Ende des Adventsbasars in Matthäikirche Notbremse wegen Überalterung

Duisdorf · Zum letzten Mal organisierten acht Frauen ihren beliebten Adventsbasar in der Matthäikirche. Vorher wurden sie beim Reformationsgottesdienst verabschiedet. Auch in der Emmauskirche auf dem Brüser Berg steht ein Abschied bevor.

 Zwischen Socken, Mützen und Jacken: Sechs der acht Damen bei ihrem letzten Adventsbasar in der Matthäikirche.

Zwischen Socken, Mützen und Jacken: Sechs der acht Damen bei ihrem letzten Adventsbasar in der Matthäikirche.

Foto: Stefan Knopp

Was geschieht jetzt mit all den gestrickten und genähten Sachen, die auf dem Adventsbasar in der Matthäikirche am Sonntag nicht verkauft wurden? Denn es war der letzte seinesgleichen dort. Ab kommendem Jahr wird es den Adventsbasar nicht mehr geben. Am Publikum liegt das nicht. Die Damen vom Kreativen Arbeitskreis, die den Basar bislang organisiert hatten, waren immer zufrieden mit den Einnahmen, die sie einem guten Zweck zukommen ließen. Nein, es liegt an den Organisatorinnen selbst: die Älteste ist 92 Jahre alt, die meisten haben die 80 Jahre überschritten, Gabriela Kaufhold vom Leitungsteam ist mit fast 70 Jahren die Jüngste.

1992 starteten sie mit ihrem Handwerksbasar in der Adventszeit. Alles wurde selbst gestrickt, gehäkelt, gebastelt und genäht, von Schals, Mützen und Socken über Jacken und Babyschuhen bis zu Patchworktaschen und Krabbeldecken. Auch Weihnachtsdeko fand man da, außerdem selbstgemachte Marmelade und vieles mehr. Die Mitglieder arbeiteten zu Hause und einmal im Monat auch gemeinsam. „In den besten Zeiten hatten wir 16 Mitglieder“, sagte Kaufhold. Aber dann ging die Zahl kontinuierlich nach unten, die jetzt verbliebenen acht Beteiligten können ihr zufolge nicht mehr genügend produzieren für einen ganzen Basar.

Nachwuchs will sich nicht festlegen

Und Nachwuchs gibt es nicht. „Die jungen Frauen wollen sich nicht mehr festlegen“, so Kaufhold. Sie seien voll berufstätig – anders als es viele der jetzigen Mitglieder waren –, würden mehr Sport und anderes machen, um sich fit zu halten. Stricken sei immer noch beliebt, aber die Frauen kämen nur gelegentlich vorbei, um sich etwas Neues beibringen zu lassen.

Da bleibt nur, die liebe Tradition zu den Akten zu legen. Bis 2019 wurden durchgehend Basare veranstaltet, im vergangenen Jahr konnte man immerhin anrufen und das, was man haben wollte, dann abholen. Die Damen wurden beim Reformationsgottesdienst für ihr Engagement gewürdigt und verabschiedet. Das war, auch wenn es noch reichlich früh für einen Adventsbasar war, ein schöner Rahmen für diese Verabschiedung. Und wer weiß, welche Corona-Regeln in vier oder sechs Wochen gelten.

Auch der Handarbeitskreis der Emmauskirche wird im November verabschiedet

„Ich bin schon ein bisschen wehmütig, aber es hilft alles nicht“, sagte Kaufhold. Der Erlös aus dem letzten Basar solle nicht wie sonst an eine gemeinnützige Organisation gehen, sondern als Abschiedsgeschenk der evangelischen Gemeinde zugute kommen, die damit ihre Krippe erweitern kann: Die besteht bislang „nur“ aus der Heiligen Familie, man möchte ihnen Ochse und Esel an die Seite stellen.

Auch der Handarbeitskreis der Emmauskirche auf dem Brüser Berg wird laut der Ehrenamtskoordinatorin der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg Ulrike Knichwitz im November verabschiedet. Neu entwickelt sich dagegen derzeit das Angebot „Nadel & Faden“: Erika Zerbel lädt dafür jeden ersten und dritten Freitag im Monat ab 19 Uhr in „Die Wohnung“ in Medinghoven ein. Kontakt: ☎ 0163/292 15 05.

In der Reihe Monatsvorträge spricht am 15. November ab 19.30 Uhr Pfarrer Rainer Eppelmann über „Kirche in Diktatur und Demokratie“. Er war Bundesminister und ist ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

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