Bewirtschaftung am Meßdorfer Feld Nur noch Pferdemist und Kompost als Dünger

Duisdorf · Sascha Hellenthal ist als 16-Jähriger in die Bewirtschaftung des Meßdorfer Feldes hineingeraten. Jetzt hat er das Land von Josef Berg übernommen.

 Sascha Hellenthal hat als Jugendlicher das Treckerfahren gelernt.

Sascha Hellenthal hat als Jugendlicher das Treckerfahren gelernt.

Foto: Stefan Hermes

„Das wird kaum einer merken, dass ich das Meßdorfer Feld übernommen habe“, sagt Sascha Hellenthal. Der34-Jährige sitzt in der Küche seines Elternhauses und zeigt auf einem Tablet, mit welcher Fruchtfolge er ab März 2021 das Meßdorfer Feld bestellen wird. Dabei kennt er jede Ecke und jeden Winkel der rund 100 Hektar großen Fläche, von der er etwa

90 Hektar bewirtschaften kann, sehr genau. Auch wenn er nun als Pächter das nach seinen Angaben in mehr als 200 Parzellen mit teilweise bis zu zehn Eigentümern zerklüftete Ackerland in Eigenverantwortung bewirtschaftet, hat sich in seiner alltäglichen Arbeit für ihn nicht viel verändert.

Bis zu 25 Hektar Ackerland wird er auch in Zukunft alleine pro Tag mit dem Traktor bearbeiten können. Dank GPS-gesteuerter Traktoren sei das auch kein Problem, sagt er. Er werde einfach weiterarbeiten, so, wie er es auch die vergangenen achtzehn Jahre lang für und mit Josef Berg getan habe.

Berg hatte Hellenthal 2002 als Sechzehnjährigen auf der kaum 1,5 Hektar großen Parzelle von dessen Dransdorfer Tante Maria Schulz kennengelernt.

Das erste Treffen begann mit einer einfachen Frage

„Josef Berg hatte mich damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ihm zu helfen“, sagt Hellenthal, „so einfach fing das alles an.“ Da war ihm noch nicht klar gewesen, dass er mit seiner Zustimmung zum Helfen eine Lebensentscheidung getroffen hatte. Er machte seinen Traktorführerschein und fuhr schon bald auf Bergs Maschinen über das Meßdorfer Feld. Und es dauerte nicht lange, bis er seine Mitarbeit auf eigene Rechnung leistete. Auf Hellenthals Webseite (www.sh-agro.de) ist nachzulesen, dass er bereits 2008 seinen Lohnbetrieb als Maschinenführer gründete.

Drei Jahre später kam für ihn noch der Handel mit Landmaschinen hinzu.

Mit ersten 7,5 Hektar Acker machte er 2018 seinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb auf, der bis 2019 bereits auf etwa 70 Hektar Pachtland im Bereich von Röttgen anwuchs. Im November des gleichen Jahres übernahm er von Berg dessen Pachtverträge. Da war ihm schon durch die etwa 54 Hektar, die im Besitz der Stadt Bonn sind, durch einen Ratsbeschluss die ökologische Bewirtschaftung der Fläche, die von Meßdorf, Dransdorf, Endenich und Duisdorf begrenzt wird, als Auflage übertragen worden. Berg habe zum 1. Januar 2020 mit der Umstellung auf biologische Landwirtschaft begonnen.

Ernte geht 2021 noch in die Genossenschaft

Auf die Frage, was die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft in Zukunft für ihn bedeute, sagt Hellenthal nur wortkarg, „weniger Arbeit.“ Der Pflanzenschutz werde in Zukunft komplett wegfallen und den Mineraldüngerstreuer könne er nun abgeben. „In Zukunft werden wir nur noch mit organischem Dünger wie Pferdemist und Kompost arbeiten, den ein Lohnunternehmer ausbringt“, sagt er und zieht das Fazit, dass „im Endeffekt nicht viel anders ist“. Die Besucher des Meßdorfer Feldes würden den Besitzerwechsel kaum spüren. „Es fahren die gleichen Maschinen und ab und zu wird auch Josef Berg zu sehen sein“, so Hellenthal. Auch im kommenden Jahr wird seine Ernte noch als „Umstellungsware“ in die Genossenschaft gehen. Wie er darüber hinaus seine Ernte vermarkten kann, sei noch ungewiss. Erst im dritten Jahr werde es sich bei seinem eingebrachten Getreide und Pflanzungen um Ökoware handeln. „Wo die dann hingeht“, sagt er, wisse er noch nicht. Er sei mangels Lagerflächen darauf angewiesen, seine Ernten direkt vom Feld in die Raiffeisen-Genossenschaften nach Gelsdorf, Stotzheim oder Rheinbach zu fahren. Man müsse abwarten, so Hellenthal, ob sich auch der Landhandel bis dahin biozertifiziert habe und seine Ernten abnehmen könne. Ansonsten werde er zunächst seine Bioware weiterhin im konventionellen Handel vermarkten müssen.

Gegenüber den letzten Jahren werden durch die in der ökologischen Landwirtschaft erforderliche erhöhte Fruchtfolge auch Luzernegras, Roggen, Hafer, Ackergras und Triticale hinzukommen, eine Kreuzung von Roggen und Weizen. Durch den wechselnden Anbau verschiedener Kulturen, die unterschiedliche Ansprüche an den Boden stellen, bekommen Krankheiten und Schädlinge weniger Chancen, sich zu verbreiten.

Hellenthals Verhältnis zum ökologischen Landbau ist gespalten. Er ist davon überzeugt, dass man auch in der Vergangenheit schon vieles dafür getan hat, um ein Gleichgewicht zwischen Ökologie und Wirtschaftlichkeit herzustellen. „Für mich ist das jetzt einfach nur eine andere Bewirtschaftungsweise. Was ich davon halte, steht auf einem anderen Blatt“, sagt er und möchte das nicht weiter ausführen.

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