Angebot für Kinder in Bonn Mit Büchern unbekannte Welten entdecken

Endenich · Der bundesweite Vorlesetag an diesem Freitag soll auf die Bedeutung des Lesens hinweisen. Das Bilderbuchkino von Ulrike Rockstroh begeistert schon die Kleinsten.

Ulrike Rockstroh macht mit dem Beamer die Bilderbücher ganz groß.

Ulrike Rockstroh macht mit dem Beamer die Bilderbücher ganz groß.

Foto: Stefan Hermes

An jedem dritten Freitag im November findet seit 2004 der bundesweite Vorlesetag statt. Ein Tag, der Kinder und Erwachsene von der Bedeutung des Vorlesens überzeugen soll. Für die zahlreichen Besucher der Endenicher Stadtteilbibliothek dürfte das kaum notwendig sein. Leseecke und Lesesaal sind nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder gut besuchte Orte von vielen Endenichern, klein und groß, die sich dort Kinder- und Bilderbücher aussuchen und oftmals auch vor Ort vorlesen.

So betont auch die Stiftung Lesen im Hinblick auf den Vorlesetag, dass die Fähigkeit, lesen zu können beim Zuhören in der frühen Kindheit beginnt. Mit der Neugierde, die Eltern auf Geschichten und deren Fortsetzung wecken, können und wichtige Weichen für die Zukunft der Kinder gestellt werden.

Lesekompetenz kann bedeuten, unbekannte Welten zu entdecken, neue Wörter zu lernen oder einfach nur Spaß zu haben. Vor allem bedeute es aber auch, Zeit miteinander zu verbringen. „Es sind wunderbare Momente“, sagt Ulrike Rockstroh, die sie mit den kleinen Kindern erlebe, die einmal monatlich ihr Bilderbuchkino im Lesesaal des ersten Stocks der Stadtteilbibliothek besuchen.

Seit Beginn ihres Ruhestands vor sechs Jahren gestaltet die pensionierte Juristin das Bilderbuchkino. Früher mit Diaprojektor, heute mit Beamer. Für die öffentlichen Veranstaltungen bezieht die Stadtteilbibliothek nun Lizenzen, um die Bilddateien an die Wand des historischen Lesesaals werfen zu dürfen.

Davor versammeln sich – auf vielen kleinen Kissen auf dem Boden sitzend – Kinder im Alter ab etwa drei Jahren. Vielleicht machen sie dabei die gleichen prägenden Erfahrungen wie Rockstroh, die durch ihre ältere Schwester zu einer – wie sie sagt – leidenschaftlichen Leserin geworden ist. Wobei sie zugibt, heute am liebsten deutsche, englische oder schwedische Krimis zu lesen.

Doch auch Bilderbücher hätten sie schon in ihrer Freiburger Studienzeit fasziniert. Gerne habe sie ihren inzwischen erwachsenen Söhnen Geschichten von Janosch (etwa „Oh, wie schön ist Panama“) oder Daniela Kulot („Krokodil und Giraffe“) vorgelesen, die alle auch ein Stückchen Lebensweisheit enthalten.

„Gemeinsam einzigartig“

So, wie auch der Vorlesetag in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam einzigartig“ steht, womit die Vielfalt unserer Gesellschaft gefeiert werden soll, ist nach Ansicht von Rockstroh auch das ungewöhnliche Liebespaar Krokodil und Giraffe ein gutes Beispiel dafür, dass unterschiedliche Menschen sehr gut zusammen leben können. In ihrer Kindheit waren es unter anderen Pippi Langstrumpf, Hanni und Nanni oder auch Emil und die Detektive, die nachhaltige Eindrücke hinterließen.

„Was mir heute besondere Freude bereitet“, so Rockstroh, sei ihre Beobachtung, dass den Kindern die kleinsten Details in den Bilderbuch eher auffallen, als das Vordergründige. Daraus ergebe sich meist eine Interaktion zwischen ihr und den Kindern.

Zunächst fragt sie, was die Kinder auf den Bildern sehen und welche Geschichte sich dahinter verbergen könnte, bevor sie den Text dazu vorliest. „Wir sehen immer das Ganze“, sagt sie, „und glauben schon alles kapiert zu haben, und dann bereichern die Kinder die Geschichten noch mit ihrem Blick darauf“.

Inzwischen scheint die Art und Weise, wie es Rockstroh gelingt, die kleinen Kinder bis zu 30 Minuten mit den Geschichten ihres Bilderbuchkinos zu fesseln, derart erfolgreich zu sein, dass man sich nach allzu vollem Lesesaal dazu entschied, die Zuhörerschaft auf 30 Personen zu begrenzen und dafür zwei Veranstaltungen hintereinander anzubieten (jeden ersten Freitag im Monat um 16 und um 16.45 Uhr). Kostenlose Einlasskarten gibt es dazu in der Bibliothek oder auch auf Vorbestellung.

Mit Unterstützung des rund 200 Mitglieder zählenden Fördervereins, der die Stadtteilbibliothek im Auftrag der Stadt Bonn betreut, ist sie in der Burg der „Ritter von Endenich“ mit nahezu 18.000 Büchern und Medien ein Institution des kulturellen Lebens geworden. Als es 2015 trotz massiven Protest unter Anführung der inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Gabriele Hähner keine Chance mehr gab, die Bibliothek mit hauptamtlichem Personal fortzuführen, wurde der Betrieb durch rund 30 ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins aufrechterhalten. Sie wurden von der Stadtbibliothek Bonn gründlich auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet, denn nach wie vor gehört die Stadtteilbibliothek Endenich mit allen Rechten und Pflichten zum Netz der Bonner Bibliotheken.

Zur Burgweihnacht am 17. Dezember veranstaltet der Förderverein Stadtteilbibliothek Endenich einen großen Bücherflohmarkt. Dafür werden Spenden von guterhaltenen, aktuellen Büchern, Spielen und Kinder-CDs gesucht, die in der Stadtteilbibliothek Endenich, Am Burggraben 18, zu den Öffnungszeiten, Dienstag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, abgegeben werden können.

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