Biologische Station beobachtet Zugrouten Kraniche nutzen Thermik über dem Meßdorfer Feld

Dransdorf/Duisdorf/Endenich · „Glücksvögel“ nennt man Kraniche auch. Tausende dieser Vögel haben in den vergangenen Tagen das Bonner Stadtgebiet überflogen, meldet die Biologische Station in Dransdorf. Die Kraniche haben sich auf den Weg in den Süden in ihr Winterquartier gemacht.

Kraniche Biologische Station Bonn; Vögel haben in Niederberg 2016 ...

Foto: Jochen Rodenkirchen

Tausende Kraniche haben in den vergangenen Tagen das Stadtgebiet überflogen, meldet die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft aus Dransdorf. Aufmerksame Spaziergänger haben Schwärme des laut trompetenden „Glücksvogels“ ebenfalls ausgemacht. Wie Monika Hachtel von der Biologischen Station erläutert, nutzen manche Kraniche das Messdorfer Feld und auch das Siebengebirge zum Kreisen, um mit der Thermik wieder an Höhe zu gewinnen.

Die Tiere, die über Bonn fliegen, nehmen die Westroute. Sie kommen aus Skandinavien (Norwegen, Schweden, teilweise Finnland), Mitteleuropa (Deutschland, Polen, Tschechische Republik) sowie dem Baltikum und überwintern in Frankreich, Spanien und Portugal.

Ein beeindruckendes Schauspiel bieten die bis zu sechs Kilogramm schweren Tiere bei einer Spannweite von bis zu 2,40 Metern, wenn sich die Formationen auflösen, vor allem aber, wenn sie wieder zusammenfinden zu der typischen Dreiecksformation. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, dann folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Vögel ohne Zwischenstopp bis Südeuropa fliegen. „Kraniche ziehen bevorzugt bei Hochdruckwetter, weil sie dann von den östlichen Winden mitgetragen werden und dadurch Kraft sparen können“, sagt Christian Härting vom NABU NRW. An Tagen mit günstiger Witterung überfliegen in kurzer Zeit bis zu 50000 und mehr Vögel Nordrhein-Westfalen.

Vogelexperte Peter Tröltzsch von der Biologischen Station beobachtet, dass sich die Frühjahrs- und Herbstroute unterscheiden. Im Frühjahr queren die Kraniche das Siebengebirge – ungefähr in einer Schneise zwischen Ennert und Drachenfels. Die Herbstroute verläuft deutlich weiter nördlich, zwischen Bonner Norden und Düsseldorf. „Das hängt vermutlich mit anderen Windsystemen zu den verschiedenen Jahreszeiten zusammen“, so Tröltzsch. Bei schlechtem Wetter, vor allem bei Nebel, rasten die Vögel zu Hunderten auf Äckern. Wenn die Kraniche in Bonn Halt machen, lassen sie sich gern auf dem Annaberger Feld nieder. Eine innere Uhr und sonniges Wetter mit Ostwind geben den tausenden Vögeln zeitgleich das Startsignal, sich aus den Sammelplätzen in Norddeutschland auf die weite Reise ins Winterquartier im Süden zu machen, erklärt Härting. In den frühen Morgenstunden brechen die Schwärme auf und ziehen beiderseits am Harz vorbei.

Der Hauptzug überfliegt Osnabrück, Hannover und Göttingen, erreicht dann das Weserbergland, um beim Weiterflug mit 80 Stundenkilometern das östliche Ruhrgebiet zu streifen und entlang des Rheins nach Bonn zu gelangen. Von hier aus geht es weiter über den größten französischen Rastplatz, dem Lac du Chantecoq in der Champagne, ins warme Winterquartier. Bis Mitte November treffen auch die Nachzügler ein.

Die Zugwege sind auf www.kraniche.de dokumentiert. Auf www.naturbeobachter-nrw.de können Spaziergänger ihre Beobachtungen melden. Mit den gesammelten Informationen sollen die weitere Entwicklung der Kranichbestände und auch mögliche Veränderungen der Zugrouten verfolgt werden.