Gefahr beim Pilze sammeln Biologe warnt vor Knollenblätterpilzen im Kottenforst

Bonn · Der Bonner Biologe Matthias Faix warnt vor Knollenblätterpilzen auf dem Venusberg. Wer hier Pilze sammeln will, sollte sich unbedingt gut mit diesen auskennen.

 Diese Pilze hat Matthias Faix als Knollenblätterpilze identifiziert.

Diese Pilze hat Matthias Faix als Knollenblätterpilze identifiziert.

Foto: Matthias Faix

Ein Todesfall durch Pilzvergiftung in dieser Woche hat Matthias Faix dazu veranlasst, aufmerksamer als sonst auf dem Venusberg spazieren zu gehen. Und tatsächlich hat er eine ganze Familie  Knollenblätterpilze entdeckt. Der 55-Jährige ist von Haus aus Biologe, genauer Botaniker. Pilze sammelt er so oft ihm die Zeit bleibt, denn er kennt sich damit ziemlich gut aus.

Im jüngsten Fall waren sieben Menschen aus der Nähe von Kaarst am Niederrhein nach dem Verzehr eines giftigen Knollenblätterpilzes erkrankt, eine 28-Jährige ist gestorben. „Immer wieder hört man von Vergiftungen“, sagt Faix. „Unweit der Klinikkapelle habe ich schöne Exemplare des tödlichen Knollenblätterpilzes gesehen.“ Er betont, dass sie giftig sind, „aber nicht unser Feind. Sie gehören in die Waldgemeinschaft. Wer Pilze zerstört, zerstört letztlich den Wald.“

Aber für die Menschen gilt: Finger weg. Wie Faix erläutert sind die weißen Lamellen die typischen Merkmale des  Pilzes aus der Gattung der Phalloiden.  „Das unterscheidet ihn maßgeblich vom Champignon. Der ist unten schokoladenbraun – aber niemals weiß“. Der Hut des Knollenblätterpilzes hat eine grünliche  Färbung. Der Stil endet in einer Knolle, die aber durch Laub nicht unbedingt  zu sehen ist. „Er hat einen ganz typischen, sogar leckeren Geruch nach rohen Kartoffeln und nach Honig und soll sogar lecker schmecken.“

Die Vergiftung jedoch ist äußerst tückisch. Nach zwölf bis 24 Stunden werde dem Konsumenten übel. Danach gehe es ihm scheinbar wieder besser. „Nach drei Tagen vermindert die Leber ihre Funktionen. Die Leberzellen werden  irreversibel geschädigt.“ Das tödliche Gift heißt Amanitin.

Wem nach der Pilzmahlzeit mit einer längeren Latenzzeit nach dem Verzehr schlecht wird, der sollte direkt in ein Notfallzentrum gebracht werden, rät Faix. „Am besten mit Putzresten der Pilze, um mögliche Gifte zu bestimmen.“ Indes sollte es gar nicht so weit kommen. Menschen,die Pilze sammeln möchten, sollten einen Kurs bei einem Pilzsachverständigen belegen. Über die Webseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie – www.dgfm-ev.de – lässt sich ein Experte in der Nähe finden, der mitgebrachte Pilze begutachtet. Übrigens hat die Gesellschaft den Grünen Knollenblätterpilz zum Pilz des Jahres gekürt.

Einer der  Pilzsachverständigen in Bonn ist Frank Otto (erreichbar unter: 0228/235851). Er bietet an, dass Familien, bevor sie sich zum Pilzesammel aufmachen, einen Termin zur anschließenden Begutachtung vereinbaren. In fünf Fällen hat er in diesem Herbst den Fund kontrolliert. In einem Fall waren Carbonchampignons dabei. „Sie enthalten einen Giftstoff, von dem einem übel wird“, erläutert er. Carbonchampignons stinken, wie der Name sagt, unangenehm nach einem Mittel, mit dem früher in Krankenhäusern desinfiziert wurde.

Otto: „Beim Durchschneiden verfärbt sich der Stiel chromgelb. Auch daran kann man ihn erkennen. Sein Tipp: „Gesammelt werden sollten nur Arten, die man zweifelsfrei erkennt.“ Von Pilz-Apps für das Smartphone rät er ab. Lebensgefährliche Verwechslungen seien nicht auszuschließen. Wie Sammler und Experte Frank Otto beobachtet, geht die Pilzsaison langsam dem Ende zu.  Auf dem Venusberg seien noch Rötelritterlinge und Schwefelköpfe zu finden. „Jetzt beginnt die Zeit der Winterpilze wie dem Samtfußrübling.“

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