Freitag bis Sonntag Auf dem Kunst- und Kreativmarkt auf dem Brüser Berg wird es "tierisch kreativ"
Brüser Berg · Die Initiative Stadtteilkultur Brüser Berg veranstaltet ihren 22. Kunst- und Kreativmarkt im Ortsteilzentrum erstmals über drei Tage. Eine durchaus tierische Angelegenheit.
Man sollte nicht irritiert sein von der Geräuschkulisse, die den Besucher des 22. Kunst- und Kreativmarktes der Initiative Stadtteilkultur Brüser Berg empfängt: Schnell wird man sich an das Vogelgezwitscher gewöhnt haben. Etwa alle halbe Stunde allerdings wird es lauter, wenn plötzlich Löwengebrüll und Katzenmiauen zu hören sind, oder auch Walgesänge. Man möchte damit für ein wenig akustische Abwechslung sorgen, sagt Mitgründerin Anne Hensgen, zudem spielt es natürlich auf das diesjährige Oberthema der Veranstaltung an: „Tierisch kreativ“.
Aus allen Richtungen schauen einen Tiere an, mal vom Rand eines kunstvoll von Ulrike Feck gestalteten Keramiktellers, mal als Skulpturen von der „Betondame“, wie Hensgen Gerlinde vom Bruck liebevoll nennt, oder auch von den Mosaiktafeln aus bemalten Glasscherben in Knetbeton, die alle Gruppenmitglieder gemeinsam gestaltet haben – eine Idee der verstorbenen Brigitte Wulff.
Auf Hartmut Schünkes Fotografien sieht man sie, etwa die Möwe auf der Statue zweier Menschen, deren Rückenpartien mit tierischen Ausscheidungen übersät sind, die nach unten fließen wie bei der Pouring-Technik aus der Malerei, bei der durch Herabfließen von Acrylfarbe spannende Muster entstehen.
Diese Technik kann man auch in echter Kunstfertigkeit – also nicht von Möwen – auf dem Markt erleben: Ursula von Lojewski hat so einige Werke erschaffen. Abstraktes auf Leinwand zeigt auch Christa Kerber. Man sieht Porzellan-Unterglasurmalerei im Iznik-Stil, den Gründungsmitglied Helga Henze in Griechenland gelernt hat, ebenfalls mit Tiermotiven.
Neben Schünke zeigt auch Hans-Peter Frevel Bilder, vor allem Strandgut, das er an der holländischen Nordseeküste aufgenommen hat. Beeindruckend ist seine große Fotocollage aus vielen kunstvoll zusammenkomponierten Einzelmotiven. Aleksandar Kerdić präsentiert ebenfalls Fotos, seine Frau Mira Kerdić zeigt ihre Keramik-Kunst. Auch Weberin Gertrud Ring und Malerin Ingrid Vincent zeigen ihre Kunst, ebenso wie „Bildpoetin“ Moni Hager, die an allen Tagen auch Lesungen aus ihren eigenen Texten anbietet.
Das alles kriegt der Besucher im städtischen und im kirchlichen Saal des Ortsteilzentrums Brüser Berg an der Fahrenheitstraße 49 zu sehen. Innen ist außerdem die Magnetwand aufgestellt, an der die Besucher des Marktes eigenständig unter dem Motto „Mach dir selbst ein Bild“ Motive gestalten und ergänzen können. Dort gibt es auch an jedem der drei Tage Mini-Workshops, an denen die Mitglieder der Initiative Tipps dazu geben, wie einzelne Magnetmotive am besten miteinander wirken.
Erstmals veranstaltet die Initiative ihren Kunst- und Kreativmarkt an drei Tagen. An diesem Freitag geht es um 16 Uhr los und bis in den Abend hinein. „Vielleicht zieht das noch mal andere Menschen an“, erklärt Hensgen. Am Samstag ist der Markt von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Auf eine offizielle Eröffnung und die Cafeteria wird coronabedingt verzichtet. Man ist gespannt, wie viele Menschen kommen, aber früher war dieser Markt ein Publikumsmagnet.
Alles fing klein an
Der Markt fing im Jahr 2001 klein an, mit Ständen nur im großen Saal, wurde aber schnell größer. „Wir hatten auch immer wieder Gäste da, damit es abwechslungsreicher wurde“, sagte Hensgen. „Das werden wir wohl in den nächsten Jahren auch wieder so machen.“ In diesem Jahr kommt man ohne auswärtige Künstler aus. „Die Gäste, die wir in den letzten Jahren hatten, sind mittlerweile Mitglieder geworden.“
Eine echte Corona-Pause hatte die Initiative mit ihrem Markt nicht. 2020 führte sie ihn noch kurz vor dem Lockdown durch, im vergangenen Jahr stellten die Mitglieder ihre Werke in Schaufenstern auf dem Brüser Berg aus, was laut Hensgen viel Anklang fand. „Die Corona-Pandemie hat uns Ideen beschert.“ Aber es ist der erste Markt seit vier Jahren, der wieder im Saal der Stadt Bonn und in dem der katholischen Sankt Edith-Stein-Gemeinde stattfindet. Das Nachbarschaftszentrum ist nicht selbst eingebunden, aber am Sonntag gibt es eine Führung durch die dort gezeigte Ausstellung.
Der Eintritt ist frei, die Beteiligten hoffen natürlich, dass die Besucher an ihren Ständen etwas kaufen. Auch im Innenhof des Ortsteilzentrums gibt es etwas zu sehen und zu erwerben. Die Initiative hat aus Schwemmholz Tiere gestaltet. Sie können gegen Spende mitgenommen werden. Von dem Geld möchte die Stadtteilkultur Materialien anschaffen, um aus der Ukraine geflüchteten Kindern ein Malerlebnis zu bieten. Und was nach dem Markt übrig ist, bekommt die Initiative Blühender Brüser Berg, die sicher einen Platz dafür ihrem Beet in der Borsigallee finden wird.