Schreiner Josef Büttgenbach aus Duisdorf Mit 86 ist noch lange nicht Schluss
Duisdorf · Ende vergangenen Jahres hat Josef Büttgenbach sein Gewerbe als Schreiner abgemeldet. Trotzdem steht der 86-jährige Duisdorfer noch täglich an der Werkbank, die einst sein Vater gebaut hat. Ehrenamtlich fertig er dann kleine Arbeiten für Vereine. Dabei wünscht sich seine Frau ein ganz bestimmtes Möbelstück.
Immer sonntags konnte der kleine Josef nicht einschlafen: Erst wenn Vater Hubert Büttgenbach die Hobelmaschine in der Schreinerei unter der Wohnung an der Rochusstraße anstellte, kam der Sohn zur Ruhe. Das waren die Geräusche, die Josef Büttgenbach seit seiner Geburt 1935 begleiteten und ihm Geborgenheit vermittelten. Die gleiche „beruhigende“ Hobelmaschine stellt der heute 86-Jährige (fast) täglich an. Sie benutzt er noch genauso wie die Bandsäge, die er von seinem Vater übernommen hat. „Das ist alles noch aus Guss“, sagt Büttgenbach, „das hält ewig.“
Inzwischen dürften Hunderte von Fensterrahmen und Türblätter durch die bald hundertjährigen Maschinen gelaufen sein. Und tun es auch heute noch manchmal. Obwohl Büttgenbach zum Ende des letzten Jahres seinen Betrieb endgültig abgemeldet hat. So, wie er sich das schon bei seinem 80. Geburtstag vorgenommen hatte. „Aber er ist noch jeden Vormittag in der Werkstatt“, sagt seine Frau Liesel (69). Und wie sich im weiteren Gespräch herausstellt, kommt oft genug noch der Nachmittag dazu. Auch wenn er keine Aufträge mehr annimmt, gibt es für ihn genug zu tun. Ehrenamtlich, versteht sich. So erneuerte er noch kurz nach Ostern das hölzerne Schild, das die Autofahrer am Ortseingang von Duisdorf begrüßt.
Oder er baut Bänke für die Waldfreunde, zu denen er seit Jahrzehnten gehört. Stolz zeigt er ein Foto der Theke in Schiffsform, die nun das Vereinsheim der Duisdorfer Marinekameradschaft ziert. „Es gibt immer was zu tun.“ Josef Büttgenbach fühlt sich einfach wohl mit seinem Schaffen. Und man sieht es ihm an. Er macht einen rundherum zufriedenen Eindruck. „Er wird wie sein Vater bis zum letzten Herzschlag in der Werkstatt stehn“, sagt seine Frau. Für ihn gibt und gab es immer nur die Arbeit. Aber eine Arbeit, die ihm bis heute Freude bereitet.
Ebenso viel wie seine Leidenschaft für Autorennen und Schwerlasttransporte. Er kennt nicht nur die „Grüne Hölle“ des Nürburgrings in- und auswendig, sondern auch die von Le Mans oder Spa in Belgien. Sein Sohn Hajo (49) fährt durch ihn noch heute einen Streckenpostenwagen des ADAC über den Ring. „Da brauchen wir wenigstens den Reifenverschleiß nicht zu zahlen“, lacht Mutter Liesel. Die Rennerei sei ja ein teures Hobby. Büttgenbach hat sich nur in den sechziger Jahren einmal ein Rennsportauto von BMW geleistet. Bis heute ist er allerdings noch mit vielen bekannten Rennfahren bekannt und per Du.
Er ist mehr an den Boxen und in den Fahrerlagern anzutreffen als auf den Tribünen. Das hat nicht nur ihm viele Geschäftskontakte eingebracht, sondern auch sein Sohn profitierte von den väterlichen Verbindungen, die ihn letztlich zum Veranstaltungsfachmann haben werden lassen. Durch ihn wiederum erfüllte die Schreinerei Büttgenbach nun viele Sonderwünsche, die durch Events seines Sohnes auf sie zukam. So entstanden Sitzmöbel für Ausstellungen und Kunstwerke wurden durch Büttgenbachsche Konstruktionen in den richtigen Rahmen gesetzt. „Die Aufträge, ob für Porsche oder L’Oreal waren oftmals zwei Nummern zu groß für unsere Werkstatt“, so Büttgenbach junior. Doch sein Vater liebte und bewältigte die besonderen Herausforderungen genauso, wie er sich auch über einen Auftrag, 200 Fenster in Serie zu fertigen, freuen konnte.
Die in den 1960er Jahren aufkommenden Baumärkte beeinträchtigten sein Geschäft nur kurz. „Das war schon verrückt“, erinnert er sich daran, dass er den Auftrag vom benachbarten Sägewerk bekam, Latten zu hobeln, die das dann wiederum an Knauber in Endenich verkaufte. Geschadet haben die Baumärkte seinem handwerklichen Schaffen nicht. Das, was er an Möbeln und Innenausbauten herstellte, lässt sich bis heute nicht „von der Stange“ bekommen. Ob er mal bei Ikea gewesen sei? Büttgenbach lacht: „Einmal und nie wieder!“ Zu ihm seien jedoch ab und zu Kunden gekommen, für die er Ikea-Möbel hätte zusammenbauen sollen. Doch da habe auch er passen müssen. Es ist zu vermuten, dass er einfach keinen Spaß daran hatte.
Seit über 70 Jahren ist er seinem Handwerk treu geblieben. Es gab für ihn nie eine Alternative. Nach dem Besuch der Rochusschule begann er als Fünfzehnjähriger eine Lehre bei einem Schreiner in Endenich. Mit 23 kam er dann als Geselle in die Schreinerei seines Vaters. Der hatte sich 1925 aus Witterschlick kommend in Duisdorf selbstständig gemacht. Da war dessen Schwiegervater bereits Stellmacher in der fünften Generation. Josef Büttgenbachs Schreinerei wird nun keinen Nachfolger mehr haben. Doch noch hat er viel zu tun. „Dabei wäre es jetzt schön“, sagt seine Frau lächelnd, „wenn er sich einmal um eigene Belange kümmern würde.“ Er könne ihnen beispielsweise mal ein neues Bett bauen oder wenigstens die Fenster streichen. Büttgenbach sieht auf und sagt: „Fensterstreichen, das ist ja schrecklich.“