Meßdorfer Feld So stellt ein Bonner Landwirt auf ökologischen Betrieb um

Duisdorf · Der Pächter Josef Berg stellt seinen Betrieb nach und nach um. Laut eines Bonner Ratsbeschlusses sollen alle städtischen Äcker ökologisch bewirtschaftet werden - wir schauen, wie das am Meßdorfer Feld funktionieren kann.

Ökologische Landwirtschaft in Bonn: Landwirt auf Meßdorfer Feld stellt Betrieb um
Foto: Horst müller/Horst Müller

Wenn der Landwirt Josef Berg mit Gerät auf seinen Äckern auf dem Meßdorfer Feld arbeitet, wird er von den erholungssuchenden Städtern, die dort spazieren, joggen oder radeln, beäugt. Nicht immer grüßen sie ihn freundlich. Nein, er werde von manchem pampig angegangen. "Ich mache Lärm, es staubt - und überhaupt." Zwar sei es gut, dass die Menschen sensibler geworden sind, "aber viele Städter haben gar kein Verständnis mehr dafür, was auf den Feldern getan werden muss." Auch Spritzen und Düngen. "Nichts davon ist giftig oder schädlich", und dennoch wird Berg vom einen oder anderen angefeindet. "Nicht immer habe ich die Zeit, mit den Leuten zu reden und ihnen zu erklären", sagt er.

Obschon er das gerne tut. Denn ihm ist klar, dass sehr viele Menschen dieses Landschaftsschutzgebiet als ihr grünes Wohnzimmer betrachten. "Da passe ich vielleicht nicht ins Bild." Und ja, das Meßdorfer Feld ist die Grundlage seines Broterwerbs, seine Produktionsstätte, "aber der Bauer ist zugleich Landschaftspfleger". Früher waren alle Dörfer im Bonner Umland in große Agrar- und Freiflächen eingebettet. Als sie immer mehr zusammenwuchsen, blieb nur das Meßdorfer Feld übrig.

Meßdorfer Feld: 150 Hektar Landschaftsschutzgebiet

Der unbebaute Kern mit rund 150 Hektar ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen - ein Schutzwall gegen die immer näher rückende Bebauung. Landwirtschaftlich genutzt werden etwa 116 Hektar, davon sind 54 Hektar - also weniger als die Hälfte - im Besitz der Stadt. Die übrigen Flächen sind in Privatbesitz. Ein Blick ins Kataster zeigt, dass die Aufteilung überwiegend kleinstückig ist. Selbst die städtischen Flächen sind teils kleine, nicht immer nebeneinander liegende Parzellen.

Zwischen dem Pächter, Josef Berg, und der Stadt besteht laut Auskunft des Presseamtes ein sogenanntes Dauerschuldverhältnis. Das bedeutet, es wurde einmal ein Vertrag - ähnlich wie bei einem Arbeitsverhältnis - geschlossen, der sich bis zu einer Kündigung automatisch verlängert. Anfang des Jahres haben die Grünen mit einem Antrag die landwirtschaftlichen Pachtverträge in den Fokus gerückt: Die städtischen Äcker sollen vorrangig ökologisch bewirtschaftet werden.

Ökologische Landwirtschaft: Antrag der Grünen Anfang des Jahres

Das gilt insbesondere für das Meßdorfer Feld und die Siegauen. Der Antrag wurde im Rat einstimmig angenommen. Wie Grünen-Fraktionssprecherin Brigitta Poppe-Reiners erläutert, erforderten die beiden Grundsatzbeschlüsse einer systematischen Nachhaltigkeitsstrategie einerseits und der Beitritt Bonns zum Biostädte-Netzwerk andererseits konkrete Schritte wie etwa die Umstellung städtischer Flächen auf ökologischen Landbau.

Poppe-Reiners: "Dass der gesellschaftliche Zuspruch für den Ökolandbau zunimmt, zeigt die stetig steigende Nachfrage bei Biolebensmitteln." Ein weiterer Gesichtspunkt sei, die örtlichen Landwirte zu stärken. "Das dramatische Höfesterben und die immer häufigere Verpachtung an große Agrarunternehmer führt oft zu einem wenig nachhaltigen Umgang mit den Landwirtschaftsflächen."

Landwirt Josef Berg hat unterdessen mit der schrittweisen Umstellung von konventioneller auf ökologische Bewirtschaftung begonnen. Ein Schwerpunkt ist beispielsweise die erweiterte Fruchtfolge. Im Gegensatz zur Monokultur werden die angebauten Nutzpflanzenarten im Verlauf der Vegetationsperioden häufiger gewechselt, um die Bodenfruchtbarkeit zu erneuern beziehungsweise zu erhalten und Erosion vorzubeugen.

Allgemein bekannt ist etwa die Dreifelderwirtschaft mit der Abfolge Wintergetreide, Sommergetreide, Viehweide. "Für eine Zertifizierung als Biobetrieb ist eine siebengliedrige Fruchtfolge von Vorteil", erläutert Berg. "Und selbstverständlich der Verzicht auf mineralische Dünger und Chemie." Zum 1. Januar will er das Zertifikat in Händen halten. Allerdings kann er erst im dritten Jahr auch den Preis für Ökoware auf dem Markt erzielen.

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