Ode an die Nachbarn Lengsdorfer Musiker spielen Konzert im Vorgarten
Lengsdorf · Anfangs gaben die Orchestermusiker Ursula und Friedhelm Grote in Lengsdorf Konzerte bei offenem Fenster. Mittlerweile spielen sie in ihrem Vorgarten. Bei den Nachbarn kommt das gut an.
Andere Musiker machen die Fenster zu, wenn sie zu Hause spielen, Ursula und Friedhelm Grote machten sie auf. Das erste Mal vor etwa zehn Wochen. Die beiden Musiker leben auf dem Hardtberg, sie spielt Flöte im Beethoven Orchester, er Fagott im Philharmonischen Orchester Hagen. Anfang März, als das Leben wegen des Coronavirus immer weiter eingeschränkt wurde, erreichte sie über das Netz ein Aufruf an Orchestermusiker. Die Forderung: Fenster auf und Beethovens Ode an die Freude spielen.
„Das ist dann ein Selbstläufer geworden“, sagt Ursula Grote am Telefon. Sie sitzt mit ihrem Mann im Auto und kommt vom Theater in Hagen. Dort konnte sie die Proben der Musiker hören, während sie auf ihn wartete. In einigen Tagen wird Tschaikowskis Schwanensee aufgeführt. Im Orchester werden dann allerdings nur zwölf Musiker sitzen, nicht wie sonst um die 60. Sowohl Musiker als auch Tänzer werden bei dem Ballett durch Plexiglasscheiben getrennt sein. „Bei den Proben zuzuschauen, hat unheimlich gut getan“, sagt Ursula Grote. Im März standen die beiden zuletzt auf einer Bühne.
Ihre kleinen Konzerte verlegten sie später aus ihrem Haus in den Vorgarten. Beim zweiten Konzert spielten sie die Ode an die Freude erneut und ein weiteres Duett. Bei den Nachbarn kam das gut an. „Durchs Fenster konnten wir hören, wie sie geklatscht und Bravo gerufen haben“, erzählt Ursula Grote. Auch beim Spazieren wurden sie von den Nachbarn angesprochen. Bisher haben sie zehn Konzerte gespielt.
Am Sonntag, 7. Juni, wollen sie wieder vor ihrem Haus auftreten. Um 18 Uhr geht es in der Straße Auf dem Uhlberg los. Bisher konnten sich die Nachbarn schon über „Ragtimes“ von Scott Joplin, Stücke von Johann Sebastian Bach sowie Tangos von Astor Piazzolla und Carlos Gardel freuen. Diese Stücke hat Ursula Grote für Flöte und Fagott arrangiert. Am Sonntag führen sie und ihr Mann „Der Troubadour“ von Giuseppe Verdi auf.
Bis zu 30 Leute waren bei den bisherigen Konzerten dabei. Später nicht nur Nachbarn, sondern auch Freunde aus der Innnenstadt. Bei manchen Konzerten stellten die Grotes Gartenstühle auf, natürlich mit zwei Meter Abstand, damit sich die Zuhörer nicht zu nahe kamen. „Wir waren immer vorsichtig, dass nicht zu viele Leute kommen“, sagt Grote. Zu einem Auftritt brachte einen Nachbarin Sekt mit, den gab es dann im Anschluss mit Abstand. Zwischenzeitlich erweiterten die Grotes ihr Duo zu einem Quartett. Ihre Tochter Franziska reiste mit ihrem Mann an. Sie spielt Geige, er Cello. Die beiden Studenten wohnten hier – auch damit sie in Ruhe mit ihren Instrumenten üben konnten.
Ursula Grote fiebert der Zeit entgegen, wenn sie wieder in einem Konzertsaal spielen kann. Ende Juni tritt sie wahrscheinlich mit dem Beethoven Orchester im Autokino in Olpe auf – mit dabei sind die Jungs der Kölner Band Brings. Bis es soweit ist, dient weiter der Vorgarten als Bühne. Der sei sogar angelegt wie ein kleines Atrium, sagt sie.
Sie habe Corona auch etwas positives abgewinnen können. „Man konnte sich sammeln, alles etwas langsamer angehen lassen“, sagt sie. Endlich habe sie mal Zeit gehabt ihre Kreativität auszuleben – etwa die Stücke für sich und ihren Mann umzuschreiben. Wie geht es nach Corona weiter? „Mal schauen, ob sich die Konzerte etablieren werden.“