Kurioser Diebstahl Unbekannte stehlen Kröten-Warnschilder in Bonn

Bonn · In Bonn sind am Wochenende zwei "Achtung Krötenwanderung"-Schilder geklaut worden, mit denen Jäger Lutz Schorn die Nachbarn zum Langsamfahren animieren wollte.

 Unbekannte haben die Warnhinweisschilder zur Krötenwanderung in Röttgen gestohlen.

Unbekannte haben die Warnhinweisschilder zur Krötenwanderung in Röttgen gestohlen.

Foto: Stefan Knopp

Es ist erstaunlich, was alles geklaut wird, wenn es unbewacht herumsteht – in Röttgen waren es „Achtung Krötenwanderung“-Schilder. Lutz Schorn, der Vorsitzende der Jägerschaft Bonn, hatte sich zwei dieser Verkehrsschilder ausgeliehen, um während der Haupt-Wanderzeit verstärkt vor seiner Haustür an der Villiper Allee in Röttgen auf die Amphibien hinzuweisen. Am Wochenende verschwanden die Warnhinweise.

Schilder zum Ausleihen

Die hatte er sich bei der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft ausgeliehen, die laut der stellvertretenden Leiterin Monika Hachtel wiederum von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bonn zur Verfügung gestellt worden waren. An der Einfahrt der Villiper Allee hat die Biostation in Absprache mit der Stadt ebenfalls ein solches Schild angebracht, aber laut Schorn schon vor etwa acht Wochen. Erst vor etwa drei Wochen begann aber die Wanderung. „Die Leute nehmen die Sache irgendwann nicht mehr ernst“, meinte der Jäger. Als die Wanderung begann, seien in der ersten Nacht 30 bis 40 Tiere überfahren worden.

Schorn organisierte also die beiden Schilder und lehnte sie jeden Abend vor seiner Haustür gegen die Kotflügel seines Wagens. Denn Kröten wandern nachts. Er befestigte die Schilder nicht, einerseits, weil er das mit offiziellen Verkehrsschildern nicht machen darf, andererseits, damit er sie tagsüber reinholen konnte. Der Erfolg war sichtbar: „Die Leute sind wesentlich langsamer gefahren, wir haben danach nur noch eine überfahrene Kröte gefunden.“

In den Gärten eingebuddelt

Wo kommen die Tiere überhaupt her? Laut Schorn buddeln sie sich in den Gärten in dem Röttgener Wohngebiet über den Winter ein. Im Frühling treten sie den Weg zum Tongrubensee an, um zu Laichen, und müssen dafür die Villiper Allee überqueren. Andere haben im Wald überwintert und suchen gezielt den von der Sonne erwärmten Asphalt, um sich selbst aufzuwärmen. Die Männchen würden dabei auf der Straße auch nach Weibchen Ausschau halten, erklärte Hachtel. „Dann bleiben sie oft stundenlang dort hocken.“ Die Biostation hat an der Stelle die Gullis präpariert: Teils wurden sie mit engmaschigen Gittern versehen, teils mit Steighilfen, damit Kröten, die hineinfallen, wieder herausklettern können.

Insgesamt, sagte sie, sei die Wanderung an dieser Stelle auf wenige Nächte beschränkt. In dieser Zeit zwischen Ende Februar und Anfang April solle man verstärkt aufpassen und die Kröten auf der Straße umfahren – oder mal das Auto ein paar Meter vom Haus entfernt abstellen. Einige Anwohner sind für das Problem schon sensibilisiert. Schorns Nachbarn etwa haben Steine vor der Kellertreppe aufgetürmt, damit die Tiere nicht hinunterfallen. Andere haben in Eigeninitiative kleine Warnzettel aufgehängt, die aber im Dunkeln nicht gut zu erkennen sind.

Die Wanderung ist vorbei

Die Amphibienwanderung ist jetzt vorbei, sagte Biologin Hachtel, sodass keine Tiere mehr in Gefahr sein dürften. Die Beschilderung, die die Biostation offiziell etwa auch am Nachtigallenweg und im Ennert angebracht hat, wird ihr zufolge in den nächsten zwei Wochen entfernt. Und auch die Sperrung des Philosophenrings auf dem Heiderhof wegen der Krötenwanderung wird in den nächsten Tagen aufgehoben. Für die Villiper Allee will die Biostation sich fürs nächste Jahr eine diebstahlsicherere Hinweismöglichkeit überlegen.

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