Gelungener Start im Kreuzbergpark in Lengsdorf Können Feuchtbiotope das Stadtklima verbessern?

Lengsdorf · Nachdem die Stadt im Lengsdorfer Kreuzbergpark Pappeln fällen musste, wurde im März ein Feuchtbiotop angelegt – bereits mit ersten Erfolgen.

Jan Peter Stiller (l.) und Andreas Weiland am Tümpel im Kreuzbergpark in Lengsdorf.

Jan Peter Stiller (l.) und Andreas Weiland am Tümpel im Kreuzbergpark in Lengsdorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Sonne scheint auf den friedlichen Tümpel im Kreuzbergpark in Lengsdorf. Direkt nebenan auf dem Spielplatz laufen Kinder hin und her. Auf den ersten Blick fällt es nicht auf, doch bei genauerem Hinsehen gibt es auch im Tümpel Bewegung. Einige Wasserläufer, eine Insektenlarve und dann, die Überraschung: „Da vorne sieht man einen Bergmolch, er schwimmt direkt auf uns zu“, sagt Jan Peter Stiller, Sachgebietsleiter im Amt für Umwelt und Stadtgrün, und zeigt in die Richtung des kleinen schwarzen Tiers, das sich durchs Wasser schlängelt.

Bisher standen im Park drei große Pappeln. Jetzt schauen Andreas Weiland und Jan Peter Stiller auf das neu angelegte Feuchtbiotop - eine Idee der Gärtner-Kolonne, sagt Andreas Weiland. Er ist Gartenmeister für den Stadtbezirk Hardtberg. Erst wurde in einer Senke der Wiese angelegt, in der sich das Wasser natürlich sammelt. Zum Teil wurde auch Erde aufgeschüttet, um das Wasser in die richtigen Wege zu leiten, erzählt Stiller. So ist der Tümpel entstanden.

Die morschen Bäume mussten weichen

Die Pappeln wurden im Februar gefällt, da sie morsch waren und eine Gefahr darstellten. Als Ersatz würden an anderer Stelle drei Bäume gepflanzt werden, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Da der Boden sehr feucht sei, wäre die Neubepflanzung an gleicher Stelle mit schwerem Gerät nicht möglich gewesen, erläutert Jan Peter Stiller. Er kümmert sich um die Pflege und Entwicklung der Bonner Grünflächen. Die jungen Bäume hätten nicht das gleiche Wasser aus dem feuchten Boden gezogen, wie die großen alten Pappeln, gibt er außerdem zu bedenken. Stattdessen bestehe nun die Möglichkeit für die Natur, „sich so zu entwickeln, wie sie es ohne den Menschen täte“, sagt Stiller.

Die Kopfweiden, die schon zuvor im Park standen, wurden in das Biotop integriert und bieten an den abgekappten Faulstellen neben dem eigens angelegten Totholzhaufen den perfekten Wohnort für Insekten. Denn die seien für die Biodiversität enorm wichtig, sagt Stiller. Außerdem wurde ein Steinhaufen für Amphibien angelegt, „sozusagen um das Ensemble des Biotops zu ergänzen“.

Artenvielfalt fördern

„Im Ufer-Saatgut haben wir eine hohe Amplitude an verschiedenen Pflanzenarten - was sich etablieren wird, wird sich über die Zeit ergeben“, erläutert Gartenmeister Weiland. „Typisch für Naturschutz, man schafft ein Angebot und die Natur setzt sich dann durch“, fügt Stiller hinzu. Der Standort sei perfekt, nahe an einer Schule, findet Weiland. Denn für ihn steht fest: „Es ist wichtig, dass man von klein auf, die Natur zum Anfassen hat.“

Wie den Molch. Er ist der erste der gesichtet wurde, seitdem das Feuchtbiotop angelegt wurde. „Mein Highlight des Tages“ , freut sich Weiland. „Es gibt immer Spezialisten, die mit den extremen Lebensräumen umgehen können“, erklärt er. Das Biotop sei durch den Wechsel von feucht zu trocken im Sommer eben ein extremer Lebensraum. „Der Verlust von Lebensräumen ist die Hauptursache für das Artensterben und solche wechselfeuchten Gebiete sind selten geworden“, pflichtet Weiland ihm bei.

In Zeiten des Klimawandel sei es wichtig, die Artenvielfalt zu fördern. Durch die Anlage des Biotops soll dieser besondere Lebensraum geschützt werden. Außerdem werde CO2 im feuchten Boden gespeichert. Was Stiller so einordnet: „Der Teich verändert zwar nicht das Klima der Welt oder der Stadt, aber jede kleine Maßnahme zählt.“

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