Wolfgang Harnisch geht in Rente Pfarrer vom Hardtberg kam aus der DDR nach Bonn

DUISDORF · Wolfgang Harnisch, Pfarrer auf dem Hardtberg, geht nach bewegten Zeiten in den Ruhestand. Ganz hört er aber nicht auf. Eine Urlaubsvertretung in Österreich ist schon geplant.

 Sagt Ade: Für Pfarrer Wolfgang Harnisch war der Beruf auch immer Berufung.

Sagt Ade: Für Pfarrer Wolfgang Harnisch war der Beruf auch immer Berufung.

Foto: Barbara Frommann

Pfarrer Wolfgang Harnisch ist dankbar. Dankbar für die vergangenen 32 Jahre, für die vielen Begegnungen, Erfahrungen und Gespräche, die er als Pfarrer in der Johanniskirchengemeinde/ Hardtberggemeinde erleben durfte. Am Sonntag wurde der 65-Jährige von seiner evangelischen Kirchengemeinde mit einem großen Gottesdienst in der Matthäikirche, einem anschließenden Imbiss und einer Gemeinderevue in den Ruhestand verabschiedet. Wehmütig ist der Theologe keinesfalls, nein, er freut sich auf seinen Ruhestand. „Wenn ich mir so manchen Ruheständler anschaue, wie er mit einem Lachen durchs Leben geht, glaube ich, dass der Ruhestand wirklich etwas Schönes ist“, so Harnisch.

Seit dem 1. Februar 1987 war Harnisch Pfarrer im Stadtbezirk Hardtberg. Angefangen hatte er als 33-Jähriger in Medinghoven in der vormals sehr großen Johanniskirchengemeinde mit ihren insgesamt sieben Bezirken. Dabei war der Theologe auch regelmäßig über seinen Pfarrbezirk hinaus tätig. In der Johanniskirche in Duisdorf, in der Thomaskirche in Röttgen, in der Jesus-Christus-Kirche in Alfter-Witterschlick, in der katholischen Pfarrkirche in Alfter-Oedekoven und in der Matthäikirche in Duisdorf hat er junge Menschen konfirmiert. Mit der Gründung und Abspaltung der Evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg im Jahr 2015 mit den zwei Gemeindezentren Matthäi in Duisdorf und Emmaus auf dem Brüser Berg hat Harnisch zudem viele Veränderungen und Entwicklungen der evangelischen Gemeinde in Hardtberg miterlebt und beeinflusst.

Eine Statistik darüber, wie viele Kinder er getauft hat und wie viele Ehen er geschlossen hat, hat er nicht geführt. „Es waren auf jeden Fall sehr, sehr viele“, resümiert er. Seit 35 Jahren lebt Wolfgang Harnisch in Bonn. Nach seiner Ausreise aus der DDR im Frühjahr 1984 konnte der gebürtige Hallenser allerdings nicht gleich als Pfarrer tätig werden. „Ich bin damals nach Bonn gekommen, weil hier ein befreundeter Pfarrer lebte“, erzählt Harnisch. Weil damals viele Pfarrer die DDR verließen, mussten sie ihre Ordinationsurkunden abgeben, weshalb sie im Westen zeitweilig nicht mehr als Pfarrer arbeiten konnten.

Auch Harnisch war betroffen. So heuerte er bei der Theologischen Fakultät der Universität Bonn als Hilfskraft an, bekam wenig später aber eine bessere Stelle – ebenfalls an der Uni. „Als dann die Pfarrer-stelle in Medinghoven frei wurde, habe ich mich darauf beworben und konnte am 1. Februar 1987 anfangen“, erinnert sich der 65-Jährige. Dass seine Bewerbung vor mehr als 30 Jahren eine richtige Entscheidung war, merkt Harnisch auch an der Resonanz aus seiner Gemeinde. „Ich habe mich wirklich sehr gefreut, wie mich die Gemeinde wertschätzt. Was im Gemeindemagazin über mich geschrieben wurde, ist wirklich nett“, so Harnisch.

Ganz besonders hat er sich über die Zeilen von Superintendent Eckart Wüster gefreut. „Mit ihm habe ich lange zusammengearbeitet, ich war ja Vize-Superintendent“, sagt Pfarrer Harnisch. „Wolfgang Harnisch hat seinen Beruf als Pfarrer immer als eine Berufung verstanden und gelebt. Er strahlt eine große Freude an diesem besonderen Beruf aus. An seiner Art, Gottesdienste zu halten und zu predigen, spürt man das“, schreibt Wüster in seinem Grußwort.

Weil es seine Berufung ist, wird Harnisch auch nicht gleich ganz von seinem Beruf loslassen. Bald wird er in Österreich eine Urlaubsvertretung übernehmen. „Ich werde dann vier Wochen lang in der Nähe des Millstätter Sees sein und einen Kollegen dort vertreten. Natürlich wird es nicht die Ausmaße annehmen wie hier in Bonn“, sagt er. Die neu gewonnene Freizeit möchte der 65-Jährige aber auch nutzen. Mindestens zweimal im Jahr ist er in seiner Geburtsstadt Halle (Saale) und besucht dort seine Mutter. „Nun kann ich dort immer etwas länger dort bleiben. Zwei meiner Kinder leben in Berlin, eines in Stuttgart – es gibt also genug Gründe für Reisen“, so Pfarrer Wolfgang Harnisch. Seit mehr als 30 Jahren ist er dem Diakonischen Werk verbunden, diese Verbindung will er weiterhin pflegen.

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