Biologische Station pflegt Wasserlöcher Es kreucht und fleucht im Kottenforst

Röttgen · Biologe Peter Tröltzsch lässt eine Ortmann-Reuse in einen 2016 erneuerten Teich im Kottenforst bei Röttgen. Molche sollen sich hinein verirren, damit er sie am nächsten Tag zählen kann. Auch Teichmolche finden sich in den Gewässern im Kottenforst. Der Bergmolch versteckt sich gerne unter Totholz.

 Biologe Peter Tröltzsch lässt eine Ortmann-Reuse in einen 2020 angelegten Teich im Kottenforst bei Röttgen. Molche sollen sich hinein verirren, damit er sie am nächsten Tag zählen kann.

Biologe Peter Tröltzsch lässt eine Ortmann-Reuse in einen 2020 angelegten Teich im Kottenforst bei Röttgen. Molche sollen sich hinein verirren, damit er sie am nächsten Tag zählen kann.

Foto: Stefan Knopp

Vor dem Waldspaziergang erstmal die Schuhe desinfizieren? Das ist neu, und es hat einen unerfreulichen Hintergrund. Denn die Natur denkt sich verrückte Dinge aus: Es gibt, erklärt Biologe Peter Tröltzsch von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft, Pilzarten, die für Amphibien tödlich sind. In den Niederlanden hätten diese Pilzarten schon den Bestand dezimiert, nachdem sie von Züchtern aus Asien und Afrika eingeschleppt wurden, auch in der Eifel seien sie angekommen. Jetzt macht sich Tröltzsch Sorgen um den großen Bestand an Fröschen, Kröten, Molchen und Salamandern im Kottenforst.

Die sind jetzt wieder aktiv. In den vielen kleinen Tümpeln, die zum Beispiel in den Waldstücken zwischen Röttgen und Meckenheim angelegt wurden, findet man bereits den ersten Froschlaich von zwei Arten. „Der Springfroschlaich ist sehr kompakt und in der Regel um ein Pflanzenteil gewickelt“, so Tröltzsch. Die Eier des Teichfrosches dagegen schwimmen als lockere Masse in Ufernähe im Wasser.

 Peter Tröltsch hält einen Teichmolch in den Händen.

Peter Tröltsch hält einen Teichmolch in den Händen.

Foto: Stefan Knopp

45 neue Gewässer im Kottenforst

„Der Springfrosch hat enorm davon profitiert, dass wir die Gewässer angelegt haben.“ Das geschah zwischen 2017 und 2020 im Rahmen des Projektes Villewälder. 81 Gewässer entstanden, alleine 45 davon im Kottenforst, erklärt der Biologe. „In den Trockenjahren war es ein absoluter Vorteil, dass wir Gelder hatten, um Gewässer zu errichten. Wir hätten das sonst für die Amphibien nicht kompensieren können.“ Die kleinen Tümpel hätten 60 Prozent ihres Wassers gehalten in den Dürresommern der letzten Jahre und damit vielen Tieren Lebensraum geboten. Zudem sind sie in regelmäßigen Abständen im Wald angelegt worden, um zum Beispiel dem seltenen Kammmolch eine größere Verbreitung zu ermöglichen. Das Tier bewegt sich nicht weit vom heimischen Tümpel weg. Ein dichteres Gewässernetz soll den Molch dazu animieren, dass er sich ausbreitet.

Begibt man sich gegenüber des Parkplatzes Jägerhäuschen südlich von Röttgen unter der A565 hindurch in den Wald, kommt man schnell an einen kleinen Teich zwischen den Bäumen. Er wurde als einer der ersten durch das geförderte Projekt wiederhergestellt, indem man den alten ausschachtete. „Er hat jetzt wieder eine sehr hohe Qualität für verschiedene Amphibienarten“, sagt Tröltzsch, während er einige „Ortmann-Reusen“ ins Wasser lässt. Sie bestehen aus Malereimern mit Löchern, in die abgeschnittene PET-Flaschen gesteckt werden. Molche gelangen hinein, aber nicht wieder heraus: So kann man untersuchen, welche Arten sich inzwischen angesiedelt haben. Man fand bislang Teich-, Berg-, Faden- und Kammmolche.

Ohne ausreichend Regen trocknen die Wasserlöcher aus

Dieses Gewässer hat aber einen Nachteil: Wenn es wenig regnet, wie in der ersten Märzhälfte, bedienen sich die Bäume ringsum an seinem Wasser. Geht man weiter und biegt rechts ab, passiert man eine Freifläche, auf der nach der Dürre viele vom Borkenkäfer befallene Fichten gefällt wurden. Dort entstand 2020 ein neuer Teich mit viel Sonneneinstrahlung und ohne Baumwurzeln ringsum. „Offene Lebensräume sind für Amphibien attraktiv“, sagt Tröltzsch. „Das Licht brauchen Kaulquappen, um sich zu entwickeln.“ Und Kröten benötigten Rufplätze. All das findet man da. Man muss den Teich nur regelmäßig freistellen, sonst wird er überwuchert.

Ein unerfreulicher Fund war neulich ein toter Goldfisch. Tröltzsch vermutet, dass jemand Laichkraut ins Wasser gesetzt hat – es habe sich ungewöhnlich schnell dort angesiedelt. Mit dieser Wasserpflanze könnten Fischeier in den Teich gelangt sein. „Es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass sie damit den Amphibien nichts Gutes tun.“ Denn die Fische fressen den Laich. Auch in dieses Gewässer setzt Tröltzsch Reusen ein. Der Kammmolch wurde bislang nicht nachgewiesen, aber er hofft weiter.

Der Mensch muss helfend eingreifen

Dürre, Borkenkäfer, milde Winter, das sind Anzeichen des Klimawandels. „Wärmere Winter sind eher ein Problem: Die Amphibienwanderungen setzen früher ein.“ Wenn es dann noch mal kalt wird, könnte das für die Tiere und den Laich schwierig werden. Und die Phase der Winterruhe, in der die Amphibien sich zum Beispiel von Krankheiten regenerieren, verkürze sich. „Und wenn es dann zu heiß wird, fallen sie in Sommerstarre.“ Der Klimawandel biete auch Chancen, etwa dadurch, dass die Wälder offener werden und man mehr Gewässer anlegen könne, sagt der Experte. Aber: „Das kommt nicht von allein.“ Der Mensch müsse mithelfen, deshalb kam die Förderung für das Projekt Villewälder genau richtig.

Und dann ist da noch der Pilz, gegen den man sich die Schuhe desinfizieren sollte. „Das machen Fußgänger natürlich nicht“, sagt Tröltzsch. „Waldarbeiter aber auch nicht.“ Eigentlich müssten auch die Maschinen, die im Wald eingesetzt werden, regelmäßig keimfrei gemacht werden, eine sehr aufwändige Maßnahme. „Es kostet um die 400 Euro, einen Kleinbagger zu desinfizieren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort