Workshop im Joki-Kinderhaus in Duisdorf Nachhaltigkeit mal kinderleicht

Duisdorf · Beim Lehrgang „Vom Schaf zur Wolle" lernen Kinder Wolle als Naturprodukt kennen. Am Ende des Workshops hat jedes Kind ein Filzarmband produziert.

Nico lernt Wolle als Naturprodukt kennen. Nach getaner Arbeit präsentiert er sein selbst hergestelltes Filzarmband.

Nico lernt Wolle als Naturprodukt kennen. Nach getaner Arbeit präsentiert er sein selbst hergestelltes Filzarmband.

Foto: Jan-Oliver Nickel

Nachhaltig produzierte Kleidung aus Naturfasern muss noch immer mit diversen Vorurteilen ringen. Das zeigt sich schon bei einer Befragung der anwesenden Eltern im Joki-Familienhaus an der Johanniskirche, die ihre Kinder zum Workshop mit dem Titel „Vom Schaf zur Wolle“ bringen. Ein Vater meint zwar, dass „wohl niemand zu Naturmaterialien nein sagen würde“, doch die Anschaffung sei oft kompliziert und lokal wisse er auch nicht recht, wo er nach solcher Kleidung suchen solle.

Naturbelassene Kleidung

Eine Mutter weist darauf hin, dass sie bei ihren Kindern großen Wert auf naturbelassene Kleidung lege, bei sich selbst allerdings lieber den Kaufprozess beschleunigen möchte und daher weniger auf Öko-Produkte achte. Auch der hohe Preis, den die Qualitätsware habe, sei ein Grund sich gegen einen Kauf zu entscheiden.

Diesen Punkten stimmt Bärbel Goddon, Koordinatorin des Joki-Familienhaus, nicht zu. Sie sieht das regionale Angebot in Bonn gut vertreten: „Wir haben einige Anbieter hier in Bonn und sind gut aufgestellt. Lieber weniger kaufen und dafür nachhaltiger.“ Nachhaltigkeit spielt für sie bei der Programmauswahl des Joki-Familienhaus eine große Rolle. Sie betrachtet die Stätte als „faires Jugendhaus“ und ist der Meinung, dass auch Kinder durch ein entsprechendes Programm für nachhaltige Waren sensibilisiert werden können. „Die Kinder achten dann auf faire Siegel. Das ist ein Prozess, den wir versuchen, spielerisch einzubringen“, erklärt sie.

„Vom Schaf zur Wolle“

Spielerisches Lernen liegt daher auch bei „Vom Schaf zur Wolle“ im Fokus der Methodik. Verena Veit ist Künstlerin und Kunsttherapeutin und beginnt den Kurs beim Lieferanten der Wolle. Dem Schaf. Hier dürfen die Kinder ihre eigenen Erfahrungen schildern. Einige haben bereits ein Schaf gestreichelt und ein Junge berichtet davon, dass er im Bergurlaub beim Hüten einer Herde assistieren durfte.

Nachdem die Vorkenntnisse geteilt wurden, geht es an das motorische Verstehen des Bearbeitungsprozesses. Hierfür werden sämtliche Sinne angesprochen. Zunächst wird die ungewaschene Wolle gerochen, dann gewaschen, zum trocknen aufgehängt und anschließend „kardiert“. Was einige Feinschmecker vor Ort für „kandieren“ missverstehen, bezieht sich weniger zuckerhaltig auf das Auskämmen der Wolle.

Eine Spindel als Arbeitsgerät

Neben dem Ertasten und Erleben des Wollverarbeitungsprozesses werden immer wieder spielerisch eigene Assoziationen erfragt. Als etwa eine Spindel herumgereicht wird, vermuten die Kinder, dass es sich um jene handeln könne, die schon Dornröschen in einen langen Schlaf versetzt hat.

Interessantes Wissen zum Schaf, beispielsweise dass die weiße Fellstruktur sich ideal zum Färben eignet, wird so mit hautnahen Erlebnissen der nachhaltig gewonnenen Naturfaser verbunden.

Zum Schluss basteln die Kinder ein eigenes Filzarmband und verlassen den Workshop stolz mit ihrem ersten, selbst hergestellten Naturprodukt.

Ob dies nachhaltig das Kaufverhalten der Heranwachsenden formt, bleibt abzuwarten. Bärbel Goddon will jedenfalls auch künftig auf nachhaltige Kursangebote setzen.

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