Rheinischer Krimi Helmut Lamberz liest im Heimatmuseum Lengsdorf

Lengsdorf · "Wat es e Luuspädche?", wollte Krimiautor Helmut Lamberz gleich zu Beginn seiner kurzweiligen Lesung von seinen Zuhörern im Heimatmuseum Lengsdorf wissen. "Ein Scheitel", rief der in Bonn geborene Jürgen Kirwald spontan und beeindruckte das Publikum mit der Kenntnis des heute kaum noch verwendeten Wortes.

 Das Erstlingswerk des Wachtbergers Helmut Lamberz ist eine amüsant erzählte Liebeserklärung an die kölsche Mundart und die rheinische Heimat.

Das Erstlingswerk des Wachtbergers Helmut Lamberz ist eine amüsant erzählte Liebeserklärung an die kölsche Mundart und die rheinische Heimat.

Foto: Hans Peter Brodüffel

Früher wurden die Scheitel oft breiter rasiert, so dass man eine Laus (Luus) auf ihrem Weg (Pädche) über den Kopf besser orten konnte. Beim Namen seines Protagonisten Hans Josef Muuldüüvel musste Lamberz aber bereits die erste Hilfestellung leisten.

Der in Köln geborene Sonderermittler würde mit Nachnamen auf Hochdeutsch Maulwurf heißen. "Der arbeitet also undercover", erklärte Lambertz, wohlwissend, dass man selbst bei einem Abend zum rheinischen Dialekt nicht immer auf Anglizismen verzichten kann.

Zum Inhalt: Die kriminologische Forschungsabteilung einer übergeordneten Behörde schickt den in Köln geborenen Sonderermittler Muuldüüvel in ein kleines Eifeldorf.

Dort soll er herausfinden, ob die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein Verbrechen begehen wird, sich aufgrund seiner Verwandtschaft zu bereits straffällig gewordenen Personen berechnen lässt.

Er befragt zu diesem Zweck Sophie Loor, geborene Myhlenbock, die bereits auf ein langes Leben zurückblickt. Nach und nach erzählt die alte Dame ihre Lebensgeschichte, ohne zu wissen, welche Spur Muuldüüvel tatsächlich verfolgt.

Das Erstlingswerk des Wachtbergers ist eine amüsant erzählte Liebeserklärung an die kölsche Mundart und die rheinische Heimat. Auf 185 Seiten bringt Lamberz 1342 kölsche Begriffe unter, die er, um den Lesefluss nicht zu hemmen, mit Fußnoten erklärt.

Nicht wenige Wörter sind heute selten geworden und stehen auf der Roten Liste des Dialekts. Einige Beispiele aus dem für den sinnenfrohen Rheinländer so wichtigen Bereich der Nahrung: Eselskeesch (Sauerkirche), Bemme (Scheibe Brot), Plüschprumme (Pfirsische), Spruute (Rosenkohl), Komkummere (Gurken), Fitschbunne (geschnippelte Bohnen). Der Leser begegnet auch markanten Typen wie Läppche (Säufer), Schinnöster (Peiniger), Lällbeck (Besserwisser), Flabbes (Leichtfuß) und Hanak (Gauner).

Das langjährige künstlerische Wirken im Karneval und später als Leiter einer Karnevalsagentur verschaffte dem 67-jährigen Autor eine Übersicht des facettenreichen rheinischen Dialekts diesseits und jenseits des Rheins, von Köln bis Koblenz, von der Eifel bis ins Bergische.

Es gibt kaum eine Bühne der fünften Jahreszeit, auf der Lamberz als Mitglied des Henkelmann-Duos nicht aufgetreten ist.

Um die geliebte Mundart vor dem Aussterben zu bewahren, hat der heimatverbundene Autor dem Rheinländer "aufs Maul geschaut". Lambertz: "Die Einheimischen sprechen meistens eine Mischung aus Hochdeutsch mit eingeworfenen kölschen, bönnschen oder Eifeler Wörtern und Wendungen. Ich habe mich bei meinem Krimi für die kölsche Muttersprache entschieden."

Die zweite Hälfte seiner Lesung bezeichnete Lamberz als Kumplöttche (angenehme Versammlung), das von Verzällcher und dem Mitsingen kölscher Klassiker mithilfe eines Kratzjesheff geprägt war. Dazu gehörten vor allem Evergreens der Bläck Fööss.

Auch Imis konnten Heimathymen wie "En unserem Veedel" und "Unsere Stammbaum" textsicher mitsingen. Bei den Gästen kam der rheinische Abend gut an. "Ich bin zwar ein alter Bonner und mit Rheinwasser getauft, aber heute habe ich noch einige Wörter gehört, die ich noch nicht kannte", sagte Kirwald.

Gabi Mohnecke mochte die vielen kölschen Begriffe, weil sie so "bildstark, ehrlich und direkt" sind. Ihr in Hannover geborener Ehegatte Ralf fand den Abend insgesamt unterhaltsam und abwechslungsreich. "Ich mag vor allem die kölsche Sprache sehr. Da fühle ich mich richtig gekuschelt."

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