Was Bauer Henseler auf dem Acker fand Lengsdorfer Heimatmuseum verfügt über viele Schätze

Lengsdorf. · Die Römer haben Münzen, Spangen und Urnen hinterlassen. Das Lengsdorfer Heimatmuseum verfügt über eine ansehnliche Sammlung

 Der aus Knochen geschnitzte Hundekopf aus der Römerzeit gehört zu den Funden, die Heinrich Henseler dem Heimatmuseums vermachte.

Der aus Knochen geschnitzte Hundekopf aus der Römerzeit gehört zu den Funden, die Heinrich Henseler dem Heimatmuseums vermachte.

Foto: Stefan Hermes

Die ersten Funde aus der Römerzeit machte Landwirt Heinrich Henseler Anfang der 1960er Jahre bei Erdarbeiten für den Autobahnbau durch Lengsdorf. Seine dadurch geweckte Sammelleidenschaft führte dazu, dass der Ortsteil heute über ein respektables Heimatmuseum verfügt.

„Mit der ersten Scherbe, die Henseler fand, hatte es ihn gepackt“, erinnert sich der heutige Kurator des Heimatmuseums, Wilfried Palm, an die Anfänge der inzwischen umfangreichen Sammlung des Museums an der Lengsdorfer Hauptstraße. Palm weiß aus dieser Zeit zu berichten, dass sich unweit von Henselers Hof – heute durch die A565 von der Hauptstraße getrennt – eine römische „Villa rustica“ befand.

Im Umland von Bonn sind viele solcher landwirtschaftlichen Höfe nachgewiesen, die für die Versorgung der in Bonn stationierten Legionstruppen notwendig waren. So erklärt es sich, dass auch bei heutigen Tiefbauarbeiten noch oftmals archäologisch interessante Funde zum Vorschein kommen.

In Lengsdorf musste es sich schnell herumgesprochen haben, dass Henseler alles sammelte, was aus vergangenen Zeiten stammte. „Er muss mit all dem, was die Lengsdorfer ihm fortan brachten, regelrecht zugeschüttet worden sein“, so Palm. Vieles davon ist heute in den Vitrinen des Museums ausgestellt.

Die typischen Bartmannskrüge aus dem 19. Jahrhundert zählen dabei zu den jüngeren Exponaten, die manch ein Lengsdorfer in seinem Keller fand und dem Heimatmuseum vermachte. Ob die Darstellung des Bartgesichts einen in Vergessenheit geratenen Symbolgehalt hat, ist unter Kunsthistorikern umstritten und bislang nicht eindeutig geklärt. Unstrittig ist hingegen, dass rund um das heutige Lengsdorf schon in der Steinzeit mit Ton gearbeitet wurde.

Noch heute verweist die Uhlgasse auf den Tonabbau und die in Lengsdorf ansässigen Töpfer. „Uhl hat nichts mit Eule zu tun“, erklärt Palm, „sondern geht auf das lateinische olla, was soviel wie Topf bedeutet, zurück.“ So konnte man in den 1930er Jahren die nicht mehr vollständig erhaltene Terrakotta einer sitzenden Göttin mit Beifigur entdecken, die rund 1800 Jahre älter ist als die Bartmannskrüge. Der Fundort lag auf dem Grundstück der ehemaligen Lengsdorfer Ringofenziegelei im Bereich der heutigen Straßen „Im Eilig“ und „Auf der Kaiserfuhr“. Die den Matronen römischer Weihealtäre ähnelnde Figur könnte aus einem Hausaltar einer dortigen Villa rustica stammen, wo die Schutzgottheiten des Hofes verehrt wurden.

Im Jahr 53 vor Christus verwüstete Julius Caesar mit seinen Legionen auch die Lengsdorfer Gegend. „Alle Dörfer und Höfe, die man fand, wurden eingeäschert, das Vieh geschlachtet und die ganze Beute weggebracht“, ist von Caesar in seiner Schrift, „De bello Gallico“ überliefert. So finden sich auch bis heute noch Fragmente von Gefäßen, von Schmuck sowie auch gut zu verifizierende Münzen aus dieser Zeit.

Einige der gut erhaltenen römischen Münzen, Schnallen, Spangen und Haarnadeln aus Bronze sind ebenfalls Henselers „archäologischer Profession zu verdanken, der wohl keinen Kubikmeter seines Gartens unberührt ließ. So lässt sich in unserer Zeit auch die Kunstfertigkeit in der Römerzeit am Beispiel des kleinen aus Knochen geschnitzten Hundekopfes im Heimatmuseum bestaunen.

Mit großem Wissen und akribischer Recherche hat sich Herbert Weffer in seinem 1974 erschienenen Buch „Lengsdorf – Die Geschichte eines Bonner Vororts“ auf eine historische Spurensuche begeben. So hat er beschrieben, wie gegen Ende der Bronzezeit ein Volk vom Donauraum her in die Region kam, das man aufgrund seiner Bestattungsgebräuche als „Urnenfeldmenschen“ bezeichnete. Sie verbrannten ihre Toten und füllten die Asche in Urnen, die dann in flachem Boden beigesetzt wurden.

Es erstaunt inzwischen nicht mehr, dass solche Gefäße inklusive kleiner Beigefäße auch von Henseler in seinem Garten an der Hauptstraße 95 gefunden wurden. Man vermutet, dass die kleinen Beigefäße mit wildem Honig gefüllt wurden, um damit den Verstorbenen eine erste Nahrung für ein neues Leben oder auch als Proviant für die Reise ins Jenseits zu sichern.Während die Römer sich linksrheinisch ausbreiteten, besiedelten die Franken die rechte Rheinseite. Mehrfach hatten sie vergeblich versucht, auf die fruchtbare linke Rheinseite vorzudringen. Erst um das Jahr 400 gelang es ihnen nach dem Abzug der Römer. Wieder gingen dort die Häuser in Flammen auf. Von der Not der Menschen in dieser Zeit zeugen die vergrabenen Münzschätze, die sie nicht wieder ausgraben konnten.

„Schuttschichten und Brandstellen beweisen uns heute noch, dass die Franken mit den Bewohnern nicht gnädig umgegangen sind“, stellte Weffer fest. Durch die fruchtbaren Böden und die Nähe zum Lengsdofer Bach haben - wie zahlreiche Gräber belegen - die Franken offenbar die gleichen Grundstücke wieder bebaut, auf denen Hobby-Archäologe Henseler schon seine Funde aus der Römerzeit ausgegraben hatte. Darüber hinaus wurden auch fränkische Grabstätten mit Beigaben in der Enggasse, zwischen Uhlgasse und Bachstraße und unweit der St. Petri-Kirche gefunden. Die Knöpfe, Lanzenspitzen, Hammer und Zangen aus fränkischer Zeit sind heute im Heimatmuseum zu bestaunen.

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