Bonner Jugendarbeit in Corona-Zeiten Pfadfinder vermissen ihr Lagerfeuer und die Lieder

Brüser Berg · Corona schränkt auch die Aktivitäten des Stamms Martin Bucer auf dem Brüser Berg ein. Es bleiben schöne Erinnerungen an Herbst-Zeltlager.

 Der Stammesälteste Gerald Möller beim Herbstlager in Kierspe.

Der Stammesälteste Gerald Möller beim Herbstlager in Kierspe.

Foto: Gerald Möller

Stammesältester Gerald Möller bedauert, „was Corona alles killt”. Der 67-Jährige gehört zum 80 Mitglieder starken Pfadfinderstamm Martin Bucer, der 1988 von Hermann und Ruth Federschmidt gegründet wurde. Aber auch den Pfadfindern, bei denen bekanntlich viele Unternehmungen an der frischen Luft auf dem Programm stehen, macht die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. „Wir leiden unter Corona vom ersten Tag an. Wir können ja nicht mit mehreren Metern Abstand herumlaufen und Lieder trällern, das geht einfach nicht. So funktioniert das Pfadfinderleben nicht”, erklärt Möller. Für gewöhnlich sitzen die Gruppen rund ums Lagerfeuer eng zusammen. „Völlig klar, dass so etwas Corona-Zeiten nicht stattfinden kann”.

Seit November steht das Stammesleben wieder still, wie schon im ersten Lockdown im März und April. Dazwischen hingegen war vieles möglich. „Über den Sommer konnten wir die Gruppenstunden draußen stattfinden lassen”, erzählt Möllers Ehefrau Heidi. Zudem sei man im Herbst in einem Zeltlager im Sauerland gewesen, immerhin 18 Pfadfinder konnten daran teilnehmen. Außerdem haben zwölf Pfadfinder die Mecklenburger Seenplatte erkundet. Auch die notwendigen Schulungen mit den sogenannten Sippenführern konnte man draußen durchführen.

In normalen Zeiten treffen sich die Sippen der über zwölfjährigen Pfadfinder einmal in der Woche für rund zwei Stunden. Die jüngeren Pfadfinder – die Wölflinge (der Jüngste ist sieben Jahre alt) – treffen sich ebenfalls einmal wöchentlich in sogenannten Meutenstunden.

Ansonsten besteht der Alltag des Stammes aus einer Menge Planung: „Generell ist der Pfadfinder immer in Vorbereitung auf eine Fahrt”, sagt Möller. „Wir lieben die Natur.” Häufig sind Wochenendzeltlager oder Singrunden am Lagerfeuer anberaumt. Seit März müssen die Pfadfinder zurückstecken, immer in Lauerstellung, dass sich doch ein wenig Abwechslung durch Aktivitäten ergeben könnte.

Seit Anfang November keine persönlichen Zusammenkünfte

Die 18-jährige Ida Karkos wurde vor kurzem als Stammesführerin gewählt. Die Abstimmung verlief online per Zoom-Sitzung. Mit ihrer Stellvertreterin Emine Nolden bildet sie ein weibliches Führungsduo, das die zuvor männliche Spitze ablöst. Immerhin waren im Sommer einige Ausflüge möglich, „an die wir uns gerne zurück erinnern“, sagen sie.

 Der Pfadfinderstamm bei der Bootstour im Sommer auf der Mecklenburger Seenplatte.

Der Pfadfinderstamm bei der Bootstour im Sommer auf der Mecklenburger Seenplatte.

Foto: Gerald Möller

Seit Anfang November gibt es nun gar keine persönlichen Zusammenkünfte mehr. Wenn man sich mal sieht, dann nur im Internet. Aber die Gruppe ist einsichtig. „Wir waren bisher noch keine Superspreader und wollen es auch nicht werden”, hält der Stammesälteste Möller fest. Daher wurden alle Treffen in Video-Konferenzen umgewandelt. „Wir versuchen, wo es geht, digital Kontakt zu halten und den Kindern und Jugendlichen zur regulären Gruppenstundenzeit Aufgaben zu geben”, erklärt Stammesmutter Heidi Möller. Allerdings könne dies das gewohnte Programm der Pfadfinder nicht ersetzen. „Pfadfinder sollen Baumsorten sowie Tierarten kennenlernen und auf Spurensuche gehen, aber die Gruppenstunden im Wald fallen aus”, sagt Gerald Möller frustriert. Auch die Gemeinschaftsräume sind aktuell geschlossen, folglich entfallen die Schulungen der Sippenführer, sowie die alljährlichen Veranstaltungen zum Jahresauftakt.

„Mir fehlt sehr, die ganzen Leute zu treffen, sowohl im Alltag als auch in den Ferien im Zeltlager”, sagt Karkos. Sie bedauere, dass alle größeren Events in der nächsten Zeit wohl nicht stattfinden können. Auch Heidi Möller räumt ein, unter der aktuellen Situation zu leiden. „Mir fehlen die Kinder und die regelmäßigen Treffen.” Zudem befürchtet sie Folgen der Beschränkungen: „Ich gehen davon aus, dass etliche von unseren Kindern irgendwann nicht mehr kommen werden, weil sie sich an eine andere Routine gewöhnt haben”. Schließlich sei der Videochat kein Ersatz für die Treffen vor Ort.

Dass Kinder oder Jugendliche den Stamm verlassen, sei normal, allerdings gebe es für gewöhnlich „immer neue Kinder die nachkommen. Das sind durch Corona aber nur wenige”. Zudem müssen man, selbst wenn persönliche Treffen wieder möglich wären, genau darauf achten, dass nicht zu viele kommen, um die Abstandsregeln einhalten zu können. „Das wird ja auch in Zukunft nur corona-konform funktionieren können”, blickt sie voraus.

Die Möllers freuen sich trotz allem aber bereits auf die Zeit nach dem Lockdown. „Sobald wir wieder dürfen, versuchen wir, so viele Aktivitäten wie möglich nach draußen zu verlagern.”

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