Neustart nach Bonner Club-Insolvenz Mit Bridge dem Kopf Beine machen
Bonn · Nach 33 Jahren löst sich der Verein Bonner Bridge Club II auf. Notgedrungen. Ein Freundeskreis versucht nun den Neustart.
Nach 33 Jahren und mit zeitweise bis zu 178 Mitgliedern musste der Verein Bridge-Club-Bonn II (BBCII) im Herbst seine Insolvenz anmelden. „Es ist traurig“, sagt Helga Krause (84), die mehr als 20 Jahre lang Vorsitzende war. „Doch wegen der Corona-Pandemie haben wir uns nicht mehr treffen und auch keine neuen Mitglieder mehr akquirieren können.“
Es habe keine Kurse und keine Einnahmen mehr gegeben. „Nur noch Kosten“, so Krause. Auch wenn der Vermieter des Clublokals in der Ladenzeile am Finkenhof dem Verein durch einen Mietnachlass entgegenkam, habe man noch weiterhin jährlich 25 Euro Beitrag für jedes der bis dato noch 50 vorhandenen Mitglieder an den Deutschen Bridgeverband (DBV) zahlen müssen.
Für Krause, so ließ sie noch zu Beginn des vergangenen Jahres den GA wissen, sei Bridge zum Lebensmittelpunkt geworden. Skat sei ihr zu hektisch und Doppelkopf zu langweilig. „Alle anderen Kartenspiele sind Unterhaltung“, stellte ihre Vorstandskollegin Roswitha Barth fest. Nur Bridge könne dem Kopf Beine machen. Auch ihre Anfängerkurse, die sie bei der DRK-Familienbildung anbot, konnten seit März 2020 coronabedingt nicht mehr stattfinden.
Nun tut sich ein leiser Hoffnungsschimmer auf: 25 Mitglieder des in Auflösung begriffenen Vereins haben sich in einem Freundeskreis wiedergefunden. Wöchentlich wird immer mittwochs ab 9.30 Uhr in den von der Firma Wolanski im Buschdorfer Gewerbegebiet kostenfrei zur Verfügung gestellten Räumen gespielt. „Es wäre sehr schade, wenn mit der Auflösung des Vereins auch unsere Treffen beendet gewesen wären“, sagt Gerhard Haubrich, der sich mit Carola Rudolf und Margot Wolanski dafür einsetzt, das Bridgespielen in Präsenz fortzusetzen.
„Wir haben den Plan, dass wir uns in Zukunft vergrößern und auch wieder dem Verband beitreten können, um dann auch erneut an den offiziellen Turnieren teilzunehmen“, so Haubrich. Insgesamt könne man bei allen Bridgeclubs in Deutschland einen Rückgang der Mitgliederzahlen feststellen. Das sei einerseits dem Vorurteil geschuldet, dass Bridgespielen nur etwas „für alte Damen“ sei und andererseits der Entwicklung, dass sich das Spiel immer weiter auch ins Internet verlagerte. Vielleicht sei es dort einfach bequemer, ungeschminkt und in Jogginghose am Spiel teilzunehmen, mutmaßt Haubrich.
Er hat selbst erst 2016 nach einem Artikel im GA seine Leidenschaft für das Bridgespiel entdeckt. „Ab einem gewissen Alter“, so der promovierte Chemiker, sei das Bridgespielen nicht verkehrt. Ihn fasziniere die intellektuelle Herausforderung bei dem Spiel. „Bridge ist der spielerische Umgang mit komplexen Situationen“, fasst er zusammen. Bei dieser Attraktivität könne man kaum verstehen, dass Bridge in Deutschland nicht so bekannt und beliebt wie in Frankreich oder Polen ist, wo das Kartenspiel sogar als Wahlfach im Abitur angeboten wird.
„Wir hoffen darauf, dass wir in Zukunft auch jüngere Menschen für Bridge begeistern können“, sagt Carola Rudolf.
Wer Interesse hat, an den Treffen des Freundeskreises teilzunehmen oder das Bridgespiel kennenzulernen, kann sich unter der Telefonnummer ☎ 0178/1792895 an Gerhard Haubrich wenden.
Vorläufer von Bridge ist das aus England stammende Whist, 1529 erstmals erwähnt. Man vermutet, dass sich Bridge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Wahrscheinlich liegt der Ursprung in Russland oder der Türkei. Bei den Spielregeln geht es einfach los, es wird dann immer komplizierter. Das kann schon mal verwirrend sein. Benötigt wird ein Deck mit 52 Karten. Vier Spieler treten in zwei Teams mit jeweils 2 Personen an. Dann geht es in Phase eins: die Reizung. Die Spieler bieten um die minimale Anzahl von Stichen, die sie glauben, in dieser Hand gewinnen zu können. Danach beginnt das eigentliche Spiel. Es geht dann darum, so viele oder mehr Stiche zu erzielen, wie die Stufe, bis zu der man gereizt hat. bot