"Passionen Stationen" Klänge übers Werden, Sein und Vergehen

DUISDORF · Leise musikalische Klänge dringen aus dem Lautsprecher, der in einem Baum an der Mauer zum alten Friedhof angebracht ist. Immer wieder sind Namen zu hören, die dazu vorgelesen werden, kombiniert mit seltsamen, teils disharmonischen Tonfolgen. Michael Denhoff hat die Namen in Musik umgewandelt, indem er jedem Buchstaben des Alphabets einen anderen Ton gegeben hat. Diese Klanginstallation ist Station 7 des Kunstprojektes "Passionen Stationen".

 Die Aktionsteilnehmer pflanzen symbolisch den "Baum des Lebens".

Die Aktionsteilnehmer pflanzen symbolisch den "Baum des Lebens".

Foto: Frommann

Die Namen gehören zu Menschen, die in Duisdorf gelebt haben oder noch leben. Geburt, Hochzeit, Tod - jeder Name ist einer dieser Stationen des Lebens zugeordnet. "Es sind auch Leute zu mir gekommen und haben gefragt, ob der Name von Angehörigen auch genannt werden kann", sagte Dagmar Gruß, Pfarrerin der evangelischen Johanniskirchengemeinde. Sie hatte die Station mit Denhoff vorbereitet.

Dazu sollte am Samstag neben der Installation auch ein "Baum des Lebens" gepflanzt werden - das wurde aber nur symbolisch vollzogen. Der Grund: Das Amt für Stadtgrün hatte noch keine Genehmigung dafür erteilt, weil noch kein Platz dafür gefunden worden war.

Grünflächen gibt es rund um den Springbrunnen am Europaplatz genügend. Aber man müsse auch an die Kirmes denken, die dort veranstaltet wird, sagte Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand. Der Johannisbrotbaum solle das auch überleben, deshalb müsse ein vernünftiger Platz gefunden werden. "Wir wollen Platz schaffen für Neuankömmlinge, die sich hier niederlassen und Wurzeln schlagen wollen", erklärte Gruß die Symbolik.

Deshalb wurde auch die Pflanzung, die Reinhard Augenreich als Projektbeauftragter der Johanniskirchengemeinde durchführte, zu einer Installation - mit angelehntem Spaten, künstlichen Äpfeln und Priemeln.

Anschließend gab es bei Bestattung Vitt eine Lesung zum Thema "Wer wird sich erinnern". Gruß las Texte übers Werden, Sein und Vergehen von Tucholsky, Benn und anderen Schriftstellern. Dazwischen spielten Klarinettist Michael Neuhafen sowie Michael Denhoff auf der Campanula, einem celloähnlichen Streichinstrument, Melodien, die letzterer aus den "klingenden" Namen zusammengestellt hatten.

Das Projekt Passionen Stationen besteht aus 13 Stationen, die zur Passionszeit im ganzen Bonner Raum installiert werden. Beteiligt sind das Evangelische Forum, das Katholische Bildungswerk und das Kunstmuseum Bonn. Mehr Infos auf www.passionenstationen.de.

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