Konfetti und viel Dank zum Abschied Medinghovener Schulleiter geht nach 27 Jahren in den Ruhestand

Medinghoven · Konfetti, Tanz und ein Lied bekam Rektor Stefan Werker zum Abschied in den Ruhestand. 27 Jahre lang hat er die Gemeinschaftsschule Medinghoven geleitet und musste dabei oft improvisieren. Sein Ziel war es, immer alle Schülerinnen und Schüler mitzunehmen.

 Eine Medinghovener Instanz geht in den Ruhestand: 27 Jahre lang leitete Stefan Werker die Gemeinschaftsgrundschule.

Eine Medinghovener Instanz geht in den Ruhestand: 27 Jahre lang leitete Stefan Werker die Gemeinschaftsgrundschule.

Foto: Benjamin Westhoff

Kurz vor den Sommerferien beginnt Stefan Werker damit, sein altes Büro in der Medinghovener Gemeinschaftsgrundschule zu räumen. Überall stehen Kisten herum. Darin verstaut der 65-Jährige Erinnerungsstücke aus 27 Jahren, in denen er als Rektor der Schule am Hardtberg tätig war. Zum neuen Schuljahr gibt er seinen Posten ab.

1956 wurde Werker in Bad Homburg im Taunus geboren und lebt seit gut 50 Jahren in Bonn. Im Schuldienst ist er erst seit 1990. Ein nahtloser Übergang nach seinem Lehramtsstudium für Deutsch und Sport an der ehemaligen Pädagogischen Hochschule in Bonn sei damals nicht möglich gewesen, sagt der Schulleiter: „Als ich mein Studium abgeschlossen hatte, gab es keine Stellen für Lehrer. So habe ich zuerst im Arbeitsministerium bei der ehemaligen Ausländerbeaufragten Liselotte Funcke eine Anstellung bekommen.“

Nach einer weiteren Station im Arbeitsamt und bei Bonndata konnte er 1990 endlich sein Referendariat beginnen. Er wurde in Waldbröl und später in Siegburg eingesetzt und bewarb sich 1995 als Konrektor in Medinghoven. Mit Erfolg. Einige Jahre später übernahm er den Schulleiterposten. „Die Arbeit mit Kindern hat mir schon immer Freude gemacht“, sagt Werker.

Überall in seinem ehemaligen Büro in der GGS befinden sich noch Dinge, die an seine lange Schullaufbahn erinnern. Neben Familienfotos der eigenen Kinder hängen zahlreiche Urkunden an den Wänden. Als Sportlehrer hat der 65-Jährige früher nicht nur Tennis gespielt, sondern ist auch gelaufen und geschwommen. Gemeinsam mit dem HSC, dem Schwimmclub Hardtberg, organisiert er seit einigen Jahren die Schwimmwettkämpfe der Bonner Grundschulen. „Bis 2019 gab es die Wettkämpfe im Hardtbergbad, dann kam Corona“, sagt Werker wehmütig. Er hoffe, dass das kommende Jahr wieder besser werde und mehr im Schulleben stattfinden könne.

Im Regal seines Büros thront auch ein goldener Pokal. „Die Trophäe habe ich vom Kollegium erhalten für mein Schulmanagement in der Pandemiezeit“, erzählt er. „Das war keine einfache Zeit, aber wir haben es als Team gut gemeistert. Mit viel Gelassenheit.“ Von heute auf morgen habe sich der Schulalltag durch die Pandemie radikal verändert. Digitale Angebote seien schnell möglich gemacht worden, berichtet Werker. Der Unterricht vor Ort sei aber unersetzbar. „Unsere Schule lebt von einem starken Zusammenhalt. Wir sind eine wichtige Instanz – besonders auch für die vielen ausländischen Schüler.“

„Jeder soll dabei sein können“

So hat Werker in den vergangenen Jahren als Rektor auch daran gearbeitet, ein Fördernetzwerk um die Schule herum aufzubauen. Das besteht zum einen aus vielen Ehrenamtlern, die sich an der Schule engagieren, zum anderen aus Kooperationsprojekten wie „Kompetenz für Pänz“. Letzteres soll den jungen Schülern dabei helfen, ihre Sozialkompetenzen zu entwickeln – für viele Kinder mit Migrationshintergrund, die die Sprache erst einmal lernen müssen, eine wichtige Unterstützung auf ihrem Ausbildungsweg.

Außerdem gibt es an der Schule ein Schülerparlament. Werker: „Ich finde es wichtig, dass sich die Kinder aktiv am Schulleben beteiligen können.“ So werde beispielsweise darüber abgestimmt, welcher Kinofilm am Kinotag geschaut oder wie das nächste Schulfest gestaltet wird. Das Thema Finanzen habe dabei immer eine große Rolle gespielt, denn viele Familien könnten ihren Kindern nicht einfach ein Kinoticket inklusive Busfahrt oder eine teure Klassenfahrt bezahlen. „Ich musste immer genau schauen, wo wir welches Geld einsetzen. Dafür sind wir auch auf Unterstützungen angewiesen. Jedes Kind soll bei Schulausflügen sein können. Das war mein Ziel.“

Den Dank für sein Engagement bekam der leidenschaftliche Pädagoge vergangene Woche. Davon zeugt noch das Konfetti, das überall in seinem Büro auf dem Fußboden liegt. Schüler und Lehrer haben gemeinsam ein zweistündiges Abschiedsprogramm für Werker auf die Beine gestellt. Teil davon war – neben verschiedenen Tanzdarbietungen – auch ein selbst geschriebener Song, den die Schüler auf die Melodie von Mark Forsters Radiohit „Chöre“ gesungen haben. „Nichts ist dir zu schwer, kennst dich mit allem aus, nun hörst du damit auf. Wie toll du bist ist für mich unbegreiflich. Komm ich zeig's dir. Ich lass` Konfetti für dich regnen“, heißt es in dem Lied, in dem die Kinder an seinen Einsatz erinnern.

Einmal Lehrer, immer Lehrer

Werker freut sich, dass Konrektorin Elke Buttgereit die Geschäfte der Schulleitung nun weiterführt und er nicht mehr jeden Morgen um acht Uhr parat stehen muss. Aber er gesteht auch: „Ich weiß mit Sicherheit, dass ich des Öfteren immer wieder in der Schule auftauchen werde.“ So wolle er den Einschulungstag der neuen Klassen nach den Sommerferien auf keinen Fall verpassen. Die Reisepläne mit seiner Frau habe er darauf bereits angepasst.

„In den vergangenen Jahren ist viel liegen geblieben. Das kann ich ehrenamtlich jetzt gut anpacken“, sagt der Rektor im Ruhestand. Die Schule brauche beispielsweise neue Flyer. Auch die Website, die Werker vor vielen Jahren notdürftig selbst aufgesetzt habe, weil kein Geld für die Beauftragung einer Agentur da gewesen sei, benötige eine Überarbeitung. Ein langweiliger Ruhestand dürfte das nicht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort