Pflegekräfte am Uniklinikum Warum ein Bonner Künstler den Streikenden das Sprayen beibringt

Bonn · Eine sitzende Krähe – dieses Symbol ist in der Bonner Innenstadt in Vergangenheit mehrfach aufgetaucht, beispielsweise an Laternenpfählen. Wer steckt dahinter und was haben die streikenden Pflegekräfte am UKB damit zu tun?

 Das Ausschneiden ist das Wichtigste: S. BonnapArt zeigt Streikenden am UKB, wie man ein Stencil herstellt.

Das Ausschneiden ist das Wichtigste: S. BonnapArt zeigt Streikenden am UKB, wie man ein Stencil herstellt.

Foto: Stefan Knopp

„Das Ausschneiden ist das Schönste“, davon ist der Street-Art-Künstler S. BonnapArt überzeugt. Jedenfalls ist es unverzichtbar, wenn man eine Schablone bauen möchte. Diese braucht man, um ein sogenanntes Stencil zu erstellen, ein Graffiti. Die streikenden Pflegekräfte der Bonner Universitätskliniken wissen jetzt, wie das geht: S. BonnapArt hat es ihnen an einem ihrer Streiktage gezeigt.

Das Stencil entsteht, wenn man eine vorgefertigte Schablone auf eine Oberfläche legt und mit einer Sprühdose übersprüht. Das ist einfach, geht schnell und hinterlässt idealerweise kein Graffiti-Geschmiere, sondern ein Muster wie die Krähen, die S. BonnapArt überall in Bonn an und anderen Stellen hinterlässt. Das Ergebnis wird so sauber, wie die Schablone gearbeitet ist. Deshalb wird die Hauptarbeit vorab erledigt, damit es dann beim Sprühen schnell gehen kann.

Kunst, die nachts entsteht

Dafür wiederum braucht man das richtige Material und viel Übung. Eine streikende Pflegerin, die mit einer Schere den Kölner Dom aus einem dicken Stück Pappe ausschnitt, konnte jedenfalls der Aussage, das Ausschneiden sei das Schönste daran, nicht zustimmen. S. BonnapArt arbeitet da lieber mit einem Teppichschneider. Das Muster muss vorher auf die Pappe aufgezeichnet werden, dann schneidet man es aus und kann schließlich sowohl die Schablone als auch den Ausschnitt verwenden, um das Muster auf einen Untergrund zu sprühen. Je nachdem, ob man ein positives oder negatives Bild haben möchte, also etwa den Kölner Dom in bunt oder in der Untergrundfarbe mit bunter Umrandung.

Der Street-Art-Künstler ist seit drei Jahren in Bonn unterwegs, natürlich vorrangig nachts. Leute wie er arbeiten am Rande der Legalität, deshalb treten sie auch nur mit ihren Künstlernamen auf, die Bekannteren heißen etwa Nemo, Boxi oder Evol, und halten nicht ihr Gesicht in die Kamera – wie viele Menschen wissen zum Beispiel, wie Banksy aussieht, der wohl Prominenteste von allen? Die Illegalen Graffiti-Schmierereien machen ihnen natürlich das Leben schwer, aber ihrer Leidenschaft wollen sie dennoch nachgehen. Da sind die Schablonen eine große Hilfe, mit denen sich leicht Schriftzüge, Bilder und sonstiges aufsprühen lassen.

S. BonnapArt hat die sitzende Krähe als Erkennungslogo gewählt. Einige hatte er zum Streiktermin mitgebracht, damit die streikenden Pflegekräfte am UKB sie gestalten konnten. Sie individualisierten sie, um sie anderen Streikenden zu überreichen, die am Dienstag von den Unikliniken in Köln, Aachen, Düsseldorf, Essen und Münster für eine gemeinsame Kundgebung auf den Venusberg gekommen sind (der GA berichtete).

Es war nach eigener Aussage der erste öffentliche Auftritt des Street-Art-Künstlers, der dementsprechend etwas nervös war. Ihm sei es ein Anliegen, sich auch sozial zu engagieren und die Streikenden zu unterstützen.

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