Realschule Hardtberg Nachhilfe für Flüchtlingskinder

BRÜSER BERG · An der Realschule Hardtberg gibt es eine besondere Förderung für Flüchtlingskinder durch Lehrer und Ehrenamtliche.

Lehrerin Christiane Weber (Mitte, blauer Pulli) korrigiert mit einigen ihrer Schüler die Arbeitsblätter. Kathrin Schlosser (rechts) unterstützt sie dabei ehrenamtlich und mit viel Geduld. FOTO: GERLIND SCHABERT

"Ich kann Fußball spielen auch gern", sagt Mohammad mit kleinen Fehlern, aber niemand in der Klasse Va der Realschule Hardtberg grinst oder stöhnt. Denn alle Kinder, die hier sitzen, müssen erst noch Deutsch lernen

Die meisten der Zehn- bis 13-Jährigen sind erst seit August in Bonn. Sie stammen aus Syrien, Russland, Lettland, Portugal und Spanien. "Wenn sie kommen, sind sie sprachlich auf einem Level", beschreibt es Lehrerin Christiane Weber mit leisem Humor. "Weil ja alle nichts können. Aber dann zieht es sich sehr schnell auseinander. Der Ehrgeiz ist unterschiedlich und deshalb hat jeder seine eigene Lernstufe."

Niklavs, der einzige Blondschopf in der 17-köpfigen Klasse, sitzt konzentriert über ein Arbeitsblatt gebeugt. Er muss in einen Lückentext die Wörter einfüllen, die typisch für ein Telefongespräch sind. Wenn er alles richtig macht und eine gute Note bekommt, kann er an der langen bunten Pappe mit den verschiedenen Lernbereichen seine Wäscheklammer weiter nach vorne klipsen und ein anderes Thema in Angriff nehmen.

Zum Beispiel die 25? "Immer Ärger mit der Schwester - Vorlieben und Abneigungen äußern." Vor allem für die Syrer wie Khalil, Bilal, Rwlin und Rayan, aber auch für Liana aus Russland ist der Neustart in einem anderssprachigen Leben eine Herkulesaufgabe. Sie alle müssen zunächst einmal die lateinischen Buchstaben lernen - ganz von Anfang an.

"Sonst, wenn du am Bahnhof bist, kannst du nicht lesen und kommst zu spät", meint Khalil. Und Fatima ergänzt: "Wir müssen die Sprache lernen. Sonst können wir gar nichts machen." Jeden Dienstag bekommt Lehrerin Weber ehrenamtlich Unterstützung von Kathrin Schlosser. Bis zum Sommer hat die Physik- und Mathematiklehrerin am FEG unterrichtet, nun hat die passive Phase ihrer Altersteilzeit begonnen. Mit freundlicher Ansprache und Langmut setzt sie sich ein wenig abseits mit Kindern zusammen, für die ein Ansporn von außen besonders wichtig ist.

Gerade ist Felipe bei ihr und lässt seinen Test korrigieren. "Da hast du alle Artikel noch zusätzlich eingesetzt, das finde ich toll", lobt sie ihn. "Das gibt einen Sonderpunkt". Bis vor kurzem konnte Weber bei der Betreuung der oftmals traumatisierten Flüchtlingskinder auch auf die Hilfe der schuleigenen Sozialarbeiter setzen, doch seit dem Sommer gibt es keine mehr. Umso dankbarer ist sie ihrer Kollegin im Ruhestand: "Diese Hilfe ist wirklich einzigartig. Und unheimlich erleichternd."