Reaktion auf die Energiekrise Matthäikirche wird im Winter nicht genutzt

Duisdorf · Die evangelische Kirchengemeinde Hardtberg fährt ihren Energieverbrauch drastisch zurück. Erste Auswirkungen sind jetzt spürbar.

 Die Matthäikirche bleibt von Januar bis März geschlossen, um Heizkosten zu sparen.

Die Matthäikirche bleibt von Januar bis März geschlossen, um Heizkosten zu sparen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Auswirkungen der Energiekrise und die enormen Preissteigerungen für Gas, Öl und Strom betreffen nicht nur Großunternehmen und Privathaushalte. Auch soziale Einrichtungen und Kirchengemeinden blicken derzeit sorgenvoll auf den Zählerstand in ihren Immobilien. Energetisch gesehen ist die Nutzung großer Kirchengebäude in Herbst und Winter eine besondere Herausforderung. Einerseits ist das Heizen in diesem Winter besonders teuer, andererseits gilt es jedoch auch, historische Orgeln und Kunstwerke in den Innenräumen zu schützen.

Gläubigen müssen sich darauf einstellen, dass sie sich in den kommenden Monaten in deutlich kälteren Kirchen zum Gebet treffen werden. „Wir werden den Energieverbrauch drastisch zurückfahren“, kündigt Martin Wille, Klimabeauftragter der Evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg, an. Laut Beschluss der Synode der Rheinischen Landeskirche vom Januar 2022 soll sich die Kirche auf den Weg zur „Treibhausgasneutralität 2035“ machen. Bis 2027 sollen Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche entscheiden, welche kirchlichen Gebäude langfristig benötigt werden, so Wille. Eine Entscheidung, die viele berührt: „Bei der Reduzierung des Gebäudebestandes handelt es sich immer um sehr emotionale Prozesse, denn die Menschen hängen gerade an Gebäuden mit hohem Symbolwert wie den Kirchen und Gemeindehäusern“, betont Landeskirchenbaudirektorin Gudrun Gotthardt.

Zunächst ist jedoch die Kirchenleitung in Düsseldorf gefragt. Sie sei von der Landessynode beauftragt worden, das Verfahren gesetzlich zu verankern und Standards für die Gebäudebedarfsplanung zu definieren, und zwar so rechtzeitig, dass die Landessynode im Januar 2023 darüber entscheiden könne, so der Hardtberger Klimabeauftragte. Werden die vor dem Krieg in der Ukraine herrschenden Bedingungen nicht verändert, dann werden die Energiekosten explodieren. „Bei unverändertem Verbrauch an Fernwärme in der Matthäikirche und Erdgas in der Emmaus-Kirche muss, Stand September 2022, mit einer Verdopplung bis einer Verdreifachung der Energiekosten gerechnet werden“, kalkuliert die Kirchengemeinde.

Nach dem Gas-Notfallplan der EU und der Energie-Einsparverordnung des Bundes müssen in Deutschland – verglichen mit dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre – 20 Prozent Gas eingespart werden. Die geltende Verordnung ist auch von den Kirchen zu beachten. Die Hardtberg-Gemeinde strebt auf Vorschlag des Klimabeauftragten eine Einsparquote von 30 Prozent an. Das ökumenische Netzwerk Energie & Kirche empfiehlt für Kirchen, die Temperatur des Kirchraums auf ein noch vertretbares Maß dauerhaft abzusenken oder Kirchen in den Wintermonaten vorübergehend stillzulegen. Für die sogenannte Winterkirche werden Gottesdienste und Veranstaltungen in kleinere Räume verlegt.

Die evangelische Kirchengemeinde Hardtberg hat jetzt konkrete Beschlüsse gefasst. Demnach gilt, dass im Winterhalbjahr 2022/2023 in beiden Kirchen die Raumtemperatur auf höchstens 15 Grad eingestellt wird. Die Temperaturen werden so gesteuert, dass die relative Luftfeuchte in einer Spanne von 45 bis 70 Prozent eingehalten werden kann. Größere Temperaturschwankungen sollten zum Schutz der Orgel vermieden werden. Um das Einsparziel von 30 Prozent im kommenden Winter zu realisieren, wird die Matthäikirche, die zweitgrößte evangelische Kirche in Bonn, von Anfang Januar bis Ende März 2023 nicht genutzt. „Sie wird unter Berücksichtigung der Empfehlungen in dieser Zeit als Winterkirche stillgelegt“, so Wille.

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