Gegen den Leerstand in Bonn Friseurin zieht in lange geschlossenes Ladenlokal

Lengsdorf · Friseurmeisterin Shilan Abdulwahed ist in ihrem neuen Friseursalon in der Lengsdorfer Hauptstraße ihre eigene Chefin. Das ist auch ein gutes Zeichen gegen den Leerstand im Bonner Ortsteil.

 Friseurmeisterin Shilan Abdulwahed ist in ihrem neuen Friseursalon in der Lengsdorfer Hauptstraße ihre eigene Chefin.

Friseurmeisterin Shilan Abdulwahed ist in ihrem neuen Friseursalon in der Lengsdorfer Hauptstraße ihre eigene Chefin.

Foto: Stefan Knopp

Es ist ein weiteres kleines Etappenziel auf dem Weg, dem Geschäftesterben auf der Lengsdorfer Hauptstraße entgegenzuwirken. In Hausnummer 11, wo schon seit Jahrzehnten immer ein Friseursalon zu finden war, hat jetzt Shilan Abdulwahed einen solchen wieder eröffnet.

Die vorherige Betreiberin hatte den Laden aufgegeben, gut ein Jahr lang war er geschlossen. Die Neue muss jetzt erst mal im Dorf bekannt werden – den Ortsfestausschussvorsitzenden Christoph Schada hat sie bereits kennengelernt, sagt sie, und das ist in Lengsdorf schon fast die halbe Miete.

Viele Kunden der vorherigen Friseurin lassen sich jetzt natürlich woanders die Haare schneiden. Manche kommen wieder. „Ich war früher schon hier bei der Vorgängerin und bin froh, dass hier wieder etwas aufgemacht hat“, meinte eine Kundin. Zumal sie mit ihrem Ausweichfriseur nicht zufrieden gewesen sei. Sie verließ Shilan’s Hair & Beauty Salon jedenfalls sehr zufrieden.

Wenige Renovierungsarbeiten nötig

Abdulwahed musste nur einige Wände streichen lassen, die Küche einrichten und ein paar andere Kleinigkeiten verändern, konnte ansonsten aber in einen weitgehend fertigen Salon einziehen. Dort ist die 34-jährige Mutter von Zwillingen jetzt alleine tätig – das kann sie nur schaffen, indem sie nach Terminabsprache arbeitet. Sie müsse erst mal für sich Geld verdienen, sagt sie. „Wenn man Personal hat muss man an die Preise denken.“ Aber die wolle sie günstig halten – viele andere Salons würden vor allem nach den Einbußen durch die Corona-Lockdowns zu hohe Preise verlangen.

Aber das ist nicht ihr Weg. Abdulwahed ist der Ansicht, dass sich jeder einen Friseurbesuch leisten können muss. „Meine Preise sind nicht sehr teuer.“ Einen Haarschnitt gibt es für Herren ab 15 Euro, für Damen ab 20 Euro. Denn viele Kunden hätten in der Pandemie genauso wenig Geld verdienen können wie die Friseure. „Viele Menschen haben wenig Geld. Ich finde, die sollen sich auch eine Veränderung leisten können. Ein schönes Aussehen gibt Selbstbewusstsein“, sagt sie.

Nach Deutschland kam sie vor 18 Jahren nach der Hochzeit, weil ihr Mann hier gearbeitet hat. Abdulwahed hatte eine Ausbildung bei einem Bonner Friseur gemacht und dort gearbeitet. Jetzt ist sie alleinerziehend und hatte beschlossen: „Es ist Zeit für Veränderung“ – das Motto, das sie jetzt auch zum Werbeslogan gemacht hat.

Meisterprüfung war die Voraussetzung

Um sich selbstständig zu machen, musste sie eine Meisterprüfung ablegen. „Die Meisterschule war nicht einfach, und sie hat viel Geld und Kraft gekostet“, erzählt sie. „Aufgrund der Coronasituation fiel bei mir Einkommen weg, aber Dank der Meister-BaföG-Förderung konnte ich es durchziehen.“ Die Friseurmeisterin ist dankbar für diese Chance. Die Kurdin aus dem Irak hätte dort solche Chancen nicht gehabt, ist sie sich sicher.

Shilan’s Salon wird nicht dauerhaft ein Ein-Frau-Betrieb bleiben. Ein Mitarbeiter der Vorgängerin komme bald zurück nach Bonn und wird sie voraussichtlich unterstützen. Lengsdorf hat sie schnell lieb gewonnen. „Die Leue hier sind nett, freundlich und geduldig.“

Shilan’s Hair & Beauty Salon in der Lengsdorfer Hauptstraße 11 ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 9 bis 16 Uhr. Terminvereinbarung unter ☎ 0156/53 42 40 61 oder per Mail an shilanssalon@gmail.com.

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