Künstlergruppe Artic Pandemie verändert die Kunst

Duisdorf · Die Künstlergruppe Artic zeigt im Hardtberger Kulturzentrum wie sich ihre Kunst durch die Pandemie veränderte.

 Die Künstlergruppe Artic bei der Vorbereitung ihrer Ausstellung. Wolf Wetzker (auf der Leiter) hilft beim Aufhängen der Bilder.

Die Künstlergruppe Artic bei der Vorbereitung ihrer Ausstellung. Wolf Wetzker (auf der Leiter) hilft beim Aufhängen der Bilder.

Foto: Stefan Hermes

Voller Optimismus wählten die acht Künstler der Gruppe Artic für die Werkschau ihrer Arbeiten den Titel „Nach der Zeit“. Die Werke sind ab diesen Sonntag im Hardtberger Kulturzentrum an der Rochusstraße zu sehen.

Sie seien naiv gewesen, gibt Christiane Bless-Paar zu, dass sie glaubten, im November von einem „nach Corona“ sprechen zu können. Die Lockdowns in der Pandemie haben auch bei den sechs Künstlerinnen Bleß-Paar, Margot Frank, Ursula Heinzen, Mariola Hornung, Angela Molter und Petra Reisen-Knappe sowie dem Künstler Friedhelm Magin ihre Spuren hinterlassen.

„Ich habe angefangen, kleinere Formate zu malen“, so Bleß-Paar, die seit März 2020 als Ärztin in der Corona-Task-Force des Gesundheitsamtes im Einsatz ist. Sie habe „nicht den Kopf dafür“ gehabt, an etwas zu arbeiten, für das sie mehrere Wochen gebraucht hätte. So entstanden abstrakte, durch eher zurückhaltende Farbgebung nahezu als sanft zu beschreibende Bilderserien von ihr, die von der Natur inspiriert zu sein scheinen: Wiesen, Sträucher, Blätter und Blumen glaubt man erkennen zu können.

Mit einem bewusst naiv gesetzten Pinselstrich ist durch die Pandemie auch das bisherige Schaffen von Mariola Hornung nicht mehr wiederzuerkennen. In den letzten sechs Vor-Corona-Jahren hatte sie durch das Malen von rund 120 Porträts bekannter und weniger bekannter Bonnerinnen und Bonner einen festen Platz in der hiesigen Künstlerinnenszene eingenommen.

„Mit dem Verbot, sich näherzukommen“, sagt sie, sei für sie mit der Porträtmalerei Schluss gewesen. Hornung entdeckte die Illustration von Märchen für sich. Auslöser für den Genre-Wechsel war ihre zweijährige Enkelin Pina-Malinka, die an den bunten Malereien ihre große Freude bekundete. „Ich habe in der Zeit der Isolation einfach Farbe gebraucht“, sagt Hornung und lacht. Das habe ihr wieder Kraft verliehen. „Und dabei bleibe ich jetzt“, fügt sie noch hinzu.

Beppo, wie Petra Reisen-Knappe von ihrer Künstlergruppe genannt wird, habe während der Pandemie gar nicht gemalt, sagt sie. Sie hätte nur im Atelier des Kulturzentrums malen können. Das war jedoch bis zum Mai des Jahres geschlossen. „Ich brauche große Räume, viel Licht und die Menschen um mich herum“, sagt sie. Seit der Öffnung des Artic-Ateliers hat sie bereits einige an Macke, Turner, Hopper und Hockney erinnernde Bilder gemalt. „Ich male die ab“, erklärt sie unverblümt dazu.

 Man muss genau hinsehen, um das Gesicht im Bild von Friedhelm Magin zu entdecken.

Man muss genau hinsehen, um das Gesicht im Bild von Friedhelm Magin zu entdecken.

Foto: Stefan Hermes

Dagegen genießt Angela Molter die Freiheit, wieder malen zu können, was sie möchte, da sie als Kunsttherapeutin und Sozialarbeiterin ansonsten nur angewandt in der LVR-Klinik arbeitet. Dass sie ihre Malkunst einst an der Alanus Hochschule studierte, scheint unverkennbar. Ihre Arbeiten bewegen sich von gegenständlichen Alltagsszenerien in der Bonner Altstadt oder an der Nordseeküste bis hin zu einem abstrakten Bild, das ihre Stimmung beim Malen inmitten eines Sonnenblumenfeldes wiedergibt. Auf Reisen skizziere sie ihre Erinnerungen, die sie erst später im Atelier umsetze, sagt Molter.

„In der Coronazeit bin ich mehr in mein Innenleben gegangen“ sagt Friedhelm Magin. Dessen Komplexität erschließt sich dem Betrachter seiner Arbeiten nicht auf den ersten Blick. Im Gespräch mit dem GA wird allerdings deutlich, dass der Politikwissenschaftler, Therapeut, Dokumentarfilmer, IT-Spezialist und Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie, um nur einige seiner Tätigkeiten und Ausbildungen zu nennen, mit vielen Themen vertraut ist. So erstaunt es auch nicht, dass er sich durch eine spontane Herangehensweise an seine Bilder gerne selbst von dem Ergebnis überraschen lässt.

In kleinen Formaten zeigt Magin Gesichter, die für ihn den „Verlust von Gesichtern während der Coronazeit ersetzen“. Folglich nennt er seine kleine Werkschau auch „Face to Face“. Völlig unprätentiös sagt er, „ich mache einfach Farbe aufs Papier und sehe dann, was entsteht.“ So kämen Themen in seine Bilder, die ihm zuvor gar nicht bekannt waren. Magin lacht. „Die Bildvorstellungen, die ich habe“, fügt er nachdenklich hinzu, „scheinen mit meiner frühen Kindheit verbunden zu sein.“ Das Gesicht, sei dabei für ihn immer wesentlicher als das Gesagte gewesen.

Margot Frank hatte während der zurückliegenden Coronazeit keine Lust zu malen. „Ich war komplett isoliert“, sagt sie. Angefangen habe sie wieder mit kleineren Formaten. Trotzdem habe sie meist sehr lange daran gearbeitet. „Irgendwie fehlte mir immer der Energieschub“, sagt sie. Ihre Porträts lassen das nicht erkennen: sie wirken kraftvoll farbig und drücken eine ernsthafte Zuversicht aus.

Auch Ursula Heinzen sagt, dass sie die Coronazeit gelähmt habe. „Bis in eine Depression hinein“, gibt sie zu. Sie habe gemerkt, wie sehr ihr das Gemeinsame, die Gruppe gefehlt habe. Erst das kreative Arbeiten habe sie aus der depressiven Isolation herausgeführt. Ihre Bilder erzählen realistisch und abstrakt von Weite und zeigen die Freiheit, die sich mit endlosen Meereslandschaften verbindet.

Die Ausstellung „Nach der Zeit“ der Künstlergruppe Artic wird am Sonntag von 11 bis 18 Uhr im Kulturzentrum Hardtberg (Rochusstraße 276) und während der Veranstaltungen bis in den Januar hinein zu sehen sein. Besuch ist nur mit Maske unter Einhaltung der 2G-Regeln möglich. Einen Teil des Ausstellungserlöses spendet Artic an die Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers.

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