Streit um Bahnübergang im Duisdorf Lange Ampelschaltung am Weck-Werk ist von der Bahn gewollt
Duisdorf · Die Deutsche Bahn revidiert ihre Aussage, dass ein Softwarefehler schuld für die langen Schließzeiten am Bahnübergang Weck-Werk in Duisdorf ist. Auch in Zukunft wird es wohl Wartezeiten geben.
Die langen Schließzeiten am Bahnübergang am Weck-Werk zwischen Duisdorf und Alfter sind nicht das Ergebnis eines Softwarefehlers, wie sich nun herausgestellt hat. Nur scheibchenweise kommt die Wahrheit ans Licht, wie die SPD-Stadtverordnete Gabi Mayer herausgefunden hat.
Sie will sich nicht damit abfinden, dass die Schranken auch nach Monaten noch so „absurd lang“ geschlossen sind. Regelmäßig bilden sich lange Staus, die Autofahrer schimpfen. Fußgänger und Radfahrer stehen sich die Beine in den Bauch. Mayer kann auf die Situation nur noch mit Ironie reagieren. Einen „Vorteil“ habe der aktuelle 60-Minuten-Takt der S23. Immerhin seien die Schranken am Werk nun entsprechend weniger oft geschlossen.
Noch vor einigen Wochen hatte die Deutsche Bahn auf Nachfrage des General-Anzeigers und verschiedener Politiker erklärt, es läge ein Softwarefehler an dem entsprechenden Bahnübergang vor. Jetzt, auf erneute Nachfrage, erfuhr Mayer, dass mitnichten ein Fehler vorliegt.
„Im zuständigen Stellwerk Euskirchen wurde im Oktober 2019 für die Voreifelstrecke ein planmäßiges Software-Release in der Leit- und Sicherungstechnik durchgeführt“ teilt Jürgen Graf von der DB Netz AG schriftlich mit. Damit sei der „abschließende, regelkonforme Softwarestand im Stellwerk Euskirchen“ hergestellt worden. Graf erläutert, dass sich mit dieser Softwareumstellung unter anderem die Ansteuerung der bahnübergangssichernden Blocksignale verändert habe. Das hat zur Folge, dass der Bahnübergang Weck-Werk – in Bahnkilometer 5,89 – früher eingeschaltet wird. Die Schranken bleiben nun also insgesamt länger geschlossen.
Die ursprüngliche Auskunft der Bahn, dass man von einem Softwarefehler ausgeht, revidiert Graf komplett. „Nach erfolgter Prüfung können wir einen Softwarefehler nicht bestätigen. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die derzeitigen Schrankenschließzeiten am genannten Bahnübergang bis auf Weiteres bestehen bleiben.“
Gabi Mayer ist konsterniert. „Das heißt also, dass dieses Ärgernis für alle Verkehrsteilnehmer dauerhafter Zustand ist.“ Um dieses Thema vor Ort zu erörtern, hatte sie einen Termin mit der DB Netz für April vereinbart, der wohl wegen der Kontaktsperre verschoben werden muss. „Ich werde mich nicht damit abfinden, dass der Bahnübergang jetzt bis zu zehn Minuten geschlossen hat. Da muss es eine bessere Lösung geben. So geht es jedenfalls nicht.“
Mayer äußert eine Vermutung, die auch in der Vergangenheit von mehreren Seiten angesprochen worden ist. Die Vorgehensweise der Bahn gebe Anlass zu der Befürchtung, dass auf diesem Weg der Schrankenübergang für Autofahrer derart unbequem werde, dass sie sich eine Alternative suchen. Die Bahn plant den Übergang Weck-Werke für Autos zu komplett zu schließen. Für Fußgänger und Radfahrer soll eine Unterführung gebaut werden. Das Vorhaben sorgt für Verärgerung in der Bevölkerung. Der Wegfall würde eine frequentierte Verbindung zwischen Alfter und Bonn kappen, so das Gegenargument.
Die Bahn vertritt die Auffassung, dass der Übergang ohnehin weniger genutzt werde. Indes dementiert das Unternehmen, eine Verschlechterung der Verkehrssituation in Kauf zu nehmen, um weitere Gründe für die Schließung zu haben. „Wir können gut verstehen, dass die Wartezeiten am geschlossenen Bahnübergang Weck-Werk als zu lang empfunden werden“, räumt Jürgen Graf ein. „Wir bedauern, dass wir Ihnen hierzu keine positivere Nachricht übermitteln können.“ Mayer will sich mit der Antwort nicht abfinden: „Die Bahn soll nachbessern.“