Haus der Integration Nachbarn fordern Offenheit

Duisdorf · Eine gute halbe Stunde lief das Bürgergespräch, bei dem sich Nachbarn des Hauses der Integration in der Köslinstraße über die Einrichtung informieren wollten, als Männer im Minutentakt den Raum betraten: Männer mit langen schwarzen Bärten, langen Kaftanen und Kopfbedeckung. Sie gingen in den Nebenraum, um zu beten, misstrauisch beäugt von dem ein oder anderen Teilnehmer.

 Im Gebetsraum für die Männer erläutert Juboraj Talukder (Mitte) interessierten Nachbarn, was im Haus der Integration passiert. Die hatten unter anderem beklagt, dass das Haus kein interkultureller Treffpunkt, sondern eine Moschee sei.

Im Gebetsraum für die Männer erläutert Juboraj Talukder (Mitte) interessierten Nachbarn, was im Haus der Integration passiert. Die hatten unter anderem beklagt, dass das Haus kein interkultureller Treffpunkt, sondern eine Moschee sei.

Foto: Martin Ochmann

Was genau passiert im Haus der Integration? Das war die Frage, die die Nachbarn am Mittwochabend von Juboraj Talukder, dem Betreiber der Einrichtung, auf Einladung der SPD Bezirksvertretung Hardtberg beantwortet haben wollten. Sie hatten unter anderem kritisiert, dass die Einrichtung kein offener Treffpunkt, sondern eine Moschee sei. Und dass die Besucher Lärm machen würden.

Talukder erwies sich als eloquenter Redner und war redlich bemüht, die Bedenken zu zerstreuen. Er lebt seit 1976 in Bonn, sein Vater war Angestellter bei der Botschaft von Bangladesch. Deswegen wurde zu Hause wenig Deutsch gesprochen. Eine Tatsache, die ihm die Integration erschwert habe. "Das Problem haben wir immer noch, und das will ich mit diesem Haus ändern", sagte Talukder. Die Gebetsräume seien notwendig, um mit der erwünschten Klientel in Kontakt zu kommen.

"Aber ich will kein Moscheeverein sein, jeder kann die Räume hier kostenlos nutzen", sagte Talukder, der auch darauf hinwies, dass im Gebetsraum alles ins Deutsche übersetzt werde, und um Verständnis für Anfangsschwierigkeiten bat. "Ich fühle mich von Ihnen aufs Glatteis geführt", entgegnete ein Nachbar. Nichts gegen Moscheen, aber der Name "Haus der Integration" sei nach den bisherigen Erfahrungen irreführend. "Aber genau das will ich hier anbieten", entgegnete Talukder. Aber er könne nicht innerhalb von fünf Monaten ändern, was die Bundesregierung seit Jahren nicht schafft.

"Der Dialog kam zu kurz", merkte ein Nachbar an, der selbst einen Migrationshintergrund hat und für die Anwohner erklärte: "Ich konnte bislang nicht feststellen, dass es hier Vorurteile gibt". Weitere Teilnehmer mahnten an, dass die Anlaufstelle äußerlich einladender gestaltet werden muss oder dass über Tafeln oder das Internet besser informiert werden müsste.

Verständnis äußerte ein Mann, der kurz zuvor noch im Nebenraum gebetet hatte. "Wir sind neu hier, wir sind in der Pflicht, die Nachbarschaft ist zu kurz gekommen." Das räumte auch Talukder ein: "Es ist unsere Schuld, dass wir nicht genug aufgeklärt haben." Und gelobte, dass er bald das Versprechen einlösen würde, das einige Nachbarn einforderten: Die Einladung zu einem gemeinsamen Kochen und Essen.

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