Stadtentwicklung in Bonn Diskussion über Leerstand der Medinghovener Ladenzeile

Medinghoven · Auch beim zweiten Stadteilgespräch wurde klar: Für eine positive Entwicklung in Medinghoven ist noch einiges zu tun. Die fehlenden Läden sind nur ein Teil der Probleme.

 Die Einkaufsstraße in Medinghoven.

Die Einkaufsstraße in Medinghoven.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Fest für alle als Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, das ist eine der konstruktiven Anregungen aus dem zweiten Medinghovener Stadtteilgespräch. Initiator der  Reihe ist die Evangelische Kirchengemeinde Hardtberg. Eingeladen sind sind alle Medinghovener, Vorschläge einzubringen und den von der Stadt initiierten Quartiersentwicklungsprozess zu begleiten. Diesmal hatten sich weitaus mehr Teilnehmer eingefunden als beim ersten Mal.

Und sie waren sich einig, dass eine Voraussetzung fürs Kennenlernen und ein gedeihliches Miteinander ein gemeinsamer Veranstaltungskalender wäre. Am besten, es gäbe eine Homepage „Medinghoven“ als Plattform für alle. Außerdem sollen regelmäßig Informationsbroschüren verteilt und die Litfaßsäule am Europaring genutzt werden.

Ausgangsthema der zweiten Gesprächsrunde war die Frage, wie das „Gebiet von der Ladenzeile bis zur Grundschule unter Mitwirkung der Anwohner zur Neuen Mitte des Stadtteils entwickelt werden könnte“. Dem Statement von Moderator Martin Wille, er ist Beauftragter des Presbyteriums für den Stadtteil Medinghoven, stimmten die Teilnehmer einmütig zu:  „Mit dem jetzigen Zustand sind wir nicht zufrieden.“ Die Mehrzahl von ihnen lebt seit rund 40 Jahren im Stadtteil;  der Nachwuchs hat die dortige Grundschule besucht.

„Wir haben Aufstieg und Niedergang miterlebt“, sprach ein Besucher das Problem an. Einstmals gab es in der Ladenzeile eine Eisdiele, einen Edeka, einen Metzger, einen Italiener, einen Obst- und Gemüseladen und ein Schreibwarengeschäft. „Nun ist es nur noch deprimierend.“ Rolf Sternberg, seit 1975 Kinderarzt mit Praxis am Europaring, diagnostizierte, dass der „Niedergang“ mit dem Berlin-Umzug in den 1990er Jahren begonnen habe. „Wie kann das Ruder herumgerissen werden?“

Andrea Steinhart, im Sozialamt zuständig für Sozialplanung und Quartiersentwicklung, bestätigte, dass die Anwohner „die wachsenden Differenzen über Jahre wahrgenommen haben. Wer kann in Medinghoven steuern, damit Forderungen an den richtigen Adressaten kommen?“ Alle Entwicklungen  zum Guten von Quartiersmanagern zu erwarten, sei wirklichkeitsfern. Steinhart will sicherstellen, dass die Erwartung an und der Begriff Quartiersmanagement nicht überstrapaziert werden. „Sie bringen Akteure in einem Stadtteil zusammen und ins Gespräch.“ Steinhart: „Quartiersmanagement ist heute der gebräuchliche Begriff für Gemeinwesenarbeit. Es soll den Aufbau nachbarschaftlicher Strukturen unterstützen und leistet so - im besten Sinne - auch einen Beitrag zum sozialen Frieden.“ Das Stadteilbüro in der Trägerschaft des Diakonischen Werks mache sehr gute Arbeit, lobte Steinhart. Allerdings sei das Aufgabenspektrum auf bestimmte Zielgruppen begrenzt, das Einsatzgebiet definiert.

Als Treffpunkt und Anlaufstelle für alle im Stadtteil könnten sich die Teilnehmer an der Gesprächsrunde gut ein Nachbarschaftszentrum nach dem Vorbild auf dem Brüser Berg vorstellen. Diese Einrichtung, ebenfalls in der Trägerschaft des Diakonischen Werks, startete vor zehn Jahren als Modellprojekt.  Die Seniorenbegegnungsstätte wurde in ein sozialkulturelles Zentrum für alle Zielgruppen umfunktioniert, unterstützt von einem großen Team ehrenamtlicher Aktiver.  

Das Gedankenspiel mit einem Nachbarschaftszentrum führt in Medinghoven immer wieder zu dem Knackpunkt, dass vergleichbare Räume nicht zur Verfügung stehen. Und damit auch immer zu der Frage, ob nicht in der Ladenzeile ein Treffpunkt eingerichtet werden könnte. Das Problem: Die Gebäude sind in privater Hand. Die Stadt müsste kaufen. Das bleibt angesichts der aktuellen Immobilienpreise und der angespannten Haushaltslage wohl Wunschdenken. „Gehen Sie davon, dass die Mittel begrenzt sind“, führte Steinhart auf den Boden der Tatsachen zurück.

Doch es könnten sich Optionen auftun: Zum Thema Stadtentwicklung findet Ende März ein Workshop unter dem Titel „Wohnen und Wohnumfeld“ statt. Dort werden laut Steinhart verschiedene Akteure wie Eigentümer, darunter auch die Wohnungsbauunternehmen sowie Stadtplanungsamt, Mieterinitiative, Mieterbund und Haus&Grund  gemeinsam nach Lösungen für Missstände und Defizite suchen.

Das dritte Stadteilgespräch findet am Donnerstag, 16. Januar, ab 14 Uhr  in der „Wohnung“, Stresemannstraße 28, Eingang hinter dem Martin-Bucer-Haus, statt. Das Thema ist: Medinghoven im Wandel – Nachhaltigkeit und biologische Vielfalt.

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