Kirchen in Bonn Kirchengemeinden haben Heizungen auf Bio-Gas umgestellt

Tannebusch · Die Kirchen Sankt Bernhard und Sankt Thomas Morus in Bonn werden jetzt mit innovativer Erdgas-Wärmepumpentechnik beheizt. Damit spart die katholische Kirche in Bonn viel Geld.

 Horst Billes erläutert Pfarrer Hermann Bartsch (l.), Werner Blume (2.v.r.) und Markus Igelmund (r.), wie die Gas-Wärmepumpe funktioniert.

Horst Billes erläutert Pfarrer Hermann Bartsch (l.), Werner Blume (2.v.r.) und Markus Igelmund (r.), wie die Gas-Wärmepumpe funktioniert.

Foto: Stefan Knopp

Man merkt erst einmal nicht, dass etwas neu ist an Sankt Thomas Morus. „So langsam macht sich das Bewusstsein breit, dass es etwas Besonderes ist“, meinte Werner Blume vom Kirchenvorstand der katholischen Gemeinde am Donnerstag bei der Vorstellung dieser Besonderheit: Die Kirche in Tannenbusch ist nicht nur die zweite in der großen Kirchengemeinde im Bonner Norden, sondern auch im ganzen Erzbistum Köln, die als Bestandsgebäude mit einer Gas-Hybridanlage beheizt wird.

Es handelt sich um eine Kombination aus der außen stehenden Gas-Wärmepumpe, die regulär fürs Heizen eingesetzt wird, und der im Heizungskeller eingebauten Gas-Brennwerttherme, die zugeschaltet wird, wenn die Leistung der Pumpe nicht ausreicht – also etwa bei Außentemperaturen unter minus fünf Grad Celsius. Die Anlage hat eine Leistung von 40 Kilowattstunden, in dieser Größenordnung gibt es ein solches Heizsystem laut dem zuständigen Ingenieur und Energieberater Horst Billes seit fünf bis zehn Jahren. Sankt Thomas Morus leistet damit ein Stück weit Pionierarbeit. Zumindest im Zusammenhang mit der Beheizung von Kirchengebäuden.

Technik seit 2019 im Einsatz

Die erste Kirche, in der die Gas-Wärmepumpe installiert wurde, ist Sankt Bernhard in Auerberg. Dort war laut Blume im Jahr 2019 die Heizanlage komplett ausgefallen. Auch die in die Jahre gekommene Anlage in Sankt Thomas Morus, stellte man später fest, musste dringend erneuert werden. Man entschied sich in beiden Fällen beim Ersatz für die innovative Variante, weil eine wichtige Bedingung dafür gegeben war: Die Kirchen verfügen jeweils über eine Fußbodenheizung.

In Sankt Bernhard ging die Anlage bereits im Herbst 2020 zu Beginn der Heizsaison in Betrieb. Dort konnte man bereits mehr als 50 Prozent fossile Brennstoffe einsparen, sagte Billes. Die Anlage in Sankt Thomas Morus ging im März an den Start. Auf lange Sicht rechne sich die etwas teurere Anlage – als Listenpreis gab Billes 23 000 Euro für eine Anlage an, dazu kommen jeweils die Einbaukosten. Denn eine Kilowattstunde Erdgas koste deutlich weniger als Strom. Und man nutze nicht nur das Gas selbst, sondern binde bis zu 60 Prozent kostenlose Umweltwärme mit ein – wenn es draußen kalt ist, kann die Pumpe im „umgekehrten Kühlschrankeffekt“ daraus Wärme gewinnen –, sodass man auf einen Wirkungsgrad von bis zu 160 Prozent komme.

Heizen bei Nutzung

Die Wärme kann zwischengespeichert werden. Hinzu kommt, dass der Betrieb zum einen witterungsgesteuert variabel läuft und zum anderen individuell gesteuert werden kann: Dann wird die Kirche nur geheizt, wenn sie auch wirklich genutzt wird, und nicht rund um die Uhr. Das Monitoring übernimmt Billes, aber auch übers Pfarrbüro soll man auf die Steuerung zugreifen können. Und durch die Förderzusage des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz BAFA, werden einmalig 30 Prozent der gesamten Herstellungskosten eingespart.

„Das ist ökologisch und ökonomisch unschlagbar“, meinte Billes. Man könne allerdings noch Bio-Gas oder mit Windkraft erzeugtes Erdgas nutzen. Leider finde man Fußbodenheizungen selten in Kirchen, in Bonn komme das laut Markus Igelmund vom Generalvikariat des Kölner Erzbistums höchstens noch in fünf bis acht anderen Gebäuden infrage. In der Kirchengemeinde Sankt Thomas Morus wäre das noch in Sankt Paulus in Tannenbusch möglich.

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