.

An anderer Stelle sägt Jonas gerade einen Holzbalken zu. „Ich brauche zwei Seiten, damit ich eine Mauer bauen kann“, sagt der Siebenjährige. Vom vielen Sägen hat er schon eine Blase am Handgelenk, macht aber unverdrossen weiter. Derweil beratschlagen Justus (13), Thore (10) und Bela (11), wie es mit ihrem Haus weitergehen soll. „Wir bauen einen Unterstand, wo wir uns reinsetzen und zusammen entspannen können“, erklärt Justus den Plan. Der Boden zum Sitzen ist bereits fertig. Nun sind die drei Freunde an der Seitenwand zugange. „Das Bauen macht sehr viel Spaß“, sagt Thore, der generell von der Ferienwoche begeistert ist. „Im Gegensatz zu anderen Ferienfreizeiten, hat man hier mehr Freiraum und kann seine Aktivitäten selbst entscheiden“, sagt Thore.

Auf mögliche Gefahrenstellen angesprochen, wie etwa durch den Einsatz von Sägen und Nägeln, erklärt Erzieher Jean-Pierre Zaun: „Der bewusste Umgang mit Gefahren ist gewollt.“ Laut dem Leiter ist ein pädagogischer Effekt für die Kinder einkalkuliert. Bei den meisten Verletzungen auf dem Aktivspielplatz sei mit einem Pflaster getan, so Zaun. Bevor die kleinen Handwerker aber an Säge und Hammer dürfen, werden sie von den Betreuern gründlich unterwiesen. „Wenn wir sehen, dass die Kinder die Werkzeuge falsch nutzen, greifen wir ein und helfen“, versichert Jonathan. Ein weiterer Aspekt: „Beim Bauen können Kinder auch demokratische Prozesse erlernen“, sagt Zaun. „Man baut eine Bude, hat Nachbarn und muss miteinander auskommen.“

Lektionen fürs Leben

Im Garten stehen Hochbeete mit Gemüse, Gewürzen und Früchten. Dort werden die Kinder in den nächsten Tagen Obstbäume pflanzen. Außerdem gibt es auf dem Freigelände eine Seilbahn, Schaukeln und ein Trampolin. Letzteres probieren die Geschwisterpaare Jano (11) und Till (11) sowie Nils (10) sowie Delia (9) gerne aus. „Wir haben ein paar Tricks, wie den Salto geübt“, berichtet Till. Delia hat aber auch das Streichen des Klettergerüstes Spaß gemacht.

Start des Ferienangebots ist um 8 Uhr morgens, erklärt Zaun. „Die Kinder können dann in Ruhe ankommen.“ Anschließend trifft sich die Gruppe zur Tagesplanung. „Wir machen den Kindern ein Angebote. Sie können selbst entscheiden, was sie machen möchten. Wir sind der Ansicht, dass der Schulalltag schon genug strukturiert und durchgetaktet ist, sodass wir in den Ferien einen Kontrast bieten möchten.“ Aus Personalmangel musste die Teilnehmerzahl allerdings in diesem Jahr auf 30 Kinder beschränkt werden. Die Nachfrage sei deutlich höher gewesen.

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